Milch wird in Mehrwegflaschen abgefüllt.
Mitja Kobal, Greenpeace
Mitja Kobal, Greenpeace
Chronik

Milchproduzenten fordern Preiserhöhung

Milchprodukte sollen teurer werden. Als Argument nennen Landwirte und Molkereien steigende Kosten für Futter, Treibstoff und Energie. Molkereien bezahlen den Milchbauern zwar seit Kurzem mehr Geld, jedoch bekommen sie das vom Handel nicht zurück.

„Im Moment treten die Molkereien in Vorleistung“, sagt der Sprecher der Berglandmilch, Florian Chval. Die Milchgenossenschaft hat 1.430 Milchbäuerinnen und Milchbauern in Niederösterreich unter Vertrag. Pro Kilogramm Milch bekommen diese seit dem 1. Dezember 40 Cent netto, also um zwei Cent mehr als zuvor. „Das ist auch bei der NÖM so“, erklärt deren Vorstand Alfred Berger.

Der Handel hinke allerdings hinterher, sagt Leopold Gruber-Doberer, Geschäftsführer der Milchgenossenschaft Niederösterreich: „Es braucht hier ein deutliches Signal. Wegen der steigenden Kosten sind nämlich nicht nur die Milchbauern, sondern auch die Molkereien massiv unter Druck.“

Forderung nach „Zehnersprung“ im Regal

Gruber-Doberer fordert einen „Zehnersprung“ in den Regalen: „Das heißt: Der Liter Milch muss um zehn Cent teurer werden, damit wir die Situation entsprechend abbilden können.“

Die Milchproduktion sei kaum noch gewinnbringend, sagt der Geschäftsführer der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), Johann Költringer. „Verpackung, Energie, Gas: Überall hat es deutliche Erhöhungen gegeben. Bei einzelnen Produktion sind die Produktionskosten um bis zu zehn Prozent gestiegen.“

Der Druck, der auf den Molkereien laste, sei enorm, so Költringer im Gespräch mit noe.ORF.at: „Die Gewinnmarge liegt im Durchschnitt bei unter einem Prozent. Der Spielraum ist also schon mehr als ausgeschöpft.“ Er spricht von „Preisanpassungen im Einklang mit der internationalen Entwicklung.“

Keine Teuerung „geht auf Dauer nicht“

Milchgenossenschafts-Geschäftsführer Gruber-Doberer wirft darüber hinaus in die Waagschale, dass „wir vor 20 Jahren denselben Preis für einen Liter Milch gehabt haben, wie wir ihn jetzt haben.“ Während es in vielen anderen Bereichen deutliche Steigerungen gegeben habe, seien Lebensmittel kaum teurer geworden, „und das geht auf Dauer nicht. Das muss auch einem jeden Konsumenten bewusst sein“.

Gruber-Doberers Appell an den Handel fällt daher deutlich aus: „Hier gibt es keine Kindesweglegung. Wenn die Molkerei nichts verdient, verdienen auch die Bauern nichts. Hier hat der Handel ebenso eine Verantwortung.“ Ein Streik sei das letzte Mittel, „aber Argumente müssen zählen und die Fakten sprechen eine klare Sprache.“

Bei REWE heißt es, dass man mit den Molkereien bereits in Verhandlungen sei. „Die jüngste Preisanpassung hat es im Herbst gegeben. Ich kann den laufenden Gesprächen nicht vorgreifen, aber wir haben Verständnis für die Situation“, sagt REWE-Pressesprecher Paul Pöttschacher. Bei SPAR wiederum betont man, dass die Preise laufend angepasst würden. „Das passiert allerdings nicht auf Zuruf, sondern ständig“, so SPAR-Sprecher Hannes Glavanovits.