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Coronavirus

Omikron bringt „unangenehmere Zeiten“

Seit Dienstag sind mehr als drei Viertel der Niederösterreicher zumindest einmal gegen das Coronavirus geimpft. Dennoch müsse man sich angesichts der Omikron-Variante auf „unangenehmere Zeiten“ vorbereiten, so Karl Zwiauer vom Nationalen Impfgremium.

In wenigen Tagen jährt sich die allererste CoV-Schutzimpfung. Die Impfrate steigt zwar langsam, aber sie steigt. Niederösterreich liegt bei den Impfungen etwas über dem Österreich-Schnitt (75,5 Prozent mit gültigem Impfzertifikat), auch bei den Jugendlichen. Ende November waren 61 Prozent der Schülerinnen und Schüler ab 12 Jahren in Niederösterreich doppelt geimpft, das zeigt eine Auswertung der Statistik Austria.

Im Bundesländervergleich verzeichnet nur das Burgenland einen höheren Wert. Große Unterschiede gibt es allerdings je nach Schultyp – so sind AHS-Schüler besonders häufig geimpft, Berufsschüler hingegen am seltensten. Eine der höchsten Impfraten gibt es jedenfalls an den Hochschulen: 87 Prozent der Studierenden in Niederösterreich sind doppelt geimpft – gemeinsam mit Wien ist das der bundesweite Spitzenwert.

Auch wenn die Impfquote weiter steigt, müsse man sich angesichts der Omikron-Variante des Coronavirus auch in Österreich auf „unangenehmere Zeiten“ vorbereiten, sagt Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums am Dienstag in der Sendung „Niederösterreich heute“. Die Kinderimpfung empfiehlt der ehemalige Primar der Kinderabteilung des Universitätsklinikums St. Pölten uneingeschränkt.

noe.ORF.at: Herr Professor, vor uns liegt Weihnachten – dahinter dramatische Prognosen wegen der Omikron-Variante. Wie heftig wird diese neue Welle ausfallen?

Karl Zwiauer: Wenn man etwa nach Dänemark oder Großbritannien blickt, da wird uns schon einiges erwarten. Omikron ist eine Überraschung für alle. Eine, die wir uns nicht als Weihnachtsgeschenk aussuchen würden. So wie es aussieht, wird Omikron binnen weniger Wochen dominant sein. Wir werden unter der wesentlich höheren Infektiosität leiden und uns auf unangenehmere Zeiten nach Weihnachten vorbereiten müssen.

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„Niederösterreich heute“-Moderator Werner Fetz im Gespräch mit Karl Zwiauer

noe.ORF.at: In Deutschland rät das Robert Koch Institut ab sofort zu maximalen Kontaktbeschränkungen, in Österreich werden über Weihnachten die Regeln auch für Ungeimpfte gelockert. Sind die Voraussetzungen so unterschiedlich?

Zwiauer: Ich denke, dass wir in Österreich bei den Impfungen einen gewissen Vorsprung haben. Bei uns haben sehr viele schon den dritten Stich bekommen. Das gibt einen maximal möglichen Schutz. Kontaktbeschränkungen und maximale Distanz – das wird aber auch für uns sehr bald gelten. Das sind die Maßnahmen, die wir zur Verfügung haben, um den Anstieg bei den Infektionszahlen möglichst flach zu halten.

noe.ORF.at: Mit Novavax kommt jetzt ein neuer Impfstoff. Wie gut und sicher ist der? Und wird er die Durchimpfung spürbar heben?

Zwiauer: Wir wissen, dass der Impfstoff sehr gut wirkt und dass er sicher ist. Er wirkt zumindest so gut wie die mRNA-Impfstoffe. Ich glaube, dass wir eine gewisse Gruppe, die auf eine traditionelle Impfstoffbasis gehofft und gewartet hat, doch noch erreichen werden. Dieser Impfstoff basiert auf demselben Prinzip wie andere Impfstoffe, die sehr gut wirken, etwa die HPV-Impfung und die Hepatitis-B-Impfung. Ich hoffe, dass viele, die bisher gezögert haben, sich jetzt mit diesem Impfstoff impfen lassen, damit sie geschützt sind.

noe.ORF.at: Besonders intensiv überlegen Eltern von kleineren Kindern, ob sie impfen gehen sollen. Was raten sie als langjähriger Primar der Kinderabteilung?

Zwiauer: Ich als Kinderarzt, der gesehen hat, dass auch Kinder sehr schwer erkranken können, empfehle die Kinderimpfung. Ich kenne persönlich mehrere Kinder und Jugendliche mit Long Covid. Sie können sich mit der Impfung schützen und ein halbwegs normales Leben führen. Von mir kommt eine uneingeschränkte Empfehlung für diese Kinderimpfung.