Eibenkogellift Lackenhof
ORF
ORF
Wirtschaft

Lackenhof: Viel Freude und noch mehr Arbeit

Nachdem die Ötscherlifte in Lackenhof (Bezirk Scheibbs) entgegen aller Ankündigungen doch weitergeführt werden, beginnen die Saisonvorbereitungen. Noch herrscht Erleichterung, künftig wird sich der Ort auf viele Neuerungen einstellen müssen.

Die in Lackenhof (Bezirk Scheibbs) allseits präsenten Transparente „Rettet den Ötscher“ erinnern noch an die Aufregung der vergangenen Woche. Am 26. November – unmittelbar vor dem Start der Wintersaison – wurde das überraschende Aus angekündigt, Mitarbeiter wurden gekündigt. Am 3. Dezember, genau eine Woche später, gab das Land Niederösterreich bekannt, das Skigebiet zu übernehmen.

Diese Entscheidung widersprach allen vorherigen Äußerungen. Das Land hielt bislang 40 Prozent, nach dem Ausstieg der Schröcksnadel Gruppe als Mehrheitseigentümer werden es nun 100 Prozent sein. Lackenhof soll außerdem mit dem knapp 20 Kilometer entfernten Skigebiet am Hochkar (Bezirk Scheibbs) fusioniert werden – vorerst befristet auf knapp zwei Jahre.

Wenige Stunden nach der überraschenden Wendung waren die Transparente mit einem „Danke“ ergänzt, im Ort herrscht große Erleichterung, die Vorbereitungen auf die nun doch stattfindende Winterskisaison wurden am Samstag aufgenommen. Beim Besuch von noe.ORF.at in Lackenhof sprühten Schneekanonen bereits den ersten Schnee auf die Piste, auch die eingeschneiten Pistenraupen wurden wieder in Betrieb genommen.

Skibetrieb schon bald wieder möglich

Walter Friedl, Betriebsleiter der Ötscherlifte, hält einen „sehr baldigen“ Saisonstart für realistisch. „Wir waren der Hoffnung, dass es wieder weiter geht und offenbar war die Hoffnung berechtigt. Nach dem Aus ist es uns jetzt gelungen, sehr schnell zumindest ein kleines Team bereitzustellen und auch die Bedingungen der Piste sind dieses Jahr gut. Wenn es jetzt noch ein wenig kälter wird, können wir bald zumindest mit einem ersten Teilbetrieb wiedereröffnen.“

Laut ecoplus Alpin GmbH, jener Landestochter, die bis zuletzt 40 Prozent der Anteile hielt und bald alleinige Eigentümerin ist, „kommen die gekündigten Mitarbeiter wieder zurück“ und es würden bereits Gespräche geführt, bestätigte Geschäftsführer Markus Redl gegenüber noe.ORF.at.

An die Übernahme durch das Land ist die Bedingung geknüpft, die Ötscherregion um Lackenhof touristisch auf neue Beine zu stellen. Damit liegt der Ball vorerst wieder in der Region. Während der nächsten knapp zwei Jahre ist sie gefordert, neue und zeitgemäße Konzepte zu entwickeln „und etwas zu schaffen, das tragfähig ist – auch weit über die zwei Jahre hinaus. Der schneegebundene Wintertourismus wird das alleine nicht sein können“, so Redl.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Transparent „Rettet den Ötscher“
ORF
Bis Freitag wurde die „Rettung des Ötschers“ gefordert, am Samstag waren die Transparente um ein „Danke“ ergänzt
Schneekanone und Pistenraupe
ORF
Am Wochenende wurde bereits daran gearbeitet, die Pisten wieder ski- und snowboardtauglich zu bekommen
Schneekanone
ORF
Die Angestellten der Ötscherlifte hatten bereits Kündigungsschreiben erhalten und sollen nun wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren können
Walter Pöllinger in einem seiner Gästezimmer
ORF
Die nächsten Monate muss die Region nützen, um sich ganzjährig neu auf Gäste einzustellen. Das bestätigt auch Walter Pöllinger, Obmann des Ötscher Tourismusvereins
Schild „Zimmer frei“
ORF
Der teils eingeschlafene Tourismus in Lackenhof muss sich auf neue Beine stellen, um mit anderen Regionen Schritt halten zu können

Region muss sich neu aufstellen

Noch überwiegt in Lackenhof die Erleichterung über die Entscheidung des Landes. Walter Pöllinger, selbst Gastwirt und Betreiber einer Pension mit knapp 20 Zimmern sowie Obmann des Ötscher Tourismusverbands sieht die zweijährige Bewährungsfrist des Landes „als Auftrag, jetzt eine ordentliche Saison hinzulegen“.

Pöllinger zufolge gelte es nun, eine letzte Chance bestmöglich zu nützen. „In den letzten Jahren ist nicht viel investiert worden. Man muss auch die Betriebe in die Pflicht nehmen, sich weiterzuentwickeln.“ Durch die „Achterbahnfahrt“ der vergangenen Woche sei mittlerweile allen Beteiligten klar, „dass etwas getan werden muss“.

Durchaus selbstkritisch zeigte sich beim Besuch von noe.ORF.at nicht nur der Tourismus-Obmann, sondern auch Renate Rakwetz (SPÖ), die Bürgermeisterin der Gemeinde Gaming, zu der Lackenhof gehört. In der Weiterentwicklung des Tourismus ist ihr zufolge „sicher etwas verschlafen worden“.

Vorbereitungen in Lackenhof

Große Freude und Erleichterung herrscht in Lackenhof am Ötscher über die Rettung des Skigebiets durch das Land. Bereits am Samstag sind die ersten Vorbereitungen für den bevorstehenden Saisonstart angelaufen.

Suche nach ökologisch verträglichem Ganzjahreskonzept

Neben einer Taskforce, die das Land ins Leben gerufen hat, gibt es auch in der Region Arbeitsgruppen, die sich in Zukunft mit der touristischen Zukunft befassen werden. Rakwetz zufolge geht es dabei „um den Ganzjahrestourismus, anders können die Unternehmen nicht überleben. Wir wollen Lackenhof wieder beleben, es soll hier wieder etwas los sein.“

In Anbetracht der zuletzt stetig gesunkenen Nächtigungszahlen und der Verluste, die das Skigebiet in den letzten Jahren verzeichnen musste, wartet nach der Rettung der Ötscherlifte noch ein großes Stück Arbeit. Die Ausgestaltung der Zukunftskonzepte ist noch offen, die Grundrichtung aber nicht, wenn es nach der Bürgermeisterin geht: „Das Konzept muss sicherlich mit der Natur im Einklang sein“, so Rakwetz.

Redl ergänzt, dass es auch darum gehe, Konzepte zu finden, die den Grundeigentümer überzeugen können. Die Motivation jener, die das Aus vergangene Woche stark getroffen hatte, gelte es jetzt mitzunehmen „und in etwas Neues zu verwandeln“, so Redl. Dem stimmt auch Rakwetz zu. Sie hatte eine Online-Petition zur Erhaltung des Skigebietes gestartet, die in der vergangenen Woche etwa 19.000 Unterstützerinnen und Unterstützung gefunden hat.