Schleckertest bei fünfjährigem Buben
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Coronavirus

Schleckertests: Alleingang einer Gemeinde

Die Coronavirus-Tests in den Kindergärten sind bis jetzt freiwillig. Angesichts der Omikron-Variante drängt Patientenanwalt Bachinger auf eine Testpflicht. In Sommerein (Bezirk Bruck an der Leitha) hat der Bürgermeister eine solche bereits verordnet.

Es sei ihm bewusst, dass die Regelung für verpflichtende Schleckertests im Kindergarten juristisch womöglich auf zarten Beinen stehe, sagt Karl Zwierschitz, der Bürgermeister von Sommerein (SPÖ). 96 Kinder besuchen den örtlichen Kindergarten. Acht bis neun wurden auf Wunsch der Eltern bis vor kurzem nicht getestet.

„Mittlerweile liegt die Testquote bei 100 Prozent,“ erklärt Zwierschitz zufrieden. Die meisten Eltern willigten sofort ein, als er die Testpflicht anordnete, zwei oder drei Kinder waren einige Tage zu Hause, kehrten aber dann wieder in den Kindergarten zurück, erzählt der Bürgermeister. „Wenn es um die Nasenbohrtests gehen würde, dann könnte ich mir eine Testpflicht nicht vorstellen, aber bei den Schleckertests sieht das anders aus,“ argumentiert Zwierschitz. Da habe er kein Verständnis für eine Ablehnung.

Unverständnis für Freiwilligkeit

Für verpflichtende Schleckertests in den Kindergärten sprach sich schon Ende November Patientenanwalt Gerald Bachinger aus. Johanna Pichler, Allgemeinmedizinerin im Bezirk St. Pölten Land und selbst dreifache Mutter, startete damals eine Unterschriftenaktion für verpflichtende Tests in den Kindergärten – mehr dazu in Schleckertests: Patientenanwalt für Pflicht (noe.ORF.at; 30.11.2021).

Knapp 2.100 Personen haben diese Aktion bisher unterstützt. Patientenanwalt Gerald Bachinger berichtet von vielen Mails besorgter Eltern und von einem massiven Unverständnis für die Freiwilligkeit vor allem von jenen Eltern, die ihre Kinder testen lassen. Etwa 75 Prozent der Kindergartenkinder werden regelmäßig getestet. Das sei zwar ein relativ hoher Wert, angesichts der stark steigenden Infektionszahlen und der ansteckenderen Omikron-Variante dürfe man aber keine Zeit mehr verlieren, um weitere Maßnahmen zu setzen, sagt Bachinger und spricht sich erneut für eine Testpflicht aus.

Weihnachtspaket sollte Skepsis beseitigen

Bei einem Treffen vor Weihnachten, an dem die Landesrätinnen für Gesundheit und Bildung, Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) und Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP), sowie Expertinnen und Experten teilnahmen, verständigte man sich darauf, die Tests weiterhin freiwillig anzubieten.

Um auch skeptische Eltern überzeugen zu können, wurden alle mit einem sogenannten Weihnachtspaket mit Schleckertests ausgestattet. So könne man zu Hause Erfahrung mit den Tests sammeln, so die beiden Landesrätinnen. Bei Änderung der Infektionslage würde man weitere Schutzmaßnahmen prüfen, hieß es nach dem Treffen.

In den Schulen sind Coronavirus-Tests verpflichtend. Wer also nicht getestet ist, darf nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. In einer bundesweiten Verordnung sind Kindergartenkinder grundsätzlich von einer Testpflicht ausgenommen. Die Bundesländer können aber selbst strengere Regeln festlegen.