1882 wurde das Südbahnhotel im Kurort Semmering (Bezirk Neunkirchen) eröffnet. In den darauf folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Haus zu einem der führenden Nobelhotels in Europa. 18.000 Quadratmeter umfasst die Brutto-Geschoßfläche, bis zu 350 Zimmer gab es zur Spitzenzeit. Die Gästeliste wurde wöchentlich in der Zeitung veröffentlicht. Man stieg ab im Südbahnhotel, um zu sehen und gesehen zu werden. Hinter den mondänen Mauern wurden Geschäfte gemacht und Kunstwerke kreiert.
Bis zu 120 Zimmer und Spa-Bereich sind geplant
In den 1970er-Jahren war nach schwierigen Nachkriegsjahren Schluss mit dem Hotelbetrieb, es versank im Dornröschenschlaf. Der Geschäftsführer der Voreigentümerin, der Klinik Bavaria
Rudolf Presl GmbH, erkannte die Bedeutung des Hauses und setzte wichtige Schritte, damit das ehemalige Hotel nicht verfällt. Der neue Eigentümer, Christian Zeller, baut seine Pläne auf diesen Vorarbeiten auf, wie er im Gespräch mit noe.ORF.at, ausführt. Seine Erfahrung, die er sich in 20 Jahren als Sanierer in der Immobilienbranche erworben hat, gäbe ihm Mut für diesen Schritt.
Das ehemalige Flaggschiff der Hotellerie des Semmerings soll wieder ein gediegenes Hotel werden, mit 100 bis 120 Zimmer. Die bisherige Struktur der durchgehenden Zimmerfluchten soll aufgegriffen werden und verschieden große Suiten entstehen. Rund um das historische Hallenbad im Untergeschoß soll ein Spa-Bereich errichtet werden, auch Restaurants werden im Konzept eine große Rolle spielen.

noe.ORF.at: Wie geht es Ihnen, wenn Sie nun als Besitzer, durch das Südbahnhotel gehen?
Zeller: Ich bin jedes Mal begeistert von diesem Haus und bewundere, wenn man das so sagen kann, meinen Mut für dieses Investment. Es kommt einiges an großen Herausforderungen auf mich zu. Aber ich bin ganz positiv gestimmt.
noe.ORF.at: Es hat sicherlich in Ihrem Umfeld Menschen gegeben, die gemeint haben, Sie seien ein Träumer oder seien leichtsinnig. Ich nehme an, da Sie aus der Immobilienbranche kommen, dass Sie sich das gut überlegt haben. Stimmt das?
Zeller: Als ich im vergangenen August das Haus zum ersten Mal eingehend besichtigt habe, da wurde mir gleich klar, dass das Dach in Ordnung ist und der Keller trocken. Die Substanz des Hauses ist erstaunlich gut. Und da muss ich mich gleich bei den Vorbesitzern bedanken. Natürlich kommen bei der Sanierung alter Gebäude viele Dinge an die Oberfläche. Aber ich kann das ganz gut einschätzen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir im vorgegebenen Zeitplan die Sanierung schaffen.
noe.ORF.at: Gibt es einen Zeitplan für die Eröffnung des Hotels? Gibt es auch einen Kostenrahmen?
Zeller: Ja, es gibt einen Zeitplan, wir wollen 2025 eröffnen. Das ist sehr ambitioniert, aber ich denke, das ist zu schaffen. Es gibt auch einen Kostenplan, dieser ist noch sehr weit. Wir sind derzeit bei der Detailevaluierung. Es wurde bisher alles digital vermessen. Im Frühjahr wird es Architektenvorschläge für den Umbau geben. Der Rahmen bewegt sich zwischen 20 und 50 Millionen Euro. Genaues werden wir im Sommer wissen.
noe.ORF.at: Sie sind bekannt als Förderer von Kunst und Kultur. Welchen Charakter soll das Südbahnhotel unter Ihrer Führung erhalten?
Zeller: Ich bin seit einigen Jahren auf der Suche nach Veranstaltungsorten, wo ich jungen Künstlern Auftrittsmöglichkeiten geben kann. Dann habe ich das Südbahnhotel gesehen und da dachte ich, das wäre ein wunderbarer Ort für die Talente der Musikuniversität oder anderer Häuser, sich zu präsentieren. Das war schließlich ein wesentlicher Grund, warum ich das Haus gekauft habe. Hier kann man die verschiedensten Veranstaltungen machen.
noe.ORF.at: Es wird also weiterhin Kulturveranstaltungen im Südbahnhotel geben?
Zeller: Ja, wir wollen das sogar verstärken und ganzjährig Kulturveranstaltungen anbieten, auch während der Umbau- und Renovierungsarbeiten, die sich bis 2025 erstrecken werden. Es wurde dafür eine eigene Gesellschaft gegründet, der der erfahrene Kulturmanager Stefan Wollmann vorsteht.
noe.ORF.at: Wird es den „Kultur.Sommer.Semmering“ weiter geben?
Zeller: Aus meiner Sicht ja und als Eigentümer wünsche ich mir das.