Click and Collect
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Wirtschaft

„Click and Collect“ bringt wenig Umsatz

Viele Händler versuchen mit „Click and Collect“ oder „Call and Collect“ – telefonisch oder online bestellen und vor dem Geschäft abholen – einen Teil des Weihnachtsgeschäfts zu retten. Finanziell hat das für viele Betriebe aber kaum Bedeutung.

Mittlerweile haben die Geschäfte seit zwei Wochen geschlossen. Den Händlerinnen und Händlern bleibt eine Möglichkeit, ihre Ware anzubringen: „Click and Collect“ oder „Call and Collect“. Das heißt: anrufen und die Ware vor dem Shop abholen. Das ist auch in der Innenstadt von Wiener Neustadt die Devise.

Judith Hönig leitet dort ein kleines Dekogeschäft. Die Vorweihnachtszeit ist für sie besonders wichtig. Um Christbaumkugeln, Weihnachtsservietten oder Krippenfiguren auch während des Lockdowns verkaufen zu können, müsse man flexibel sein, so Hönig: „Wenn bei uns Kunden anrufen und nach bestimmten Produkten fragen, schaue ich nach, schicke Fotos oder gebe telefonisch Auskunft, was alles da ist. Ich kann es in die Auslage stellen. Ich kann es den Kunden vor die Türe tragen. Also eigentlich machen wir alles, damit der Kunde zu seinen Sachen kommt, die er gerne hätte.“

Leopoldine Maurer aus Lichtenwörth (Bezirk Wiener Neustadt) ist eine der Kundinnen, denen Judith Hönig trotz Lockdowns etwas verkauft. Sie hat eine Tasche aus Filz in der Auslage gesehen und das Stück kontaktlos abgeholt. „Es ist eine tolle Idee, dass wenigstens das in dieser schwierigen Zeit möglich ist. So bleibt das Ganze wenigstens in Wiener Neustadt bei den regionalen Händlern", so Maurer.

Kontakt mit Kundinnen über Social Media

Auch auf einen neuen Wintermantel oder einen Wollschal muss man während des Lockdowns nicht verzichten. Martina Schober, Inhaberin einer Modeboutique am Wiener Neustädter Domplatz, setzt bei „Click and Collect“ auf Soziale Medien: „Ich poste viele Fotos von den Kleidungsstücken auf Social Media. Da kommt täglich etwas dazu. Dann bekomme ich Rückmeldungen von den Kundinnen, was ihnen gefällt und was sie gerne hätten – und das wird zusammengepackt und vor meinem Geschäft abgeholt.“

Trotzdem kaufen die Kundinnen lieber direkt im Geschäft ein, um die Kleidungsstücke auch anprobieren zu können – ein Problem, das man in der Parfümerie Hölbling ein paar Straßen weiter nicht hat, „weil die Kunden ja genau wissen, was sie wollen. Sie wissen, sie wollen eine bestimmte Creme, einen gewissen Duft, ein Körperpflegeprodukt. Dann kann ich es einfacher rausverkaufen als zum Beispiel Mode, die man ja anprobieren muss“, sagt Parfümerie-Verkäuferin Elfriede Haas. Von Ansturm kann trotzdem keine Rede sein. Haas nimmt telefonisch Bestellungen entgegen, die dann an drei Tagen pro Woche abgeholt werden können.

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Click and Collect Dekogeschäft
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Judith Hönig darf ihre Kunden zwar nicht ins Geschäft lassen, aber sie bringt ihnen bestellte Ware zur Tür
Click and Collect Modegeschäft
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Martina Schober postet Fotos ihrer Ware auf Instagram, um ihre Kundinnen auch während des Lockdowns darauf aufmerksam zu machen
Click and Collect Parfümerie
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Elfriede Haas nimmt telefonisch Bestellungen entgegen – egal ob Parfum, Lippenstift oder Pflegecreme
Innenstadt Wiener Neustadt
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Trotz Lockdowns ist in der Wiener Neustädter Innenstadt einiges los
Click and Collect
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Vor allem im Buchhandel scheint sich „Click and Collect“ gut etabliert zu haben

„Finanziell ein Tropfen auf den heißen Stein“

Martina Schober ist sehr froh, die Möglichkeit zu haben, ihre Kleidungsstücke zumindest auf diesem Weg anbieten zu können, aber „finanziell ist es ein Tropfen auf den heißen Stein, wie man so schön sagt.“ Diesen Eindruck bestätigen auch Elfriede Haas und Judith Hönig.

Es gebe zwar keine genauen Daten, aber insgesamt dürfte der Umsatz, den man durch „Click and Collect“ retten kann, schätzungsweise im einstelligen Prozentbereich des Normalumsatzes liegen, sagt Karl Ungersbäck, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Leichter hätten es Geschäfte, die auch Online-Shops betreiben, so Ungersbäck. Von Branche zu Branche wird das Vorbestellen im Internet oder per Telefon jedenfalls recht unterschiedlich angenommen. Relativ gut habe sich „Click and Collect“ etwa im Buchhandel etabliert. Schwieriger sei es für Schuh- und Bekleidungsgeschäfte.

„Freuen uns über jeden einzelnen Kunden“

Dennoch sei man froh, „Click and Collect“ anbieten zu können – vor allem in Hinblick auf die Kundenbindung, heißt es von der Wirtschaftskammer. „Wir freuen uns über jeden einzelnen Kunden, auch wenn wir ihn nur ganz kurz zum Abholen sehen dürfen“, betont Elfriede Haas von der Parfümerie Hölbling.

Am meisten erwartet wird aber das Ende das Lockdowns: „Ich freue mich schon, wenn ich meine Kundinnen wieder persönlich empfangen kann und auf den zwischenmenschlichen Kontakt“, meint etwa Martina Schober. Und Elfriede Haas ergänzt: „Das ganze Schöne ist jetzt nicht möglich, dass wir den Kunden Cremes auftragen, dass sie Düfte durchprobieren. Ich hoffe, dass wir das ab nächster Woche wieder dürfen.“ Die Hoffnung von Judith Hönig teilen wohl alle Geschäftstreibenden: „Die größte Hoffnung ist, dass wir nie wieder zusperren müssen.“