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Gesundheit

Kritik an ungleichen Kassenleistungen

Für Magen- und Darmspiegelungen zahlt die ÖGK in Niederösterreich und in Wien unterschiedliche Honorare aus. Im Bereich der Darmkrebsvorsorge könnte das fatale Folgen für das niederösterreichische Gesundheitssystem haben, warnen Ärzte.

„Seit etwa eineinhalb Jahren wird meine Praxis von Patientinnen und Patienten aus Niederösterreich gestürmt“, sagt Friedrich Anton Weiser gegenüber noe.ORF.at. Wenn der Chirurg in seiner Praxis in Alterlaa in Wien eine Magen- oder Darmspiegelung durchführt, erhält er von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ein höheres Honorar, als wenn er dieselbe Leistung in Niederösterreich erbringen würde.

Daher müssten niederösterreichische Ärztinnen und Ärzte die Kosten für eine Sedierung den Patientinnen und Patienten verrechnen. „Das ist eine perverse Situation“, sagt Weiser. „Die Grenze zwischen den beiden Bundesländern läuft mitten durch die Ketzergasse. Und die, die auf der ‚falschen‘ Straßenseite wohnen, müssen für die Sedierung etwas zahlen.“

Kostenunterschiede bei Sedierung

Grundsätzlich sind Magen- und Darmspiegelungen auch ohne Sedierung möglich. Das heißt aber nicht, dass sie immer schmerzfrei ist. Viele Patientinnen und Patienten würden die Untersuchung daher nur mit Sedierung machen. „Das Problem ist, dass das Honorar der ÖGK in Niederösterreich nur für das Narkosemedikament selbst sowie für die intravenöse Gabe reicht. Die Kosten für die Überwachung und Nachsorge des sedierten Patienten müssen die Ärztinnen und Ärzte selbst tragen, wenn sie diese nicht auf die Patientinnen und Patienten abwälzen wollen“, sagt Gerald Oppeck, der seit 25 Jahren in Eggenburg (Bezirk Horn) ordiniert.

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Die Kassenleistungen für eine Sedierung sind in den Bundesländern unterschiedlich hoch

„Aktuer Handlungsbedarf in Niederösterreich“

Die Folge sei, dass Magen- und Darmspieglungen im niedergelassenen Bereich in Niederösterreich immer seltener angeboten werden, so Oppeck. Dabei sei Niederösterreich österreichweit das Bundesland mit der höchsten Karzinominzidenz. Im Bereich der Darmkrebsvorsorge sieht Oppeck daher „akuten Handlungsbedarf“.

Die ÖGK schreibt in einer Stellungnahme gegenüber noe.ORF.at: „Die Honorare wurden von den früheren Gebietskrankenkassen mit den regionalen Ärztekammern vereinbart und sind daher bundesländerweise verschieden. Diese Honorare gelten solange weiter, als nicht ein anderer Tarif vereinbart wird.“ Laut den Ärzten Oppeck und Weiser wären neue Vereinbarungen auch bei der Polypenentfernung notwendig. Während die ÖGK in Niederösterreich nur die Entfernung eines einzigen Polypen zahle, seien es in Wien bis zu zehn Polypen.

Die bundesweite Harmonisierung der Leistungen war eigentlich Kernstück jener Reform, aus der die ÖGK vor zwei Jahren hervorgegangen ist. Auf der Website der ÖGK heißt es dazu: „Die Zusammenführung der Gebiets- und Betriebskrankenkassen ist ein komplexer Prozess. Viele Vorteile werden erst in den kommenden Jahren spürbar werden.“ Geht es nach Gerald Oppeck, wäre ein solcher Zeithorizont für die Darmkrebsvorsorge zu groß: „Es ist schon fünf nach zwölf. Wir müssen jetzt etwas unternehmen.“