Zwei Skitourengeher sind unterwegs.
ORF/Petra Ottitsch
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Tourismus

Skitourengehen boomt: Sicherheit oft vernachlässigt

Immer mehr Niederösterreicher zieht es im Winter ohne Lift auf den Berg. Das Land möchte Skitourengehen künftig stärker fördern. Zur eigenen Sicherheit sollte man allerdings einige Regeln beachten, rät die Bergrettung – diese würden oft vernachlässigt.

Skitourengehen wird in Österreich und auch in Niederösterreich immer beliebter. Das zeigt sich einerseits am verkauften Ausrüstungsmaterial, andererseits aber auch auf den Bergen. Für Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) ist der Trend nachvollziehbar, vor allem Niederösterreich verfüge über besonderes Potential für den Trendsport. „Das Wetter bei uns ist traumhaft, wir haben genügend Schnee und das Skitourengehen ist eine Sportart, die man fast überall ausüben kann in unseren Bergen“, sagte Danninger.

Um Unfälle zu vermeiden, sollten sich Anfängerinnen und Anfänger allerdings vor der ersten Tour bei Expertinnen und Experten Tipps holen. Einer dieser Experten ist der Landesleiter der Bergrettungen von Niederösterreich und Wien, Matthias Cernusca. Mit ihren 1.400 ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergrettern in 30 Ortsstellen konnte die Bergrettung Niederösterreich dieses Jahr 813 Personen sicher vom Berg retten. Damit ist die Zahl der Einsätze im Rahmen der Vorjahre. Für neun Menschen kam 2021 jede Rettung zu spät.

Unbedingt Lawinenberichte beachten

Die Zahl der Einsätze nehme laut Bergrettung besonders in den Wintermonaten stark zu. Wer Skitouren unternimmt, solle sich deshalb sehr bewusst auf die Tour vorbereiten, rät Cernusca: „Der häufigste Fehler ist, dass man einfach irgendwo hin fährt, die Ski auspackt und raufgeht, ohne sich vorher mit der Tour oder der Lawinensituation befasst zu haben.“ Die Bergrettung empfiehlt deshalb, den Lawinenbericht des Landes vor der Tour eingehend zu studieren.

Auch während der Tour solle man ständig die Informationen aus dem Bericht mit den tatsächlichen Bedingungen abgleichen, empfiehlt Cernusca. „Wenn man dann draußen ist und merkt, dass die Lawinensituation angespannt ist, dann ist das Wichtigste umzukehren und auf den Gipfel zu verzichten“, appelliert der Bergrettungschef. Das Risiko solle man nicht eingehen und im Zweifel lieber absteigen.

Lawinenschützausrüstung mit Landesrat Danninger und Bergretter Cernusca
Sonja Pohl
Landesleiter der Bergrettung Matthias Cenusca, Landesrat Jochen Danninger, Niederösterreich-Werbung Michael Duscher und Semmering-Ortsgruppenleiter Robert Halwachs präsentieren die notwendige Lawinenausrüstung

Nur mit richtiger Ausrüstung auf den Berg

Im Notfall kann die richtige Ausrüstung das Leben retten. Immer mit dabei haben sollte man eine Lawinenschaufel, eine Lawindensonde und ein Lawinenverschüttetensuchgerät – den sogenannte „Pieps“. Auch ein Lawinenrucksack mit Airbags kann im Ernstfall das Leben retten.

„Was wir leider häufig sehen ist, dass die Ausrüstung zwar mitgeführt wird, aber die Anwendung nicht beherrscht wird“, sagt Cernusca. Er rät deshalb am Beginn des Winters das Wissen aufzufrischen und mit den Tourenkolleginnen eine Lawinenverschüttetensuche zu üben. Anfänger könnten sich an alpine Vereine und Bergführer wenden, um das entsprechende Training zu erhalten.

Alternative zum Alpinskifahren

Für Tourismuslandesrat Danninger ist das Skitourengehen auch wirtschaftlich eine Bereicherung für den Tourismusstandort Niederösterreich. „Es gibt in Niederösterreich Skigebiete, die sich den geänderten Klimabedingungen anpassen müssen“, so Danninger. Hier sei Skitourengehen neben dem Winterwandern oder Schneeschuhwandern eine Alternative zum Alpinskifahren mit hohem touristischen Potential. Man arbeite bereits engagiert mit den betroffenen Skigebieten an einer Neupositionierung des Sportangebots.