Philipp Jelinek im Interview
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„GANZ PERSÖNLICH“

Jelinek will „motivieren und Mut machen“

Philipp Jelinek ist der Vorturner der Nation. Für seine Sendung „Fit mit Philipp“ erhielt er die Romy für das beste Lockdownformat. Sein Ziel ist es, „Menschen zu motivieren“, wie er sagt. Als ehemals Depressions-Kranker will er zudem „Mut machen“.

Mit der Fernsehsendung „Fit mit Philipp“ motiviert der 53-Jährige die Österreicherinnen und Österreicher fünf Mal in der Woche zum Sport. Jelinek lebt in Kritzendorf (Bezirk Tulln) und gilt mit seinen 53 Jahren als Spätstarter in der Branche. ORF-NÖ-Redakteur Robert Friess traf den Vorturner der Nation im Fernsehstudio, aber nicht zum sporteln, sondern zum ganz persönlichen Gespräch.

noe.ORF.at.: Wir treffen uns zum Interview im Studio von „Guten Morgen Österreich“. Hier hat vor fast genau einem Jahr alles begonnen.

Philip Jelinek: Am 11. Jänner wurde „Fit mit Philip“ zu einer eigenständigen Sendung. Davor war es eine Rubrik und ab 30. März haben wir dann von Montag bis Freitag gestartet.

noe.ORF.at. Der Start war im ersten Lockdown.

Jelinek: Ich habe mir gedacht, als öffentlich rechtlicher Sender haben wir vor allem den Menschen der zweiten Lebenshälfte gegenüber eine Verantwortung, dass sie sich bewegen. Wenn sie sich nicht bewegen, bauen sie ab – nicht nur muskulär und körperlich, sondern auch psychisch. Ich habe damals dem Channel-Manager von ORF 2 Alexander Hofer geschrieben, dass wir das unbedingt machen sollten. Ich habe nicht damit gerechnet, aber wenige Minuten nachdem ich eine E- Mail geschickt habe, kam die Antwort „Ja, machen wir“. Ich habe mir gedacht: „Okay, was mache ich jetzt, denn einen wirklichen Plan hatte ich nicht.“

Philipp Jelinek und Robert Friess
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Robert Friess und Philipp Jelinek beim Interview im „Guten Morgen Österreich“-Studio

noe.ORF.at: Du bist ein Spätstarter. Du bist 53 Jahre alt, andere haben früher begonnen. Ich erinnere etwa an Ilse Buck, sie war jahrzehntelang im Radio die Vorturnerin der Nation.

Jelinek: Ilse Buck ist ein großes Vorbild. Die Ambitionen, das zu machen, waren immer da. Mein Ziel war, Fernsehen zu machen, Menschen zu motivieren, ihnen Freude zu bereiten. Es hat halt noch nicht sein sollen. Im Leben ist es immer wieder so, es braucht einfach seine Zeit. Wenn es dann einmal passt, greifen die Zahnräder ineinander und es läuft wie ein Schweizer Uhrwerk.

noe.ORF.at.: 2021 hast du die Romy für das beste Lockdownformat bekommen. Von Andi Knoll wurdest du damals in deiner Sendung überrascht und warst zu Tränen gerührt.

Jelinek: Ich bin nahe am Wasser gebaut, ich bin generell ein sehr emotionaler Typ. Das waren Freudentränen, es war die Belohnung für den langen Weg und dafür, nicht aufgegeben zu haben. Die Romy war aber auch ein starkes Zeichen, dass Bewegung einen Stellenwert in der Gesellschaft hat.

Philipp Jelinek erhält die Romy von Andi Knoll
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Live auf Sendung überreichte Andi Knoll die Romy, Jelinek war zu Tränen gerührt

noe.ORF.at: Du warst Triathlet und dein großes Ziel war der Iron- Man in Hawaii. Bei den Vorbereitungen ist es allerdings zu einem Unfall gekommen.

Jelinek: Es war ein heftiger Radsturz, der einiges ausgelöst hat. Ich hatte Depressionen. Es war keine schöne Zeit, man muss aber dankbar sein, diese Erfahrung gemacht zu haben, denn so konnte ich mich weiterentwickeln. Ich möchte Menschen Mut machen, die in Depressionen verfallen. Nutzt die Chance, geht zu einem Therapeuten. Ich habe drei Jahre mit meiner Therapeutin gearbeitet und heute sage ich „Danke“. Ich habe immer geglaubt, dass ich der Unzerstöre bin und gedacht, was soll mir passieren, aber innerhalb einer Sekunde kann sich dein Leben so schlagartig ändern. Da muss man schauen, dass man diese Chance nutzt.

noe.ORF.at: 2021 war ein sehr erfolgreiches Jahr, was sind deine Pläne für 2022?

Jelinek: Einerseits, dass wir noch mehr Menschen bewegen. Vorbeugend gesehen können wir selbst aktiv etwas für unsere Gesundheit tun. Wir sollten so lange wie möglich ohne fremde Hilfe mobil bleiben. Ein ganz wichtiges Projekt sind für mich die Kinder und Schülerinnen und Schüler.

Wir sprechen seit Ende der Achtziger-Jahre von der täglichen Turnstunde. Mein großes Ziel ist, dass wir es schaffen, dass alle Schulen, alle Schüler in ganz Österreich, täglich von 9.10 bis 9.30 Uhr diese 20 Minuten mitturnen. Nur so haben wir langfristig gesehen die Chance, unser Gesundheitssystem zu entlasten. Wenn wir so weitermachen wie bisher, droht das Gesundheitssystem zu kollabieren.