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APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Wirtschaft

AMS-Chef sieht positive Entwicklungen

Auch, wenn Omikron für Verunsicherung sorgt, Wirtschaft und Arbeitsmarkt haben sich offensichtlich auf das Coronavirus eingestellt, denn die Zahlen für heuer sind durchaus positiv. AMS-Chef Hergovich sieht auch für 2022 eine positive Entwicklung.

Die Arbeitslosenquote lag im Vorkrisenjahr 2019 noch durchschnittlich bei 7,5 Prozent, im Vorjahr schnellte sie auf 9,4 Prozent hinauf und heuer fiel sie wieder fast auf das Vorkrisenniveau zurück, auf 7,6 Prozent – Tendenz weiter fallend. Und gleichzeitig waren noch nie so viele Menschen in Niederösterreich beschäftigt wie jetzt mit 638.000, das sind um 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr, aber auch 1,4 Prozent mehr als vor der Pandemie.

Ein erstes Fazit nach zwei Jahren: Das Virus hat den Arbeitsmarkt durcheinandergewirbelt und Schwerpunkte verschoben, wie Sven Hergovich bestätigt, der Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice (AMS) Niederösterreich: „Wie in jeder Krise gibt es Branchen, die gewinnen, und Branchen, die verlieren, dadurch kommt es zu starken Verschiebungen zwischen den Branchen. Nehmen wir nur die Digitalisierung her, die sich massiv beschleunigt hat.“ So gebe es etwa eine starke Nachfrage im Bereich Informatik, z. B. nach Programmierern, „aber natürlich gibt es auch Branchen, die durch die massiven Einschränkungen besonders hart getroffen sind.“

Hergovich im Interview
ORF
AMS-NÖ-Chef Sven Hergovich zeigt sich für das Jahr 2022 optimistisch

Verlierer Gastronomie, Gewinner Informatik

Allen voran Gastronomie und Hotellerie. Die Zahl der Gastronomen steigt, die nicht mehr aufsperren wollen. Auch weil Arbeitskräfte in andere Sparten abwandern. Die Nachfrage sei groß, sagt Hergovich: „Wir haben derzeit eine steigende Arbeitskräftenachfrage in fast allen Sparten. Einige wenige gibt es, die durch die Einschränkungen so hart getroffen sind, dass auch die Arbeitskräfte-Nachfrage sinkt. Aber wir haben quer durch eine stark steigende Arbeitskräftenachfrage, besonders im Handel und im Bau.“

Damit zusammenhängend sinkt die Arbeitslosigkeit derzeit eklatant. Die Zahlen der letzten drei Jahre zeigen einen Jahresdurchschnitt an Arbeitslosen im Jahr 2019 von 50.745, dann ein Hochschnellen im vorigen Jahr auf 64.939 und einen Rückfall heuer auf 52.176. Genauer als die Durchschnittszahlen bilden die monatlichen Verläufe den Trend ab. Seit Juli liegt die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich unter dem Niveau von 2019, Tendenz vor allem im Oktober und November weiter sinkend.

770.000 Vermittlungsvorschläge

Hergovich: „Der Hauptgrund ist sicher das extrem kräftige Wirtschaftswachstum, von dem wir in Niederösterreich durch die stark diversifizierte und breit aufgestellte Wirtschaftsstruktur profitiert haben. Und wir haben versucht, diesen Wirtschaftsaufschwung zu nutzen und haben heuer 770.000 Vermittlungsvorschläge ausgegeben, das sind um 13 Prozent mehr als noch vor der Corona-Krise.“

Allerdings ginge noch mehr, sagt der Chef über seine Organisation, die in den vergangenen Jahren zwar reformiert wurde, aber mehr könnte, wenn ihr vom Gesetzgeber mehr Mittel zur Verfügung gestellt würden: „Im Moment ist es so, dass eine Beraterin, ein Berater bei uns im Durchschnitt knapp unter 250 Abeitssuchende zu betreuen hat. Aber je weniger Arbeitsuchende ein Betreuer zu bearbeiten und zu vermitteln hat, um so schneller und effektiver funktioniert natürlich der Vermittlungsprozess.“

Achillesferse Langzeitarbeitslosigkeit

Der nach wie vor schwierigste Bereich ist die Langzeitarbeitslosigkeit, also länger als ein Jahr ohne Job zu sein: „Der Höhepunkt der Langzeitarbeitslosigkeitskrise, den wir heuer Ende März hatten, haben wir erfreulicherweise hinter uns. Wir haben jetzt um 34 Prozent weniger Langzeitarbeitslose als Ende März, aber die Langzeitarbeitslosigkeit ist noch immer deutlich höher als vor Beginn der Coronakrise, weshalb wir auch die Aktion ,Sprungbrett’ verlängert haben. Dabei werden Unternehmen mit Förderungen anminiert, Langzeitarbeitslose anzustellen. Das ist eine erfolgreiche Aktion von AMS, Land, Wirtschafts- und Arbeiterkammer in Niederösterreich.“

Bleibt noch der Blick in die berühmte Glaskugel, die vom Thema Omikron doch deutlich getrübt wird. Hergovich: „Wir rechnen mit einem relativ kräftigen Wirtschaftsaufschwung, ich muss aber immer einschränkend hinzufügen, dass die Prognosen sehr davon abhängen, was an gesundheitspolitischen Maßnahmen ergriffen wird.“ Aber der generelle Trend lässt hoffen, sagt AMS-Chef Sven Hergovich: „Was den Arbeitsmarkt betrifft, können wir mit Optimismus in das nächste Jahr blicken. Ich gehe tatsächlich davon aus, dass die Wirtschaft in Niederösterreich im nächsten Jahr kräftig wächst und die Arbeitlosigkeit deutlich sinken wird.“