Flammenturm
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Chronik

Explosion in Erdgasstation: Prozess startet

Der ursprünglich für November geplante und Coronavirus-bedingt verschobene Start für den Prozess um eine Explosion mit einem Toten und 22 teils Schwerverletzten in der Erdgasstation Baumgarten (Bezirk Gänserndorf) wird am Montag starten.

Geplant sind zwei weitere Verhandlungstage am Mittwoch und am Freitag kommende Woche, teilte Wolfgang Schuster-Kramer, Sprecher des Landesgerichts Korneuburg, am Donnerstag auf Anfrage mit. Danach wird das Verfahren 2022 fortgesetzt. Insgesamt sind vorerst zwölf Prozesstage vorgesehen, weitere werden laut Landesgericht je nach Antragslage folgen.

Ursprünglich hätte das Einzelrichterverfahren am 23. November beginnen sollen. Die beteiligten Rechtsanwälte hatten davor aber eine Vertagungsbitte an das Landesgericht geschickt, zudem kam auch der vierte bundesweite Lockdown dazwischen. Dessen Ende bildet nun den neuen Startschuss für den Prozess – auch weil es „wenige Sozialkontakte zuletzt gegeben“ habe und daher „die Ansteckungsgefahr reduziert“ sei, wie Schuster-Kramer der APA sagte.

Auch vier Unternehmen angeklagt

Die zwölf Beschuldigten hätten laut Anklage der Staatsanwaltschaft durch fahrlässiges Handeln die Explosion verursacht. Den Angeklagten wird fahrlässige Herbeiführung einer Feuersbrunst vorgeworfen, so Landesgerichtssprecher Wolfgang Schuster-Kramer. Weil eine Person verstarb und mehrere verletzt wurden, beträgt der mögliche Strafrahmen bis zu drei Jahre Haft. Ein weiterer Vorwurf ist Brandstiftung. Vier Unternehmen drohen Geldbußen nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz. Die Vorwürfe werden bestritten.

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Geschmolzene Autos
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Durch die enorme Hitzeentwicklung der Explosion schmolzen Autos am Parkplatz der Anlage
Rauchwolken
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„Brand aus" konnte nach der Explosion in Baumgarten noch am selben Tag gegeben werden
zerstörtes Gebäude nach der Explosion
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Die Gasstation ist die größte Import- und Übernahmestation für Erdgas in Österreich. Einen Tag nach der Explosion ging sie wieder in Betrieb.

Im Zentrum des Prozesses steht ein Filterseparator. Mitarbeiter einer Rohrtechnik-Firma sollen das Gerät, das Feuchtigkeit aus Gasleitungen filtert, 2016 in einer Anlage in Kärnten abgebaut haben. 2017 wurde der Filterseparator in der Station der Gas Connect Austria (GCA) in Baumgarten installiert. Als das Gerät am 12. Dezember 2017 mit Erdgas gefüllt wurde, riss der Deckel ab und wurde auf einen gegenüberliegenden Filterseparator geschleudert, dessen Verschluss ebenfalls aufging. Unter hohem Druck trat Gas aus, es kam zu einer Explosion.

Techniker getötet, 22 Personen teils schwer verletzt

Als Ursache gilt laut Staatsanwaltschaft unter anderem eine nicht plankonform befestigte Zentralschraube, ein fehlender Sicherungszentralhebel und eine unzulässig aufgeschraubte Druckklappe am Schnellverschluss. Das Gerät soll von Mitarbeitern des TÜV Austria Services geprüft worden sein, ohne dass ein fehlendes Bauteil aufgefallen wäre. Die GCA hatte einen Teil der Prüfaufgaben an einen Dienstleister ausgelagert. Bei der Explosion wurde ein 32-jähriger TÜV-Techniker getötet. 22 Personen wurden teilweise schwer verletzt.