Explosion Klausen Leopoldsdorf
Helmut Stamberg
Helmut Stamberg
Chronik

17 Feuerwerksunfälle: Toter und Verletzte

In der Silvesternacht ist es in Niederösterreich zu 17 Unfällen mit Feuerwerkskörpern gekommen, bilanzierte Notruf NÖ, einer davon endete tödlich. Auch zu einer Schussverletzung mussten die Einsatzkräfte ausrücken.

In der Nacht auf Samstag wurde die Polizeiinspektion Alland (Bezirk Baden) gegen 0.30 Uhr über einen Unfall mit pyrotechnischen Gegenständen im Gemeindegebiet von Klausen-Leopoldsdorf informiert. Beim Eintreffen der Polizei waren die Einsatzkräfte der Feuerwehr und Rettung bereits an Ort und Stelle. Rund zehn Personen sollen sich auf einer Wiese getroffen haben, um die Silvesternacht zu feiern. Dabei dürften sie mehrere PVC-Rohre verwendet haben, um Kugelbomben zu zünden.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei dürfte es zu einer Fehlzündung gekommen sein, weshalb sich ein 23-Jähriger sowie ein 21-Jähriger, eine 19-Jährige und eine weitere männliche Person den Rohren genähert haben dürften. Dabei dürfte der vermeintlich fehlgezündete Feuerwerkskörper dann doch explodiert sein und den 23-Jährigen tödlich verletzt haben.

Christophorus
Helmut Stamberg
Auch der Rettungshubschrauber Christophorus war bei dem Unfall im Einsatz

Der 21-Jährige erlitt Verletzungen schweren, die beiden anderen Personen Verletzungen leichten Grades. Sie wurden nach der Versorgung durch die Rettungskräfte in umliegende Spitäler gebracht. Die Augenzeugen mussten vom Akutteam und der Krisenintervention betreut werden, so Notruf NÖ-Pressesprecher Philipp Gutlederer in einer Aussendung am Samstag.

Weitere Erhebungen zum Unfallhergang sowie die Tatortarbeit werden nun von einer Kriminaldienststreife des Bezirks und den Bediensteten der Polizeiinspektion Alland durchgeführt. Es dürfte sich um einen Feuerwerkskörper der Klasse F4 gehandelt haben, teilte Polizeisprecher Heinz Holub-Friedreich mit, dabei handelt es sich um Feuerwerke, die nur von ausgebildeten Pyrotechnikern abgebrannt werden dürfen. Ob ein entsprechender Sachkundenachweis vorlag, sei derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen.

Mit Handy Abschuss gefilmt und im Gesicht verletzt

Darüber hinaus kam es in der Silvesternacht noch zu anderen – zum Teil schwerwiegenden – Verletzungen durch Feuerwerkskörper. Schwer verletzt wurde etwa ein 59-Jähriger in Schweiggers (Bezirk Zwettl). Der Waldviertler hatte sich beim Zünden über eine Feuerwerksbatterie gelehnt und wurde im Gesicht getroffen. In Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen) wollte ein 26-Jähriger den Abschuss einer Kugelrakete aus einem PVC-Rohr mit seinem Smartphone festhalten. Dazu beugte er sich über das Rohr, was schiefging und ebenfalls mit Verletzungen im Gesichtsbereich endete.

Einige Jugendliche im Bezirk Amstetten dürften versucht haben, eine Rakete aus der Hand abzufeuern, weil der Holzstab fehlte. Ein 15-Jähriger zog sich leichte Verletzungen zu, als die Rakete in seiner Hand explodierte.

„Schlimmste Silvesterbilanz seit Jahren“

Insgesamt wurden zu Silvester 221 Notfalleinsätze in Niederösterreich verzeichnet, um 13 mehr als im Vorjahr. Es kam zu 17 teils schweren Unfällen mit Feuerwerkskörpern, das sei die „schlimmste Silvesterbilanz seit Jahren“, hieß es in einer Aussendung von Notruf NÖ. Neben dem getöteten jungen Mann wurden vier Personen schwer und 18 Personen leicht verletzt.

Notruf NÖ musste von 21.00 Uhr bis 5.00 Uhr insgesamt 318 Dispositionen durchführen. Ein Großteil der Einsätze, zu denen auch ein Notarzt ausrücken musste, war auf übermäßigen Alkoholkonsum, Stürze mit Kopfverletzungen und hauptsächlich akute Erkrankungen durch Herz- und Lungenprobleme zurückzuführen. „Hatten wir in den letzten Jahren vor allem alkoholisierte und bis zur Besinnungslosigkeit betrunkene Jugendliche zu versorgen, so waren es diesmal vor allem schwere Böllerunfälle“, sagt Notruf-NÖ-Geschäftsführer Christof Constantin Chwojka gegenüber noe.ORF.at.

Mehrere Brände durch Pyrotechnik

Feuerwerkskörper sorgten in der Nacht nicht nur für Verletzungen, sondern auch für mehrere Brände, etwa von Mülleimern. Zu einem Wohnhausbrand kam es in Auersthal (Bezirk Gänserndorf). Dort war eine bereits zuvor gezündete Feuerwerksbatterie unter ein Carport gestellt worden. Glosende Reste fingen aufgrund von Windböen Feuer, die Flammen griffen auf Carport und Wohnobjekt über. Der Eigentümer machte dem Brand mit einem Gartenschlauch selbst den Garaus. In Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) stand am Freitagabend ein Pkw in Flammen, kurz davor hatten Jugendliche in der Nähe des Wagens Feuerwerkskörper entzündet.

brennendes Auto
FF-WR-NEUDORF.AT – Biegler M.
In Wr. Neudorf stand ein Auto in Flammen

Am Silvestertag kam es auch zu zwei aufsehenerregenden Sachbeschädigungen. In Krems wurde bereits in der Nacht auf Freitag ein Zigarettenautomat mit Hilfe von pyrotechnischen Gegenständen gesprengt. Auf einem Lkw-Parkplatz an der Weinviertler Schnellstraße (S3) gab es am Freitagnachmittag eine Explosion bei einer Toilettenbox, auch hier waren Feuerwerkskörper im Spiel.

Mann hantierte zu Silvester mit Flinte: 20-Jährige verletzt

In Weiden a. d. March im Bezirk Gänserndorf wurde die Polizei zu einer Schussverletzung alarmiert. Ein 28-Jähriger – er hatte 0,78 Promille – hatte mit seiner Schrotflinte zunächst einmal in die Luft geballert, danach fiel ihm die Waffe auf den Boden. Dabei löste sich ein weiterer Schuss, der eine 20-Jährige traf. Die Frau erlitt Verletzungen im Bein. Sie wurde nach der Versorgung an Ort und Stelle in das Landesklinikum Mistelbach gebracht. Die Flinte wurde sichergestellt, ein vorläufiges Waffenverbot ausgesprochen. Der Niederösterreicher wird außerdem der Staatsanwaltschaft Korneuburg angezeigt. Im Raum steht der Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung.

Nicht zuletzt wurde am letzten Tag des Jahres 2021 auch gegen die Coronavirus-Maßnahmen demonstriert. In Pöchlarn (Bezirk Melk) nahmen rund 85 Personen an der Versammlung mit dem Motto „Nein zum Impfzwang“ teil. Verzeichnet wurden 23 Anzeigen, der Großteil wegen Missachtens der Maskenpflicht.

Wie viele Anzeigen – von Körperverletzung bis Sachbeschädigungen – es in der Silvesternacht insgesamt gab, stehe noch nicht fest, hieß es bei der Polizei. Einige Vorfälle würden erfahrungsgemäß erst in den kommenden Tagen gemeldet werden. Es dürfte sich aber ein Anstieg abzeichnen, so eine erste Einschätzung der Landespolizeidirektion Niederösterreich.