Der Vater soll sich mit dem Kind vor einem herannahenden Railjet, der Richtung Wien unterwegs war, auf die Gleise der Südbahnstrecke begeben haben. Der Mann und seine Tochter wurden tödlich verletzt.
Hilfe im Krisenfall
Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 Rat und Unterstützung im Krisenfall, ebenso das Kriseninterventionszentrum unter 01/406 95 95.
Die Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet Rat auf Draht unter der Nummer 147.
Die Einsatzkräfte waren kurz nach 22.30 Uhr verständigt worden. Ein Großaufgebot an Helfern war im Einsatz, teilte die Freiwillige Feuerwehr Sollenau auf ihrer Webseite mit. Die Zuggarnitur kam den Angaben zufolge etwa auf Höhe Anzengrubergasse zum Stillstand. Weil zunächst eine dritte beteiligte Person vermutet wurde, waren Suchtrupps mit Wärmebildkamera, Hundestaffeln vom Roten Kreuz sowie ein Hubschrauber, ebenfalls mit Wärmebildkamera, im Einsatz. Es wurde jedoch niemand gefunden.
Krisenintervention im Einsatz
Hinsichtlich des Tatherganges werden noch weitere Ermittlungen durchgeführt, teilte die Polizei mit. Das Landeskriminalamt Niederösterreich (Assistenzbereich Tatort) hat Erhebungen zur eindeutigen Identitätsklärung der beiden Verstorbenen übernommen. Die Mutter wurde von einem Kriseninterventionsteam betreut.
Der Zug wurde laut Feuerwehr evakuiert. Die Passagiere wurden zu einem Parkplatz in der Nähe begleitet, ehe sie mit einem Bus weitertransportiert wurden. Die Bahnstrecke war rund drei Stunden lang gesperrt.
Psychologe: „Kann von außen wie Affekthandlung wirken“
Spekulationen rund um ein mögliches Motiv des mutmaßlichen Suizids unterlässt noe.ORF.at bewusst. Von einer Tat im Affekt könne man in Fällen wie diesen generell nicht ausgehen, sagt Cornel Binder-Krieglstein, Chefpsychologe des Roten Kreuzes Niederösterreich. „Im Normalfall gibt es Gedanken, die langsam konkreter werden. Zu einem gewissen Zeitpunkt wird dann ein Entschluss gefasst, das umzusetzen.“
Bei einem außergewöhnlich belastenden Ereignis laufe dieser Prozess ebenfalls ab, er könne dadurch nur beschleunigt werden. „Äußerlich kann es dann so aussehen, als wäre es im Affekt passiert, aber innerlich werden diese Stadien auch durchlaufen“, so Binder-Krieglstein. Betroffene hätten das Gefühl, dass andere Optionen in dieser Situation nicht funktionieren bzw. nicht zur Verfügung stehen würden. In einer Phase dieser empfundenen Ausweglosigkeit könnten sich Aggressionen sowohl gegenüber sich selbst als auch gegenüber anderen Personen äußern.
Der Psychologe betont aber auch: „Dass man sich mit dem Thema Suizid bzw. Selbsttötung beschäftigt, ist in der Entwicklung des Menschen normal, wenn man sich zum ersten Mal mit den großen Themen des Lebens auseinandersetzt, etwa der Endlichkeit.“ Das passiere normalerweise als Jugendlicher oder junger Erwachsener. „Wenn diese Themen aber aktuell werden, dann ist es ganz wichtig, das mit anderen zu teilen. Das können nahe Angehörige, Verwandte, aber auch Freunde sein.“ Zusätzlich könne man Hotlines und Beratungsstellen (siehe Infobox) in Anspruch nehmen, etwa die Ö3-Kummernummer oder jede Ambulanz eines psychiatrischen Krankenhauses. Letztere würden rund um die Uhr zur Verfügung stehen.