Pflegerin mit Schutzausrüstung und ohne
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Coronavirus

Ärztinnen und Pfleger zurück aus Pension

Etwa 50 pensionierte Mitarbeiter sind nach einem Aufruf der Landesgesundheitsagentur in ihren Beruf zurückgekehrt. Eingesetzt werden sie in ihren früheren Abteilungen. Im Landesklinikum Korneuburg sind sechs pensionierte Pflegekräfte wieder im Dienst.

Nicht mal drei Monate war Andrea Krammel (Bild oben) in Pension. Anfang Oktober verabschiedete sich die Krankenpflegerin und Stationsleiterin am Landesklinikum in Korneuburg in den Ruhestand, seit Anfang Dezember geht sie wieder regelmäßig in ihre alte Arbeit. Sie ist eine von sechs ehemaligen Mitarbeitern, die im Krankenhaus aushelfen. „Als der Anruf kam, hab ich keine Sekunde überlegt“, erzählt Krammel.

Vor etwa einem Monat hat die Landesgesundheitsagentur begonnen, Ärztinnen und Ärzte sowie diplomierte Pflegekräfte zu kontaktieren, die seit dem 1. Jänner 2017 in Pension gegangen sind. Dabei handelt es sich um etwa 1.000 Personen. Derzeit sind nach Angaben der Landesgesundheitsagentur 50 ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pension in den Dienst zurückgekehrt. Wie lange sie arbeiten und welche Aufgaben sie übernehmen, ist von Standort zu Standort unterschiedlich.

Frühere Abteilungsleiterin unterstützt Kollegen

Andrea Krammel arbeitete früher in verschiedenen Ambulanzen im Spital in Korneuburg, organisierte dann als Führungskraft die Dienstpläne und Abläufe. Als geringfügige Tätigkeit unterstützt sie nun in der Teststelle des Krankenhauses. Das Personal wird mindestens einmal pro Woche PCR-getestet. Krammel nahm in den vergangenen Wochen bei ihren Kolleginnen und Kollegen hunderte Nasen- und Rachenabstriche ab. „Auch bei Patienten, die ungetestet sind, und sonst mache ich auch alles, was gebraucht wird.“

LK Korneuburg, Andrea Krammel testet Mitarbeiter
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Krammels Arbeitsplatz ist die hauseigene Teststation

Dafür schränke sie auch ihre privaten Kontakte wieder ein, um niemanden im Krankenhaus zu gefährden. Lange hat sie als Abteilungsleiterin selbst erlebt, wie schwierig das Erstellen von Dienstplänen während der Pandemie geworden ist. Neue Covid-Stationen wurden eröffnet, Personal von anderen Abteilungen abgezogen, denn ein Covid-Patient braucht mehr als eine Pflegekraft. Zusätzliche Diensträder wurden eingeführt. Das Anlegen und Wechseln der Schutzausrüstung braucht Zeit. Diese Arbeitsbedingungen belasten.

Und hinterlassen Spuren. In den Phasen als weniger Covid-Patientinnen und -Patienten in Korneuburg behandelt werden mussten, setzten beim Personal Krankenstandswellen ein, erzählt der Pflegedirektor des Landesklinikums Korneuburg-Stockerau Erich Glaser: „Wir hatten viele Krankenstände, K1-Absonderungen, dann Covid-infiziert und andere Erkrankungen. Die Belastungssituation schlägt sich nieder, das waren schwierige Zeiten, die es zu überwinden galt und die Mitarbeiter, die verblieben sind, nehmen immer noch sehr viel auf sich.“

LK Korneuburg, zwei Pflegekräfte unterhalten sich
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Krammel (l.) war früher Stationsleiterin. Auch auf ihrem Dienstausweis ist die ehemalige Funktion noch vermerkt.

Zusagen nach „Hilferuf“

Die sechs zurückgekehrten Pflegekräfte sind deswegen gern gesehen. Glaser rief sie alle persönlich an. „Ich habe einen Hilferuf kundgetan und es gab sehr rasch positive Zusagen. Wir sind für jede Hilfe dankbar, die wir erhalten.“ Die Entlohnung der zurückgekehrten Mitarbeiter bemisst sich je nach Arbeitszeit am letzten Bruttomonatsgehalt.

Sie bringen auch für alle anderen Entlastung. Dem Personal wird seit zwei Jahren viel Flexibilität abverlangt: „Laufend wird der Dienstplan umgeschichtet, es wird eingesprungen, Mitarbeiter werden an andere Einsatzbereiche geschickt. Es ist keine leichte Situation, die meisten haben Familien mit Kindern, da kann kaum noch richtig geplant werden.“

„Es ist gut, in Pension zu sein“

Dazu kommen Drohschreiben, aggressive Besucher, die nicht einsehen wollen, dass der Angehörige an Covid-19 erkrankt ist und Demonstrationen vor Krankenhäusern. Andrea Krammel spricht von einer zusätzlichen Belastung und Erschwernis für alle: „Warum stürzt man sich auf Krankenpflegepersonal und beschimpft Mitarbeiter oder demonstriert vor Krankenhäusern? Das Krankenpflegepersonal kann weder etwas für die Pandemie, noch für die Impfpflicht. Wir tun unsere Arbeit so gut wie möglich, das ist schon Herausforderung genug.“

Sie wird vorerst ein halbes Jahr in Korneuburg aushelfen. Falls durch die Omikron-Variante eine neuerliche Welle kommt, kann sie sich auch vorstellen, länger zu bleiben. „Es ist aber doch eine Erleichterung zu wissen, dass ich nicht jeden Tag kommen muss. Ich komme, um zu helfen, aber es ist gut in Pension zu sein.“