Beethovenhaus Baden von außen
Beethovenhaus Baden/Christoph Bertos (CityCopterCam)
Beethovenhaus Baden/Christoph Bertos (CityCopterCam)
Kultur

50 Jahre Europahymne: Ein Stück aus Baden

Am 12. Jänner 1972 hat der Europarat in Straßburg Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ zur Europäischen Hymne erklärt. Seit 1985 ist das Stück außerdem die Hymne der EU. Die Wiege der Hymne liegt in Niederösterreich – genauer gesagt in Baden.

Dass seine Melodie „Ode an die Freude“ aus dem vierten Satz der 9. Symphonie einmal die europäische Staatengemeinschaft repräsentieren würde, konnte Ludwig van Beethoven (1770-1827) freilich nicht ahnen, als er die Sommer in dem gelben Eckhaus in der Rathausgasse 10 in Baden verbrachte. In den Sommermonaten zwischen 1821 und 1823 bewohnte Beethoven hier zwei Zimmer, um an seiner 9. Symphonie zu arbeiten. Heute befindet sich an dieser Adresse das Museum „Beethovenhaus Baden“.

„Vordergründig war es natürlich die Kur, die man hier frequentieren konnte und die ihm gut getan hat, aber Baden war damals ein Hotspot: Der Kaiser war zu jener Zeit hier und damit waren natürlich auch potentielle Kunden in der Stadt“, erzählt die Leiterin des Beethovenhauses, Ulrike Scholda. Es entstand eine innige Verbindung zwischen dem eigensinnigen Komponisten und der Stadt südlich von Wien, an der Beethoven immer mehr auch die Natur zu schätzen begann.

Ulrike Scholda
Tobias Mayr
Ulrike Scholda leitet das Beethovenhaus in Baden.

Badener Natur als Quelle der Inspiration

„Der Wiener Wald als großes Naturreservoir hat Beethoven Inspiration, Religionsersatz und Kompensation für die menschliche Gesellschaft geboten, die er wegen seiner Schwerhörigkeit kaum hatte“, erklärt die Badener Fremdenführerin Christine Triebnig-Löffler. Während seiner späten Aufenthalte in der Stadt in den 1820er Jahren war Beethoven bereits völlig taub. Endlose Wanderungen führten ihn auf der Suche nach Melodien deshalb durch die Hügel um Baden, teilweise bis Heiligenkreuz oder Wiener Neustadt. „Die Kur und die Natur haben zweifellos zu seinem Wohlbefinden beigetragen“, sagt auch Museumsdirektorin Scholda.

Die unter diesen Umständen entstandenen Takte sind nun seit 50 Jahren ein Symbol für die europäische Einheit. Gespielt werden sie bei offiziellen Anlässen des Europarats oder der Europäischen Union, zum Auftakt von Kongressen oder gesamteuropäischen Veranstaltungen. Dass ausgerechnet Baden die Wiege dieser Melodie ist, stimme die Badener heute stolz, erzählt Triebnig-Löffler: „Man spürt im Großen und Ganzen viel lokalpatriotischen Stolz, viel Freude, und eine Art Bewusstsein, in diesem großen Werk verankert zu sein.“

Christine Triebnig-Löffler
Tobias Mayr
Christine Triebnig-Löffler führt als Fremdenführerin Touristen aus aller Welt durch Baden

Europahymne lockt Gäste aus der ganzen Welt

„Durch die Europahymne ist man sich in Baden nochmal mehr bewusst geworden, welche Bedeutung es hat, dass Beethoven hier so viele Sommer verbracht hat und wie gut ihm Baden gefallen hat“, sagt auch Museumsdirektorin Scholda. Das würden unter anderem auch die Gäste aus ganz Europa schätzen. „Es kann einer Stadt nichts besseres passieren, als von einem großen Künstler musikalisch verewigt zu sein“, ist sich Triebnig-Löffler sicher.

Denn die Europahymne lasse Baden sowohl nach innen als auch nach außen erstrahlen: „Es ist schön, an einem Ort zu wohnen, an dem einer der größten Komponisten aller Zeiten gewirkt und gelebt hat“, erzählt die Fremdenführerin: „Und ich merke auch immer wieder, dass viele Besucherinnen und Besucher aus europäischen Ländern, aber auch aus den USA und Japan, unser Baden aufsuchen, um dieser großartigen Musik nahe zu sein.“