Infomaterial zum Thema Gewalt an Frauen in einem Frauenhaus in Wien
ORF.at/Birgit Hajek
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Chronik

Frauenmorde und CoV: Mehr Geld für Frauenhäuser

Weil der Bedarf an Beratung und Betreuung in der Pandemie gestiegen ist, erhalten Niederösterreichs Frauenhäuser mehr Geld. Österreichweit kam es heuer bereits zu 30 Frauenmorden, das Coronavirus verschärft die Situation in Gewaltbeziehungen.

Durch die Pandemie sei der Druck auf Frauen nochmals gestiegen, sagt die Sprecherin der niederösterreichischen Frauenhäuser, Barbara Prettner. Der Schritt weg von der Gewaltbeziehung falle vielen Frauen noch schwerer, "weil die Situation generell so unsicher ist, egal ob es um den Job, die Arbeitsmarktsituation oder die gestiegenen Mietpreise geht.“

Zusätzlich stehen nun die Weihnachtsfeiertage vor der Tür, wo es in Familien „oft zu belastenden Situationen“ kommt, bei denen „manchmal leider Gewalt im Spiel“ ist, sagt Frauenlandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) und betont anlässlich des internationalen Tages der Menschenrechte: „Jede Frau hat ein Recht auf ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben.“

NÖ Frauentelefon:

Das NÖ Frauentelefon bietet unter 0800/800 810 kostenlose und anonyme Beratung: jeweils montags, mittwochs und freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr.

Frauenhelpline:

Frauen, die Schutz oder Beratung suchen, können sich rund um die Uhr auch an die Frauenhelpline wenden: 0800/222555 – kostenlos und anonym aus ganz Österreich.

Frauenhäuser und Beratung:

Eine Übersicht über Frauenhäuser, Gewaltschutzzentren und Frauenberatungsstellen in NÖ finden Sie hier

Vielfältige Unterstützung in Frauenhäusern

Eine erste Anlaufstelle dafür seien die Frauenhäuser. „Frauen werden dort unterstützt, sie werden angenommen, wahrgenommen, ernst genommen und es wird mit den Frauen gearbeitet, damit sie ein eigenständiges Leben führen können“, betonte Königsberger-Ludwig. Zudem helfen die Mitarbeiterinnen auch bei Gerichtsterminen, Kinderbetreuung und Gesundheitsproblemen.

Weil die Nachfrage steigt, erweitert das Land gemeinsam mit den Frauenhäusern das Hilfs- und Beratungsangebot. Heuer wurde zudem in bessere Schutzmaßnahmen wie etwa Kameras oder Fenstergitter für die Frauenhäuser investiert. Neu ist, dass Frauen nunmehr auch in ein Frauenhaus in einem anderen Bundesland wechseln können. Das ist laut Barbara Prettner sinnvoll, um so die Distanz zwischen dem Opfer und dem gewalttätigen Mann vergrößern zu können.

Eine Stunde mehr Beratung pro Woche

Darüber hinaus wurde die Finanzierung der sechs Frauenhäuser auf neue Beine gestellt. 2022 bekommen diese um 180.000 Euro mehr. Gleichzeitig wurde der Personalschlüssel verändert, „wodurch mehr Stunden für die Betreuung der Frauen und der Kinder zur Verfügung stehen“, sagte Königsberger-Ludwig. Frauen erhalten künftig pro Woche 10,5 Stunden an Beratung – eine Stunde mehr als bisher.

„Das ist ganz wesentlich für die Arbeit, denn für die Zukunft wird die Öffentlichkeitsarbeit immer wichtiger. Die Frauen müssen wissen, dass es Einrichtungen gibt, an die sich wenden können", sagt Prettner.

Königsberger-Ludwig, die an bisher 30 Frauenmorde seit Jahresbeginn in Österreich erinnert, zwei davon in Niederösterreich, wünscht sich ein eigenes Gewaltschutzgesetz für das Land. Die Verhandlungen sollen im ersten Halbjahr 2022 laufen.