Lars Müller-Marienburg bei der Festmesse in Baden
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Religion

Evangelische Kirche: Neustart nach 75 Jahren

Die Superintendenz der Evangelischen Kirche in Niederösterreich feiert ihr 75-Jahre-Jubiläum in schwerem Umfeld. Die Situation nach zwei Jahren Pandemie wird als vergleichbar mit dem Beginn im Jahr 1947 bezeichnet. Ein Neustart sei nötig, heißt es.

Am 23. Jänner 1947 fand die erste Superintendentialversammlung Niederösterreich statt – die Gründung der neuen Superintendenz Niederösterreich. Zuvor war die riesige bisherige Superintendenz für Wien, Niederösterreich, die Steiermark und Kärnten auf vier Teile aufgeteilt worden. Erster Sitz war die evangelische Kirche in Baden, und zwar deshalb, weil Pfarrer Fritz Heinzelmann zum Superintendenten gewählt worden war. Später übersiedelte der Sitz nach Bad Vöslau und 1998 nach St. Pölten.

Mit einem Festgottesdienst wurde am Sonntag in Baden an die Gründung erinnert. Die Zeit damals sei durchaus mit heute vergleichbar, sagt Superintendent Lars Müller-Marienburg: „Nach dem Zweiten Weltkrieg musste man neu anfangen. Die besondere Situation war, dass sehr viele Menschen aus Migrationsgründen dazu kamen, es war eine stark wachsende Kirche. Jetzt haben wir die Pandemie erlebt, in der sich das kirchliche Leben völlig verändert hat. Alles, was wir bisher gemacht haben, hat nicht mehr funktioniert. Deshalb müssen wir uns jetzt auch überlegen, wie wir neu anfangen, so wie die Leute in der Gründungszeit vor 75 Jahren.“

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Der erste Superintendent der Evangelen in NÖ
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Der erste Superintendent Fritz Heinzelmann übte seine Funktion noch im Nebenamt aus
Lars Müller-Marienburg
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Der jetzige Superintendent Lars Müller-Marienburg

Abwärtstrend in den Pfarrgemeinden stoppen

Der Abwärtstrend wirkt sich zwar jetzt besonders stark aus, zeigt sich aber schon seit den Sechzigerjahren. Einerseits gab es noch Gründungen und Neubauten von Kirchen, zuletzt aber blieben immer mehr Sitze in den Kirchenstühlen leer. Knapp 36.000 Mitglieder sind es heute noch in 28 niederösterreichischen Pfarren.

Dort soll die Zukunft neu aufgestellt werden, sagt Müller-Marienburg: „Unsere Kirche ist sozusagen von unten nach oben aufgebaut. Das Wichtigste sind die Pfarrgemeinden, und die müssen jetzt nach ihren individuellen Gegebenheiten schauen, wie es weitergeht.“

Neustart in der Evangelischen Kirche

Die Superintendenz der Evangelischen Kirche in Niederösterreich feiert ihr 75-Jahr-Jubiläum. Die Situation nach zwei Jahren Covid-Krise wird als vergleichbar mit dem Beginn im Jahr 1947 bezeichnet. Ein Neustart sei nötig, heißt es.

Eine wesentliche Rolle sollen dabei Frauen spielen. Deren Stellung habe sich enorm verändert, so der Superintendent. Waren es nach dem Krieg noch die Pfarrfrauen, so seien sie jetzt völlig gleichberechtigte Pfarrerinnen. Man könne nicht stark genug betonen, was sich hier getan habe, so Müller-Marienburg.

Gebet mit acht Glaubensgemeinschaften

Der symbolische Akt zum Schluss der Messfeier in Baden war ein ökumenisches Gebet der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses mit den Vertretern von sieben anderen Religionsgemeinschaften: der Römisch-Katholischen Kirche, der Evanglischen Kirche Helvetischen Bekenntnisses, der Serbisch-Orthodoxen Kirche, der Altkatholischen Kirche, der Buddhistischen Religionsgesellschaft, der Islamischen Glaubensgemeinschaft und der Freikirchen-Bruderhof. Ein Gebet für den Frieden in der Welt, aber ganz besonders in diesen Tagen im unmittelbaren Umfeld.