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Coronavirus

Impfbetrug in St. Pöltner Impfzentrum: Geständnisse

Ein Mitarbeiter des Impfzentrums St. Pölten ist vorige Woche wegen der mutmaßlichen Fälschung von Impfzertifikaten festgenommen und in Folge gekündigt worden. Nun zeigten sich der Mann und seine drei Komplizen teilweise geständig.

Zu Ermittlungen des Landeskriminalamts Niederösterreich um falsche Nachweise im Landesimpfzentrum St. Pölten gab die Polizei am Freitag Details zu Verdächtigen und zur Vorgehensweise bekannt. Ein 58-Jähriger soll einer Aussendung zufolge seit Anfang Dezember die Durchführung von CoV-Schutzinjektionen vorgetäuscht und zahlreichen Personen gegen Geld zu einem gefälschten Zertifikat verholfen haben. Als Komplizen gelten eine 28-jährige Frau und zwei 48-jährige Männer.

Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen Ende Dezember. Einem Hinweis zufolge soll eine 28-jährige Ungarin aus St. Pölten damals einem Besucher in einem St. Pöltner Fitnessstudio angeboten haben, durch eine vorgetäuschte Covid-19-Schutzimpfung ein Zertifikat zu erlangen. Im Zuge der Erhebungen wurde ein 58-Jähriger aus St. Pölten als Verdächtiger ausgeforscht.

Der Mann war der Aussendung zufolge seit Anfang Dezember im Landesimpfzentrum zur Verabreichung von Injektionen beschäftigt. Er wurde vergangenen Samstag auf frischer Tat ertappt und vorübergehend festgenommen – mehr dazu in Festnahme wegen gefälschter Impfzertifikate (noe.ORF.at; 15.1.2022)

Alle vier Verdächtigen teilgeständig

Als weitere Komplizen wurden zwei 48-Jährige – ein Mann aus dem Bezirk St. Pölten und ein bosnischer Staatsbürger aus Wien-Donaustadt – ausgeforscht. Sie dürften dem 58-Jährigen Personen, die ohne Stich einen Eintrag in den Impfpass und damit ein Zertifikat erhalten wollten, vermittelt und gegen Bezahlung von bis zu 200 Euro mit Erkennungszeichen oder Codewörtern zu Scheinimpfungen in die Kabine geschickt haben.

In weiterer Folge täuschte der Mitarbeiter des Zentrums den Stich vor und bestätigte eine Injektion auf dem Aufklärungsbogen. Das Geld soll zwischen den Vermittlern und dem 58-Jährigen aufgeteilt worden sein.

Bei Hausdurchsuchungen wurden 2.000 Euro in bar und Mobiltelefone sichergestellt. Die vier Verdächtigen waren laut Exekutive bei ihren Einvernahmen teilweise geständig. Sie werden nach Abschluss der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft St. Pölten angezeigt.

Sicherheitsvorkehrungen gegen Betrugsfälle

Am vergangenen Samstag wurden elf Personen namentlich ausgeforscht, die Scheinimpfungen erhalten hatten. Der 58-Jährige soll zumindest an fünf weiteren Tagen im Dezember Injektionen vorgetäuscht haben, dazu laufen noch Erhebungen. Personen, die gegen Bezahlung eine Scheinimpfung erhalten haben, werden nach Abschluss der Ermittlungen ebenfalls der Staatsanwaltschaft St. Pölten angezeigt, teilte die Polizei mit.

Der Betreiber der Einrichtung, Notruf Niederösterreich, trennte sich nach der Festnahme von dem Mitarbeiter. Zudem wurde der Mann von seinem Arbeitgeber, der Landesgesundheitsagentur, entlassen – mehr dazu in Gefälschte Impfzertifikate: Mann gekündigt (noe.ORF.at; 17.1.2022). Der 58-Jährige war im Universitätsklinikum St. Pölten beschäftigt.

Bereits seit Längerem gelten laut einem Sprecher von Notruf Niederösterreich verschärfte Vorkehrungen, um kriminelle Machenschaften rund um Impfungen hintanzuhalten. So wechseln die Beschäftigten regelmäßig den Arbeitsplatz bzw. die Aufgaben. Außerdem werden beispielsweise Personalpläne so gestaltet, dass die Teams in unterschiedlicher Besetzung tätig sind. Weiters werden Impfkärtchen mit QR-Code-Aufkleber ausgeteilt und elektronisch erfasst.

Das Landeskriminalamt Niederösterreich ersucht um Hinweise zu den vorgetäuschten Covid-19-Schutzinjektionen unter der Telefonnummer 059133-30-3336).