Von links Johannes Schedlbauer (Wirtschaftskammer NÖ), Landesrat Martin Eichtinger, Melanie Herzog (Fa. Tröstl, Berndorf), AMS-Geschäftsführer Sven Hergovich, Arbeiterkammerpräsident Markus Wieser.
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Wirtschaft

40 Millionen gegen Langzeitarbeitslosigkeit

Fast 13 Prozent mehr Menschen als vor der Krise sind derzeit langzeitarbeitslos. Deshalb wird das Projekt „Sprungbrett“ von Land Niederösterreich, AMS, Wirtschafts- und Arbeiterkammer um ein Jahr verlängert, 40 Millionen Euro werden investiert.

Die Prognosen für den Arbeitsmarkt sind positiv, die Zahlen ebenso. Allein im Vergleich des heurigen Novembers mit dem November des Vorjahres – der coronabedingt ähnliche Voraussetzungen hatte – zeigt sich, dass heuer um 15.600 Arbeitslose weniger registriert sind, das ist ein Minus von 26,3 Prozent. Der für Arbeit zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP): „Das zeigt vor allem eines: der Markt hat die Ohnmachtsituation des Lockdowns abgestreift und das ist für uns natürlich eine sehr, sehr wichtige Nachricht.“

Weniger erfreulich ist die Entwicklung bei den Langzeitarbeitslosen, also Menschen, die länger als ein Jahr auf Arbeitssuche sind. Derzeit sind es 10.784 in Niederösterreich. Das sind zwar fast 6.000 weniger als auf dem Höhepunkt der Krise, aber noch immer um 13 Prozent mehr als davor. Deshalb wurde heuer im Juli das Projekt „Sprungbrett“ initiiert und im Oktober sogar aufgestockt. Das Ergebnis: Über diese Aktion fanden bis jetzt 2.069 Menschen wieder Arbeit, mehr als 60 Prozent von ihnen auch dauerhaft.

Was ist das Projekt „Sprungbrett“?

Land Niederösterreich, Arbeitsmarktservice Niederösterreich sowie die Wirtschafts- und die Arbeiterkammer finanzieren miteinander Zuschüsse für Unternehmerinnen und Unternehmer. Stellen diese eine oder einen Langzeitarbeitslose(n) ein, so werden von den Projektpartnern Teile der Lohn- und Lohnnebenkosten für einen bestimmten Zeitraum übernommen. AMS-Geschäftsführer Sven Hergovich spricht von 40,2 Millionen Euro im kommenden Jahr. Damit sollen 4.000 Langzeitarbeitslose wieder eine Arbeit bekommen. Hergovich: „Hinter jedem dieser 4.000 Menschen steht ein Schicksal, steht eine Familie und vor allem das Selbstwertgefühl, wieder Arbeit zu haben.“

Im kommenden Jahr werden für Menschen, die zwischen einem und zwei Jahren arbeitslos sind, 40 bis 66,7 Prozent der Lohn- und Lohnnebenkosten für die Dauer von vier bis neun Monaten ersetzt. Für Menschen, die länger als zwei Jahre arbeitslos sind, werden 100 Prozent für die ersten drei Monate und zwischen 40 und 66,7 Prozent für die weiteren vier bis sechs Monate zur Verfügung gestellt. Besonders gefördert werden soll auch die Aufnahme von langzeitarbeitslosen Frauen, für sie gelten prinzipiell die höchsten Fördersätze und längsten Förderperioden.

„Möglichkeit, diese Menschen kennenzulernen“

Wirtschaftskammer-Direktor Johannes Schedlbauer outet sich als Fan des Projektes „Sprungbrett“, es sei ihm aber auch bewusst, dass es eine Reserviertheit bei den Unternehmerinnen und Unternehmern gegenüber Langzeitarbeitslosen gebe – die aber mit dieser Aktion gezielt bekämpft werden könne.

Das unterstreicht auch Arbeiterkammer-Präsident Markus Wieser: „Dadurch steht das nötige Geld als Basis zur Verfügung und es besteht auch die Möglichkeit, dass der Unternehmer die Gelegenheit hat, diese Menschen mehrere Monate lang kennenzulernen.“

Positive Erfahrungen machte Melanie Herzog, die kaufmännische Leiterin der Tröstl-GmbH, eines Kunststoff-Unternehmens aus Berndorf. Sie hat über die Aktion „Sprungbrett“ vier Langzeitarbeitslose angestellt – und behalten. Herzog: „Es lohnt sich, ihnen diese Chance zu geben. Sie sind extrem einsatzbereit, motiviert, ehrgeizig und loyal.“