Frau in NÖ Industriebetrieb
Felix Büchele
Felix Büchele
Wirtschaft

Kompetenzatlas soll Stärken fördern

Acht von zehn Betrieben in Niederösterreich klagen derzeit über Facharbeiterinnen und Facharbeitermangel. Mit einem neuen Projekt, dem sogenannten Kompetenzatlas, sollen nun alle möglichen Bildungs- und Fortbildungschancen gebündelt vorgestellt werden.

Gegenüber dem November vor zwei Jahren, also vor der Coronavirus-Pandemie, ist die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich um rund zehn Prozent zurückgegangen, grundsätzlich also eine gute Entwicklung. Doch es ist klar, dass weiterhin ein großer Mangel vor allem an Facharbeiterinnen und Facharbeitern in fast allen Branchen besteht. Hier soll nun der sogenannte Kompetenzatlas, der in St. Pölten präsentiert wurde, gegensteuern. Im Wesentlichen ist der Kompetenzatlas eine weiterführende Informationsmöglichkeit.

Vom Kompetenzpass zum Kompetenzatlas

Den Kompetenzpass, bei dem sich etwa 22.000 Personen bereits über ihre Fähigkeiten und Stärken ein Bild machten, gibt es bereits seit einigen Jahren. Der Kompetenzatlas ist nun eine Plattform im Internet, über die man zu Talentchecks, aber auch zu konkreten Angeboten kommt. „Er richtet sich an alle Personen in Niederösterreich, jung und alt, solche, die arbeitssuchend sind, aber auch solche, die im Arbeitsleben stehen, also für Berufstätige. Denn es geht darum, dass man seine Talente und Fähigkeiten erkennt“, erklärte der für den Arbeitsmarkt zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP).

Es sollen auch viele Anregungen für die berufliche Fortbildung geboten werden. „In der heutigen Arbeitswelt muss man immer auf der Höhe der Zeit sein, das heißt, die Weiterbildung ist ein Gebot der Stunde. Daher finden sich auch auf der Plattform des Kompetenzatlas alle Weiterbildungsmöglichkeiten aller Institutionen des Landes, aller Sozialpartner und des AMS“, führte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) aus. Eine derartig umfangreiche Plattform sei bisher, so betonten die Verantwortlichen, einzigartig in Österreich.

Kompetenzatlas Präsentation
ORF
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landesrat Martin Eichtinger bei der Präsentation des Kompetenzatlas in St. Pölten

AMS: Bereits 277.000 Beratungen durchgeführt

Berufliche (Neu-)Orientierung sei eine große Herausforderung, vor denen die Menschen durch die Pandemie nun stehen. Daher habe man im Arbeitsmarktservice Niederösterreich (AMS) das Thema Kompetenzorientierung auf allen Ebenen im Beratungs- und Betreuungsangebot ausgebaut. „In diesem Jahr haben über das AMS in Niederösterreich in Summe 277.000 Beratungen zum Thema persönliche Kompetenzen sowie Berufsorientierung stattgefunden“, betonte der Landesgeschäftsführer des AMS Niederösterreich, Sven Hergovich.

"Bei der Berufsorientierung ziehen wir in Niederösterreich an einem Strang. Sei es der NÖ Talente Check, den wir als Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Land seit Jahren erfolgreich durchführen, oder mit einer App zur Berufsorientierung, die wir gerade mit der Arbeiterkammer fertigstellen. Wichtig ist, die Initiativen den aktuellen Bedürfnissen anzupassen und laufend weiterzuentwickeln“, so der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Wolfgang Ecker.

8 von 10 Betrieben kämpfen mit Facharbeitermangel

Mehr als acht von zehn Industriebetrieben sind schon jetzt vom Fachkräftemangel betroffen. Als besonders schwierig erweist sich die Rekrutierung für den MINT-Bereich – also für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Dabei gibt es gerade dort die Arbeitsplätze der Zukunft. Wir müssen auch noch mehr dafür tun, damit Frauen eine naturwissenschaftlich-technische Ausbildung wählen. Im Moment wird hier noch viel zu viel Arbeitskräftepotenzial liegen gelassen“, bedauerte der Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich, Thomas Salzer.

„Qualifizierte Fachkräfte sichern den Unternehmenserfolg und tragen in hohem Maße zur Wertschöpfung bei. Wir setzen daher in Niederösterreich gemeinsam alles daran, um Weiterbildung und Lehrausbildung zu forcieren. Sei es bei Messen zur Berufsorientierung, regionalen Drehscheiben oder Schwerpunkten in der Lehrlingsausbildung wie ein eigener Master-Lehrgang zur Berufsorientierung“, führte Markus Wieserc, der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, aus.