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Gesundheit

Psychische Belastung bei Jugend weiter hoch

Die psychische Belastung bei Jugendlichen hat laut einer Studie der Donau-Universität Krems erneut zugenommen. Depressive Symptome, Angstsymptome aber auch Schlafstörungen hätten sich seit Pandemiebeginn mittlerweile verfünf- bis verzehnfacht.

Depression: Frau mit Maske
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Anlaufstellen in der Krise

Hier finden Sie Tipps, wie man mit den Herausforderungen in der Pandemie besser umgehen kann und eine Übersicht über verschiedene Hilfsangebote. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums.

„Die psychische Belastung ist besorgniserregend“, erklärt Studienautor Christoph Pieh. Seit Beginn der Pandemie hat die Donau-Universität Krems immer wieder die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen untersucht. Bei der letzten Untersuchung im Sommer waren die Stressbelastung sowie die depressiven Symptome noch zurückgegangen – mehr dazu in Depressionen bei Jugend zurückgegangen (noe.ORF.at; 19.8.2021).

Nun wurde erneut ein Anstieg verzeichnet. „Wir sind im Wesentlichen zurückgefallen auf die Werte von Februar“, fasst Pieh im Gespräch mit noe.ORF.at zusammen. 62 Prozent der Mädchen und 38 Prozent der Burschen weisen eine mittelgradige depressive Symptomatik auf. „Das bedeutet, sie sind antriebslos, freudlos, können schlecht schlafen, kommen nicht in die Gänge usw.“, erklärt Pieh.

1.500 Schüler befragt

Die Zahlen gehen aus einer weiterführenden Studie des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems zur psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern hervor. Etwa 1.500 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 20 Jahren waren im Oktober und November österreichweit untersucht worden.

Studienautor Christoph Pieh fordert einer Aussendung zufolge mehr Unterstützung, „die bisherigen Maßnahmen reichen hier ganz offensichtlich nicht“, es bestehe „dringender Handlungsbedarf.“ Rund ein Fünftel der Mädchen und 14 Prozent der Burschen würden unter wiederkehrenden suizidalen Gedanken leiden. Das heißt, sie denken entweder täglich oder an mehr als der Hälfte der Tage an Selbstmord.

„Die Belastungsgrenze ist weit überschritten“

„Die Belastungsgrenze der Jugendlichen ist weit überschritten“, betonte der Autor. Seine Studie soll laut der Donau-Universität in Kürze offiziell publiziert werden. Aufgrund der Dringlichkeit seien die wesentlichen Erkenntnisse aber schon am Mittwoch veröffentlicht worden.

Pieh sprach von einem dringenden Appell an alle Beteiligten, sofort mehr für die psychische Gesundheit der Jugendlichen zu tun. Mädchen und Burschen wiederum sollten psychische Probleme auch ernst nehmen. „Hilfe in Anspruch zu nehmen ist ein Zeichen der Stärke und ist gerade in schweren Fällen dringend anzuraten“, erklärte der Studienautor.

Pieh: Thema sollte in Schule mehr Raum bekommen

Aus den Befragungen ging auch hervor, dass sich die Schülerinnen und Schüler mehr Möglichkeiten wünschen, in der Schule über das Thema psychische Gesundheit zu sprechen. Pieh ortet hier Potential: „Sie wollen das Thema in der Klasse ansprechen können, sie wünschen sich mehr Sensibilität in der Schule.“

Pieh schlägt vor, etwa Expertinnen und Experten in die Schule einzuladen, um mehr über psychische Gesundheit zu erfahren. „Man sollte den Raum Schule einfach mehr nutzen“, so Pieh gegenüber noe.ORF.at, so könnten psychische Erkrankungen zunehmend entstigmatisiert werden.

Grüne fordern flächendeckendes psychologisches Angebot

Die niederösterreichischen Grünen forderten am Donnerstag anlässlich der neuen Studienergebenisse einen Ausbau des Angebots an Schulpsychologen und Sozialarbeitern in den Schulen. „Das hilft nicht nur den Schülerinnen und Schülern bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen, sondern ist auch eine wichtige Stütze des Lehrpersonals bei der Bewältigung von sozialen oder psychischen Problemen“, wurde Bildungssprecher Georg Ecker in einer Aussendung zitiert.