Studiogespräch Gallo-Daniel
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Niederösterreich Impft

Expertin: „Würde nicht auf Totimpfstoff warten“

Die Omikron-Variante könnte noch im Jänner für die nächste Coronavirus-Welle sorgen. Um sich zu schützen, sei es nun wichtig, möglichst viele Drittstiche durchzuführen, sagt Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller.

In Österreich sind derzeit 71 Omikron-Fälle bestätigt. Seit Dienstag ist nun klar, dass bei Verdacht auf die neue Virusvariante schärfere Richtlinien gelten. Betroffene müssen 14 Tage in Quarantäne bleiben und auch zu Hause Maske tragen. Auch Kontaktpersonen müssen sich für 14 Tage isolieren, freitesten ist nicht möglich. Der Grund dafür ist die wesentlich höhere Ansteckungsgefahr der Variante.

An einem angepassten Impfstoff werde bereits gearbeitet, sagt Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller am Dienstag in der Sendung „Niederösterreich heute“. Dennoch sei ein gewisser Schutz durch den dritten Stich gegeben. Auf die Zulassung von Totimpfstoffen solle man nicht warten, empfiehlt sie. Man sei ansonsten bis zu deren Zulassung nicht geschützt.

noe.ORF.at: Heute bei der Pressekonferenz hieß es, dass man dreifach geimpft sehr wohl auch gegen Omikron geschützt sei, wenn auch nicht ganz so stark wie gegen die Delta-Variante. Was sind denn die neuesten Erkenntnisse?

Renée Gallo-Daniel: Prinzipiell muss man sagen, die Omikron-Variante ist auch für uns als Hersteller eine neue Variante. Wir haben hier ja auch erst seit Kurzem einige Daten und Fakten dazu. Das, was Sie gesagt haben, kann ich nur bestätigen. Wichtig ist, dass wir uns einen dritten Stich holen, weil wir dadurch einen besseren Schutz vor der Omikron-Variante haben, die mitunter auch schon in Österreich vorkommt.

noe.ORF.at: Man hört auch immer wieder, dass der Impfstoff angepasst werden muss, im konkreten Fall an Omikron. Wie lange dauert es aber, bis der Impfstoff angepasst ist und bis wir ihn dann schlussendlich auch bekommen können?

Gallo-Daniel: Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe sozusagen. Auf der einen Seite muss man sagen, dass alle Hersteller an einem Varianten-Impfstoff arbeiten und den auch schon seit Längerem mit unterschiedlichen Varianten versuchen zu entwickeln.

Prinzipiell kann man sagen, dass es sechs Wochen dauert, um einen mRNA-Impfstoff zu entwickeln, anzupassen an eine COVID-19-Variante, und wir davon ausgehen, dass wir dann nach Zulassung in circa 100 Tagen erste Chargen zur Auslieferung bringen können. Man geht davon aus, dass das bis Ende März möglich sein könnte – vorausgesetzt, dass diese Impfstoffe auch zugelassen werden.

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„Niederösterreich heute“-Moderator Thomas Birgfellner im Gespräch mit Renée Gallo-Daniel

noe.ORF.at: Glauben Sie, dass wir uns im Frühjahr erneut gegen Omikron boostern lassen müssen?

Gallo-Daniel: Das ist eine Frage, bei der wir jetzt eine Glaskugel brauchen würden, das hängt nämlich von sehr vielen Faktoren ab: Ob wir einerseits ausreichend den dritten Stich bekommen haben, also eine gute Durchimpfungsrate mit dem dritten Stich haben, wie sich die Omikron-Variante in Europa und in Österreich verbreitet und wie ansteckend und aggressiv diese Variante auch sein könnte.

noe.ORF.at: Das Nationale Impfgremium wird demnächst – wahrscheinlich schon morgen – eine Empfehlung für eine Boosterimpfung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren abgeben, zuvor erst ab 16. Warum jetzt diese Änderung?

Gallo-Daniel: Dazu muss man sagen, dass die Impfempfehlung ab zwölf Jahren eine off-label-Empfehlung ist, die Zulassung für den dritten Stich gib es ab dem 18. Lebensjahr. Aus epidemiologischer Sicht ist es natürlich trotzdem sinnvoll, weil wir sehr viele COVID-19-Fälle haben und es macht durchaus Sinn, junge Menschen hier mit einem dritten Stich zu versorgen. Aber wie gesagt, das ist eine nationale Impfempfehlung.

noe.ORF.at: Immer wieder hört man, dass Menschen auf sogenannte Totimpfstoffe warten. Empfehlen Sie, dass man darauf wartet?

Gallo-Daniel: Meine persönliche Meinung dazu ist, man sollte nicht darauf warten, weil man dann dem Virus natürlich ausgesetzt ist. Man ist also nicht geschützt, und die Impfung ist der wirksame Schutz gegen das COVID-19-Virus. Insofern macht es Sinn, dass man sich jetzt entweder mit einem vektorbasierten Impfstoff oder einem mRNA-Impfstoff impfen lässt. Das macht durchaus Sinn, denn man muss auch dazu sagen, auch wenn es dann Totimpfstoffe in Europa, in Österreich gibt, die zugelassen sind, sind sie wie die vektorbasierten und die mRNA-Impfstoffe sicher, effizient und auch auf Wirksamkeit geprüft.