Die Situation in einem Grazer Einkaufszentrum aufgenommen am Dienstag, 8. Dezember 2020.
APA/ERWIN SCHERIAU
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Wirtschaft

Stationärer Handel litt unter Lockdown

Der Lockdown hat dem stationären Handel einen Teil des Weihnachtsgeschäfts gekostet. Die vorläufige Bilanz des Handelsverbands und des Wirtschaftsforschungsinstituts fällt daher gemischt aus. Profitiert haben Internethändler und Supermärkte.

Großzügig bleiben die Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen trotz Pandemie, wenn es um die Weihnachtsgeschenke geht. Basierend auf Umfragen von Handelsverband und Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) liegen die durchschnittlichen Ausgaben pro Kopf bei 430 Euro. Österreichweit liege der Pro-Kopf-Verbrauch bei 432 Euro und damit um zwölf Euro höher als im Vorjahr.

Laut Wirtschaftskammer Niederösterreich prognostiziert man dem Handel in Niederösterreich ein Minus von zwei bis vier Prozent gegenüber 2020 im Weihnachtsgeschäft. Besonders betroffen sei verglichen mit dem Vorkrisenniveau die Modebranche. Trotzdem werde Kleidung nach wie vor gerne geschenkt, genauso wie Schmuck, Elektroartikel, Kosmetik und Bücher. An der Spitze der meist gekauften Weihnachtsgeschenke steht der Gutschein.

Österreichweit 100 Millionen Euro mehr Umsatz

Österreichweit geht das Wirtschaftsforschungsinstitut davon aus, dass der Weihnachtsumsatz steigt – konkret um immerhin 100 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Das würde den weihnachtsbedingten Mehrumsatz auf 1,2 Milliarden Euro nach oben treiben. Im Vorjahr waren es 1,1 Milliarden Euro, im Jahr 2019 rund 970 Millionen Euro. Als Weihnachtsgeschäft zählt nur der Mehrumsatz im Dezember, der das Normalmaß der Monate Jänner bis November übersteigt.

Trotzdem sei das noch immer wenig im Vergleich zu Vorkrisenzeiten. Bremsende Faktoren seien der Lockdown, der weitergehende Lockdown für Ungeimpfte und der steigende Einkauf bei ausländischen Internethändlern, heißt es von Handelsverband und Wirtschaftsforschungsinstitut.

„Click & Collect“ hat Verluste „etwas kompensiert“

Unter anderem im Bereich Spielwaren, Schmuck und Uhren sei das Weihnachtsgeschäft „irrsinnig wichtig für ein positives Gesamtjahresergebnis“, so WIFO-Ökonom Jürgen Bierbaumer. Im „Non-Food“-Bereich habe Click & Collect (Vorbestellung und Abholung) sowie die Ausweitung von Online den Umsatzverlust durch die lockdownbedingten Schließtage „etwas kompensiert“, so der Ökonom. Auch ändere sich das Konsumverhalten von Lockdown zu Lockdown – mehr dazu in „Click and Collect“ bringt wenig Umsatz (noe.ORF.at; 4.12.2021).

Die großen Profiteure des Weihnachtsgeschäfts seien Onlinehändler und Supermärkte. Laut Prognose des Handelsverbands wird der Onlinehandel umsatzmäßig heuer um mehr als 20 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro klettern und der Onlinehandel-Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz auf über 13 Prozent steigen. Fast zwei Drittel der Online-Umsätze gehen laut Schätzungen an ausländische Internethändler.

Webseite eines Online-Shops zwischen Weihnachtsgeschenken
ORF.at/Roland Winkler
Ob Elektroartikel, Bücher oder Schmuck: die meisten Weihnachtsgeschenke wurden heuer online gekauft

„Nachschärfung“ bei CoV-Hilfen wird gefordert

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will fordert eine „Nachschärfung“ bei den CoV-Hilfen und eine schnellere Abwicklung: „Es sind keine Hilfen, sondern Entschädigungen.“ Außerdem fordere der Handelsverband ein Offenhalten nach Weihnachten, mehr Fokus auf Liquiditätsmaßnahmen bei CoV-Entschädigungen, einen stärkeren Einbezug von Experten bei der CoV-Politik und eine Anpassung der Quarantänebestimmungen bei der Omikron-Variante des Coronavirus.

Schärfere Quarantänemaßnahmen würden die Händler hart treffen. Laut Schätzungen des Handelsverbands haben rund 100.000 der 330.000 Einzelhandelsangestellten noch keine Coronavirus-Schutzimpfung. Der Handel habe früh mit Betriebsimpfungen begonnen und versuche alles, um die Impfquote zu erhöhen, heißt es.