Chronik

Toter nach Lawine am Kleinen Ötscher

Am Sonntag zu Mittag ist am Kleinen Ötscher (Bezirk Scheibbs) eine Lawine abgegangen. Ein Snowboarder ist dabei ums Leben gekommen. Durch die Kombination aus Neuschnee und Wind gilt in den Bergen teilweise Lawinenwarnstufe vier von fünf.

Eine Gruppe von sechs Personen war etwa 100 Meter nach dem Liftausstieg von der Piste in freies Gelände gefahren. „Die erste Person, die in den Hang eingefahren ist abseits der Piste, hat die Lawine ausgelöst, wurde mitgerissen und ist dann 300 Meter weiter zum Stillstand gekommen“, sagt Karl Weber, stellvertretender Landesleiter der Bergrettung Niederösterreich/Wien. Laut Polizei wurde der Mann trotz Lawinenairbag 50 bis 75 Zentimeter tief verschüttet.

Die Gruppe sei sehr gut ausgerüstet gewesen, so Karl Weber gegenüber noe.ORF.at. „Sie hatten Lawinenverschüttetensuchgeräte, Schaufeln, Sonde, Lawinen-Airbags. Die Gruppe hat sofort zu suchen begonnen, leider erfolglos. Die Bergrettung hat dann den Verschütteten gefunden und sofort mit der Bergung und in Folge mit der Reanimation begonnen.“ Der 32-Jährige aus dem Bezirk St. Pölten-Land verstarb jedoch noch an Ort und Stelle.

Vier Lawinenabgänge an einem Wochenende

Die Bergrettung war mit 41 Bergretterinnen und -rettern, fünf Hundeführern und Hunden im Einsatz, die Alpinpolizei mit fünf Polizistinnen und Polizisten. Bergrettung und Alpinpolizei warnen angesichts der vier Lawinenabgänge am Wochenende: „Lesen Sie den Lawinenlagebericht auf der Website des Lawinenwarndienstes Niederösterreich und die Wettervorhersage vor jeder Tour genau und treffen Sie dementsprechend Ihre Entscheidung, ob eine Tour sicher genug ist.“

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Suche nach einem verschütteten Wintersportler am Kleinen Ötscher Sonntagmittag
Bergrettung NÖ/Wien
Ein Teil des Lawinenkegels am Kleinen Ötscher, auf dieser Höhe der Lawine wurde der Snowboarder gefunden
Schneemassen nach Lawine am Kleinen Ötscher Sonntagmittag, 23. Jänner 2022
LPD NÖ/Alpineinsatzgruppe NÖ West
Schneemassen nach dem Lawinenabgang am Kleinen Ötscher

Große Lawinengefahr in höheren Lagen

Am Sonntag gab es noch einen zweiten Lawinenabgang am Kleinen Ötscher. Eine Person wurde verschüttet, konnte sich aber selbst befreien. Derzeit herrscht in den Bergen teils große Lawinengefahr. Warnstufe vier von fünf gilt in höheren Lagen in den Ybbstaler Alpen (wozu auch der Ötscher gehört), dem Gippel-Göllergebiet sowie im Rax-Schneebergebiet. Unterhalb der Waldgrenze gilt in diesen Gebieten Stufe drei – „erhebliche Gefahr“.

In den Türnitzer Alpen, wo ebenfalls Gefahrenstufe drei gilt, kam es erst am Samstag zu zwei Lawinenabgängen: Am Tirolerkogel löste am Vormittag eine Gruppe Skitourengeher bei der Abfahrt ein Schneebrett aus. Ein Mann wurde 20 Meter mitgerissen, er blieb unverletzt. Am Nachmittag ging am Großen Sulzberg eine Lawine ab, ebenfalls durch Skitourengeher. Ein Mann wurde mitgerissen und komplett verschüttet.

Lawinengefahr Warnstufen
APA

40 Bergretter und eine Hundesuchstaffel wurden alarmiert, die Kollegen des Skitourengehers konnten ihn mittels Lawinenverschüttetensuchgerät innerhalb von zehn Minuten orten und mit Schaufeln ausgraben. Er blieb unverletzt. Robert Salzer, Sprecher der Bergrettung Niederösterreich-Mitte, sagt, dass sich beide Gruppen richtig verhielten: „Sie hatten alles mit und sie haben den Notruf gewählt. Ein Lawinenunglück soll man immer melden, auch wenn nichts passiert.“

Lawinenabgang immer melden

Es sei wichtig für die Bergrettung zu wissen, wo bereits ein Schneebrett abgegangen ist. Außerdem geschehe es relativ oft, dass Unbeteiligte die Lawine sehen und den Notruf wählen. Die Bergretterinnen und -retter würden dann oft nach möglichen Verschütteten suchen, die es gar nicht gibt.

Die Lawinengefahr ist derzeit wegen der Kombination aus Neuschnee und Wind sehr groß. „Der Wind verweht den Schnee, verfrachtet ihn und der kann sich dann auf der harten Altschneedecke nicht festsetzen, weil es so windig ist. Unter diesen Bedingungen sind Schneebretter sehr wahrscheinlich“, erklärt Salzer. Die Bergrettung ruft zu mehr Vorsicht und einer genauen Routenplanung auf, denn eine Entspannung der Situation ist derzeit nicht in Sicht.