Mario Pulker
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Coronavirus

Gastro-Obmann: „Die Saison ist gelaufen“

Gastronomie und Hotellerie haben wieder geöffnet. Der Andrang am ersten Tag war groß, dennoch meint der Gastronomie-Obmann in der Wirtschaftskammer, Mario Pulker: „Die Saison ist gelaufen.“ Die Verluste könne man nicht mehr aufholen.

25 Tage lang dauerte der Coronavirus-bedingte Lockdown für die Gastronomie und die Hotellerie. Am Freitag durften nun 8.500 Betriebe in Niederösterreich wieder aufsperren. Der Andrang war zum Teil enorm.

Strenge Vorschriften gehören nun allerdings zum Alltag: Es gelten 2-G und FFP2-Maskenpflicht, eine Ausnahme von Letzterer gibt es nur am Sitzplatz. Gerade die 2-G-Regel stellte die Betriebe schon vor dem Lockdown vor große Herausforderungen und sorgte für massive Umsatzeinbrüche, schilderte Mario Pulker die Situation im „NÖ heute“-Interview mit Moderatorin Katharina Sunk.

noe.ORF.at: Herr Pulker, Sie haben vor Kurzem gesagt, dass das Weihnachtsgeschäft gelaufen ist, in ein paar Tagen kann man nicht mehr nachholen, was man schon verloren hat. Jetzt hat die Gastronomie wieder offen. Wie viel kann man denn jetzt nachholen?

Mario Pulker: Nachholen, aufholen kann man überhaupt nichts, die Schließzeit ist gegeben, wir hatten zu, wir konnten keine Gäste empfangen. Wir hatten vor dem Lockdown schon die Thematik, dass wir nur noch Geimpfte oder Genesene ins Lokal hinein lassen durften, 2-G hat sein Übriges getan.

Wir hatten keine Weihnachtsfeiern, keine größeren Veranstaltungen, kein Gansl-Essen – also alles, was wir brauchen, um im November und Dezember unsere Umsätze zu generieren, hat leider nicht stattgefunden. Infolgedessen muss man sagen, so wie es ist, ist die Saison gelaufen.

noe.ORF.at: Generell war das Jahr für Hotellerie und Gastronomie wieder ein sehr schwieriges. Können Sie ungefähr abschätzen, wie viele der Betriebe das Jahr wirtschaftlich nicht überlebt haben oder nicht überleben werden?

Pulker: Wir kennen die Insolvenzstatistik, die ist ausgesprochen niedrig, man könnte fast sagen, so niedrig wie fast noch nie. Wie es jetzt weitergeht, kommt ganz darauf an, wie sich das Virus entwickeln wird und ob wir vielleicht wieder in verschärfte Situationen kommen werden, ob es wieder mehr Einschränkungen für die Betriebe geben wird.

Ich glaube, das ist die große Thematik, auf die es ankommen wird – und natürlich auch darauf, wie sich 2-G weiter entwickeln wird, denn wir hatten ja bis jetzt, als 2-G eingeführt wurde, Umsatzeinbrüche von 50 bis 60 Prozent. Da müssen wir jetzt schauen, wie sich das weiterentwickelt und ob sich das bessert.

noe.ORF.at: Sie haben die unsicheren Zukunftsaussichten schon angesprochen – viele befürchten, dass nach den Feiertagen möglicherweise wieder ein Lockdown kommen könnte. Auch der Gesundheitsminister (Wolfgang Mückstein; Anm.) hat am Freitag gesagt, er will nichts ausschließen. Wie blicken Sie in die Zukunft und mit welchen Forderungen gehen Sie ins neue Jahr?

Pulker: Wir blicken natürlich mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Jetzt sind wir erst einmal froh, dass wir öffnen dürfen und dass Niederösterreich diesen mutigen Schritt gesetzt hat. In Wien hat man ja noch bis 20. Dezember geschlossen. Das heißt, dieses Wochenende fällt weg und das nächste Wochenende fällt weg – das ist schon ein schwerer Schlag für unsere Mitglieder in Wien.

Da sind wir in Niederösterreich sehr froh, dass wir diese hervorragende Lösung haben, aber es wird natürlich nichtsdestotrotz in Zukunft für uns schwierig werden und ich glaube, jeder muss jetzt ganz genau schauen, wie er mit dieser schwierigen Situation umgeht.

Hier auch ein Appell an unsere Gäste, sich bitte impfen zu lassen. Denn nur so kann man wieder in die Gastronomie kommen, nur so können wir Sie wieder als Gäste begrüßen, können uns auch wieder zusammensetzen. Die Forderungen von uns werden natürlich laufend an die Geschäftsentwicklungen angepasst. Hier vorzugreifen wäre etwas schwierig, aber wir sind in Dauergesprächen und Dauerverhandlungen mit den Entscheidungsträgern in der Bundesregierung.