2020 war die Zahl der Kirchenaustritte noch zurückgegangen, 2021 gab es hingegen wieder ein deutliches Plus. Der Trend ist in ganz Österreich zu beobachten, auch in Niederösterreich. Das Bundesland ist in die Diözese St. Pölten und die Erzdiözese Wien aufgeteilt. Hier gibt es flächendeckend ein Plus um etwa 20 Prozent.
Im westlichen Niederösterreich, in der Diözese St. Pölten, wurden im Vorjahr 6.466 Austritte verzeichnet. Nur 286 Personen traten im gleichen Zeitraum in die Kirche ein, 31 widerriefen ihren Austritt. Im Osten, der in die Zuständigkeit der Erzdiözese fällt, sind die Austrittszahlen seit Jahren höher. Hier meldeten sich 2021 19.767 Personen von der Katholischen Kirche ab, 805 kamen neu dazu, 102 widerriefen ihren Austritt.
Weniger Taufen als Begräbnisse
Generell geht die Zahl der Katholikinnen und Katholiken in Österreich immer weiter zurück, wenn auch nur langsam. Sowohl bundesweit als auch in der Diözese St. Pölten wurde ein Rückgang bei der Zahl der Gläubigen um etwa 1,5 Prozent verzeichnet. Das habe aber nicht nur mit den Austritten zu tun, betont man in der Diözese, sondern auch mit der generellen Bevölkerungsentwicklung. In beiden Diözesen – St. Pölten und Wien – gab es im Vorjahr deutlich mehr Sterbefälle als Taufen.
Dass aber gleichzeitig auch die Zahl der Kirchenaustritte stieg, erklärt man sich in erster Linie mit der Pandemie. So habe es im Jahr 2020 weniger Abmeldungen gegeben, womöglich aufgrund der eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten mit den österreichischen Behörden. Nun sei es bei den Austrittswilligen zu Nachholeffekten gekommen, heißt es etwa bei der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress.
Impfung als Austrittsgrund
Ein zusätzliches Motiv dürfte 2021 jedenfalls die klare Positionierung der Kirche für die Coronavirus-Schutzimpfung sein. Die österreichischen Bischöfe sind geschlossen gegen Covid-19 immunisiert und unterstützen auch öffentlich unter bestimmten Voraussetzungen die geplante Impfpflicht.
„Wir führen einen Teil der Kirchenaustritte auf die positive Haltung der Kirche zur Schutzimpfung zurück“, heißt es in einer Stellungnahme der Erzdiözese Wien gegenüber noe.ORF.at. Die dortige Dialogstelle habe in diesem Zusammenhang im Vorjahr etliche Beschwerden verzeichnet. Allerdings: „Der eigentlich tiefere Grund für diese und andere Austritte dürfte aber eine schon vorhandene Distanz und Entfremdung von der Kirche sein“, heißt es bei der Erzdiözese.