Katze mit Schutztrichter nach Kastration
pixabay/PublicDomainPictures/17902
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Tiere

Streunerkatzen: Chip statt Ohrenschnitt

In Niederösterreich wird kommendes Jahr eine neue Methode getestet, um kastrierte Streunerkatzen zu kennzeichnen. Bisher wurden den Tieren die Ohrspitzen abgeschnitten. Ab 2022 bekommen sie testweise Mikrochips unter die Haut implantiert.

In den vergangenen mehr als 20 Jahren wurden in Niederösterreich mithilfe von öffentlichen Förderungen etwa 11.000 Streunerkatzen kastriert. Ab dem kommenden Jahr soll den betroffenen Katzen dabei auch gleich ein Chip implantiert werden. Damit soll laut dem für Tierschutz zuständigen Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ).auf die bisherige Methode des Entfernens der Ohrspitzen der Katze („Ear Tipping“; Anm.) „probeweise“ verzichtet werden.

Beim Auslesen der unter die Katzenhaut gesetzten Mikrochips wird zweierlei ersichtlich, erklärt Bernhard Kammerer, Präsident der niederösterreichischen Tierärztekammer: erstens, dass es sich bei dem Tier um eine Streunerkatze handelt und zweitens, dass es schon kastriert wurde. Kammerer zufolge wurden die Geräte, die zum Auslesen der Chips verwendet werden, zuletzt deutlich sensibler und dadurch einsatztauglicher, was einen flächendeckenderen Einsatz der Mikrochips möglich mache.

Weniger massiver Eingriff für Streunerkatzen

Auf das „Ear Tipping“ künftig zunehmend zu verzichten, hat laut Kammerer zwei wesentliche Vorteile. Zum einen sei der Eingriff beim Abtrennen der Ohrspitzen „gröber“ als beim Implantieren eines Chips und zum anderen ließen sich dennoch viele kastrierte Streunerkatzen nicht von Unkastrierten unterscheiden, da viele von ihnen im Lauf ihres Lebens bei Kämpfen mit anderen Katzen Verletzungen an der Ohren davontragen, die meist ähnlich aussehen würden wie die vom Tierarzt abgeschnittenen Ohrspitzen.

„Speziell für Laien ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, ob ein Streuner Kampfspuren aufweist oder ob es sich um ein kastriertes Tier handelt“, so Kammerer gegenüber noe.ORF.at. „Erschwerend kommt hinzu, dass es keine klaren Richtlinien gibt, wie viel vom Ohr tatsächlich abgetrennt werden soll.“

Chips sollen helfen, „Missbrauch vorzubeugen“

Anders als bei Hunden ist bei Katzen das Chippen nicht verpflichtend vorgeschrieben. Waldhäusl zufolge wird der Einsatz von Mikrochips im Jahr 2022 zunächst nur getestet. Sollte sich die neue Methode bewähren, könnte sie das Stutzen der Ohren künftig ersetzen, so Kammerer. Übernommen werden die Kosten der Mikrochippung zu jeweils einem Drittel vom Land, von der jeweiligen Gemeinde und der niederösterreichischen Tierärztekammer.

Waldhäusl zufolge sei die entsprechende Kennzeichnung der behandelten Tiere wichtig, um „Missbrauch vorzubeugen“. Kammerer bestätigt, dass es "immer wieder zu Fällen gekommen ist, bei denen Privatpersonen Hauskatzen als vermeintliche Streunerkatzen zur Kastration gebracht haben, um sich die Behandlungskosten zu sparen. Ein Fördermissbrauch ist bestimmt nicht im Sinne des Tierwohls“.