Römische Grabtafel
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Kultur

Grabungsfunde zeigen St. Pöltens Geschichte

Seit 2010 finden in St. Pölten immer wieder Ausgrabungen statt. Die vielen archäologischen Funde haben das Wissen um die Vergangenheit der Stadt bereichert. Das Stadtmuseum zeigt in einer Sonderausstellung die interessantesten Stücke.

Im Zuge von Bauarbeiten gelangten über die Jahre hunderttausende Objekte aus verschiedenen Epochen in die Bestände des Stadtmuseums St. Pölten. Grabfunde aus der Urgeschichte, römische Kostbarkeiten wie eine kleine silberne Maus, Fibeln, Schmuck oder spätantike Münzfunde. Aber auch spätmittelalterliche Keramiken.

Besondere Highlights aus den Grabungen werden zurzeit im Stadtmuseum in einer Sonderausstellung präsentiert. Der Großteil der Funde stammt aus der Innenstadt von St. Pölten, besonders die aus der Römerzeit, erzählt Stadtarchäologe Ronald Risy. Denn vor allem dort erstreckte sich das römische St. Pölten, Aelium Cetium, eine zivile Stadt.

Rätsel um Soldatengrab

Eine Seltenheit für St. Pölten ist der Fund von einigen spätantiken Grabsteinen. Reich verziert finden sich auf diesen Grabsteinfragmenten auch die Namen einheimischer Bürger. Ein Soldatengrab gibt den Forschern Rätsel auf, da die Legion, der der Soldat angehörte, in Carnuntum stationiert war und das schon vor der Gründung des römischen St. Pölten. Man nimmt an, dass der Grabstein später als Baumaterial verwendet und daher in St. Pölten gefunden wurde.

Eine andere Besonderheit ist ein fast unscheinbarer römischer Ziegel. Auf ihm hat ein Ziegler seine Abrechnung, ein Datum und seinen Namen Leonidas hinterlassen. Prächtig anzusehen ist hingegen ein großes Glasgefäß mit Doppelhenkeln aus römischer Zeit. Und spätantike Münzfunde ergeben einen kleinen Schatz.

Trinkspruch auf Vorratsgefäß

Ausgestellt sind aber auch spätmittelalterliche Objekte. Sie zeigen, dass St. Pölten schon früh für seine Keramiken bekannt war. Adelige haben Ofenkacheln für ihre Burgen bestellt oder Klöster für ihre Vorsteher, wie Funde verraten. Der erste namentlich bekannte Hafner der Stadt heißt Stefan von St. Pölten. Er hat sich mit seinem Rollstempel auf mittelalterlichen Vorratsgefäßen verewigt, auch ein Trinkspruch „nun werden wir trinken“, findet sich darauf.

St. Pöltner Stadtarchäologe Ronald Risy
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Stadtarchäologe Ronald Risy neben dem ersten datierten Wasserkasten Österreichs

Nicht nur für Niederösterreich einzigartig ist ein keramischer Wasserkasten aus dem Jahr 1567. Damit ist er der erste gefundene datierte Wasserkasten Österreichs. Wasserkästen dienten zum Händewaschen und waren Teil eines gehobeneren Tischrituals. Über einen Zapfhahn gelangte das Wasser im Kasten an die Hände.

Das sind nur einige Beispiele der Sonderausstellung. Im Stadtmuseum widmet sich auch ein Raum permanent der römischen Vergangenheit mit Kostbarkeiten wie der silbernen Maus, Schmuck, Keramiken und etlichen Grabbeigaben. Alle diese Objekte erzählen Geschichten und lassen die Vergangenheit der Stadt lebendig werden. Nun wurde auch eine wissenschaftliche Schriftenreihe des Stadtmuseums St. Pölten gestartet, um Wissen zu dokumentieren und zu vermitteln.

St. Pölten: Archäologie und Stadtgeschichte

Seit 2010 wird in St. Pölten eifrig gegraben. Und die vielen Funde haben das Wissen um die Vergangenheit der Stadt bereichert. Das Stadtmuseum zeigt in einer Sonderausstellung viele interessante Stücke der Grabungsfunde.