Luftaufnahme Gloggnitz
Günter Pachschwöll
Günter Pachschwöll
Kultur

Gloggnitz will Mozart-Stadt werden

Die Stadt Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) startet 2022 die Kulturreihe „moz art“. Mit Solisten und Ensembles aus aller Welt möchte die Stadt sein kulturelles Profil schärfen und ein besonderes Gloggnitzer Auftragswerk würdigen: Mozarts Requiem.

Ob Wolfgang Amadeus Mozart je Gloggnitz besuchte, ist nicht überliefert. Doch eine seiner Kompositionen ist dennoch untrennbar mit Gloggnitz verbunden: Das Requiem in d-Moll (KV 626). Graf Franz Anton Walsegg (1763-1827), Herr über das Gloggnitzer Schloss Stuppach, gab das Werk 1791 bei Mozart in Auftrag, es wurde das letzte Werk des im selben Jahr verstorbenen Komponisten.

230 Jahre später startet die Stadt Gloggnitz die umfangreiche Kunst- und Musikinitiative „moz art“. Konzerte weltbekannter Solistinnen und Solisten und Ensembles sollen Gloggnitz zu einem kulturellen Fixpunkt in der Region machen, so der Gedanke dahinter.

Mozart modern und rebellisch

Der festliche Auftakt soll im Juni 2022 mit zwei Konzerten der Berliner Symphoniker über die Bühne gehen. „Wir interpretieren Mozart aber in seiner rebellischen Spielweise, also als den Komponisten für das Volk, als der er sich ja auch selbst gesehen hat“, sagt Kulturstadtrat Peter Kasper (WFG „Wir für Gloggnitz“). Neben den klassischen Konzerten soll es pro Jahr auch 60 Veranstaltungen aus den Bereichen elektronischer und Gegenwartsmusik geben. Man wolle Mozart ins 21. Jahrhundert transformieren, so Kasper.

Rebellisch mutet auch die Schreibweise des Kulturprojektes mit der markanten Lücke zwischen „moz“ und „art“ an. „Mit der Pause in der Schreibweise wollen wir die Inspiration über alle Kunstgattungen hinweg betonen“, erklärt Kasper. Dass Mozart die Kunst – also „Art“ – im Namen getragen habe, solle als Signal verstanden werden. Mut zur Lücke sei Programm.

Johannes Kropfitsch wird künstlerischer Leiter

Als künstlerischen Leiter und Intendanten konnte Gloggnitz den Pianisten, Komponisten und Mozart-Experten Johannes Kropfitsch gewinnen, der bereits vor Jahren die Pörtschacher Brahmswochen erfolgreich initiierte. Er sieht „moz art“ vor allem als Inspirationsquelle für Neuinterpretationen von Mozarts Werk und möchte auch eine weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Komponisten anregen. „Die Chance, sich in allen Kunstgattungen, aber natürlich vor allem in der Musik, mit dem Genie Mozart im 21. Jahrhundert zu beschäftigen, ist einmalig“, so Kropfitsch.

Johannes Kropfitsch
Johannes Kropfitsch
Johannes Kropfitsch ist der künstlerische Leiter von „moz art“

Die Konzerte werden auf Schloss Gloggnitz, im Renner-Museum, der Pfarrkirche, im Sommer auf Freiluftbühnen und im neuen Schulzentrum stattfinden. Dieses bietet im Turnsaal Platz für 400 bis 500 Besucherinnen und Besucher. Anfang April wird die städtische Musikschule außerdem in „Mozart Musikschule Gloggnitz“ umbenannt. Daneben laufen die seit 2003 privat organisierten Mozartkonzerte auf Schloss Stuppach in Abstimmung mit der Stadt weiter.

Salzburg, Wien, Prag – und Gloggnitz

Mit der umfassend angelegten Kulturinitiative „moz art“ wolle man der Stadt, aber auch der gesamten Region neue und langfristige Impulse geben, heißt es von Bürgermeisterin Irene Gölles (WFG). Im Laufe des kommenden Jahres wird sich die Stadt daher auch den offiziellen Titel „moz art-Stadt Gloggnitz“ geben. „Neben Salzburg und Wien ist die Stadt Gloggnitz mit Schloss Stuppach, dank der besonderen Ereignisse rund um die Entstehung des Requiems, ein weiterer authentischer Mozart-Ort von wohl internationaler Bedeutung“, sagt auch Intendant Kropfitsch in einem eigens produzierten Video.

Dass Graf Walsegg den Grundstein für ein neues kulturelles Profil von Gloggnitz legen würde, konnte er 1791 selbstverständlich nicht ahnen. Ihm ging es darum, seine geliebte Ehefrau, die im Alter von 21 Jahren verstarb, mit der Musik des großen Meisters zu betrauern. Mozart jedoch konnte das Auftragswerk nie vollenden. Am 5. Dezember 1791 starb er inmitten der Arbeiten, sein Schüler Franz Xaver Süßmayer vollendete das Werk. Uraufgeführt wurde das Requiem erst 1793, zuerst in Wien und anschließend unter der Leitung Walseggs in Wiener Neustadt. Das Originalmanuskript behielt der Graf bis zu seinem Tod 1827 auf Schloss Stuppach. 1830 wurde das Requiem dann an die Österreichische Nationalbibliothek übergeben, wo es bis heute aufbewahrt wird.