Schülerin in einer Klasse
ORF.at/Wolfgang Rieder
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Coronavirus

Neuer Anbieter: Pannen bei PCR-Schultests

Der Umstieg auf einen neuen Anbieter bei den PCR-Schultests sorgt für Probleme: In Niederösterreich trafen Ergebnisse mit einem Tag Verspätung ein. Das Ministerium spricht von „nicht nachvollziehbar niedrigen Zahlen“. Das sorgt für Unmut und Unsicherheit.

Der Donnerstag ist eigentlich kein Antigen-Testtag in den Schulen. Diese Woche war er es aber, denn die Ergebnisse der PCR-Tests von Dienstag waren zur ersten Stunde noch nicht eingelangt. Eigentlich hätten die Testergebnisse bereits 24 Stunden zuvor vorliegen müssen. An den Schulen wurde deshalb ein zusätzlicher Antigen-Test durchgeführt.

„Es ist einfach ein Prozedere, das den Unterricht und die Administration aufhält“, kritisiert AHS-Direktorensprecherin Isabella Zins im Gespräch mit noe.ORF.at. „Das Sekretariat muss das vorbereiten. Fehlen heute ein paar Schüler, müssen sie am nächsten Tag nachtesten. Die Lehrer müssen alles ausfüllen. Dieses Test-Management hatten wir am Donnerstag nicht erwartet“, so Zins. Lehrer und Schüler müssten sich auf das System verlassen können: „Wir haben heute hauptsächlich negative PCR-Ergebnisse bekommen, was ich ein bisschen bezweifle.“

Problembehafteter Start für neuen Testanbieter

Probleme mit Tests in Schulen gab es bereits im Herbst – mehr dazu in Anlaufschwierigkeiten bei PCR-Tests (noe.ORF.at; 8.9.2021). Damals pendelten sich diese nach den ersten drei Schulwochen ein. Nun ist seit Jänner aber ein neuer Testanbieter zuständig und damit dürften auch die Anlaufschwierigkeiten zurück sein.

Die ARGE für molekulare Diagnostik, die nach einer Neuausschreibung seit Jänner in acht Bundesländern (alle außer Wien) für die Tests zuständig ist, räumte bereits technische Schwierigkeiten bei der Auswertung der Ergebnisse (insbesondere bei der Zuordnung und Auswertung in der Datenbank) ein. Es werde bereits seit Mittwoch intensiv an der Lösung der Probleme gearbeitet, mit der Behebung sei „innerhalb der nächsten Tage zu rechnen“, betonte Franz Öller, Geschäftsführer der Bietergemeinschaft, am Donnerstag in einer Stellungnahme.

Bildungslandesrätin: „Inakzeptabler Zustand“

Dass es in den Schulen ein Deja-vu hinsichtlich Problemen bei PCR-Tests gibt, ist für Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) ein inakzeptabler Zustand: „Der Bund hat sich eines neuen Anbieters bedient und man muss ungeschönt sagen, dass das nicht funktioniert. Das muss seitens des Bundes und der Labore schleunigst behoben werden.“ Das Ausmaß an Anlaufschwierigkeiten sei auch bei einem Auftrag dieser Größe nicht hinnehmbar, so die Landesrätin bei einer Pressekonferenz des CoV-Krisenstabs in St. Pölten.

Kritik an den Pannen kommt auch von der SPÖ Niederösterreich. Das Bildungsministerium riskiere mit seinem „Missmanagement eine unkontrollierte Durchseuchung an den Schulen“, kritisiert Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar. Die Zeit über Weihnachten habe das Bildungsministerium verschlafen.

Ministerium prüft rechtliche Schritte

Auch im Bildungsministerium reagierte man ungewöhnlich scharf auf die Technikprobleme: Die Leistungsanforderungen vonseiten der Bietergemeinschaft seien in der ersten Woche der Schultests nicht erfüllt worden, heißt es in einer Stellungnahme. Dem Ministerium sei „eine nicht nachvollziehbar niedrige Zahl von positiven Fällen“ gemeldet worden, den Schulen seien Daten „zu spät, fehlerhaft und unvollständig“ übermittelt worden. Das Ministerium prüft nun rechtliche Schritte.

Tägliche Antigen-Tests wegen PCR-Pannen

Wegen der Probleme wird nun laut Bildungsministerium und Bildungslandesrätin täglich mit Antigen-Schnelltests getestet, da man sich auf das pünktliche Eintreffen der PCR-Ergebnisse nicht verlassen könne. Die täglichen Tests seien eine Weisung, so Landesrätin Teschl-Hofmeister. Das Ministerium appelliert außerdem an die Schülerinnen und Schüler, am Wochenende einen PCR-Test durchzuführen. Auch Direktorin Isabella Zins hofft, dass sich diese am Wochenende mit PCR-Tests testen.

In den Schulen wurden am Donnerstag wieder PCR-Tests durchgeführt. Diese Ergebnisse sollen Freitagfrüh vorliegen. „Ich bin zwar gelernte Optimistin, aber kann mir angesichts der Situation in den letzten beiden Tagen nicht vorstellen, dass die Ergebnisse pünktlich kommen“, sagt Direktorin Isabella Zins.

Kinder machen in einer Volksschule in Wien einen PCR-Spültest
APA/GEORG HOCHMUTH
Ab Montag, 17. Jänner, wird in Niederösterreich Montag und Mittwoch PCR-getestet. Antigen-Tests gibt es nun nicht nur am Montag, sondern vorläufig täglich.

„Tests noch immer bestes Mittel für offene Schulen“

Solange die Tests funktionieren, fühle man sich als Schüler sicher, meint zu den aktuellen Problemen AHS-Landesschulsprecher Michael Stadlmann, der das BG/BRG Frauengasse in Baden besucht. „Wenn die PCR-Tests nicht funktionieren, dann ist das natürlich eingeschränkt.“ Solange die PCR-Tests nicht funktionieren, seien Antigen-Tests aber eine gute Alternative. Und generell seien Tests noch immer das beste Mittel, um Sicherheit in den Schulen zu garantieren.

Für Schülerinnen und Schüler sei es am wichtigsten, dass die Schulen offen bleiben, so Stadlmann. „Die Stoffvermittlung funktioniert besser und die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler ist im Distance Learning extrem unter Belastung.“

Auftrag für Schul-PCR-Tests neu vergeben

Bis vor den Weihnachtsferien hatten in Niederösterreich und Oberösterreich sowie an den Wiener Volksschulen die Covid Fighters mit Sitz in Göstling (Bezirk Scheibbs) die Schul-PCR-Tests durchgeführt. In Wien kam außerdem auch „Alles gurgelt“ von Lifebrain zum Einsatz. In den übrigen Bundesländern war Novogenia zuständig.

Gegen die Vergabe des Auftrags für die Schul-PCR-Tests war zweimal von Lifebrain Einspruch erhoben worden. Der Auftrag wurde daher von der Bundesbeschaffungsagentur neu ausgeschrieben. Das Bundesverwaltungsgericht prüfte nach einem Nachprüfungsantrag zudem die Leistungsfähigkeit der Arbeitsgemeinschaft (Procomcure Biotech GmbH & Hygienikum GmbH & Confidence DNA-Analysen GmbH & Tauernkliniken GmbH mit Sitz in Bergheim/Salzburg).