Nowotny Studiogespräch
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Coronavirus

Experte: Höhepunkt noch nicht erreicht

In Niederösterreich ist am Mittwoch mit 4.558 neuen Fällen in 24 Stunden ein neuer Höchstwert bei den CoV-Infektionen verzeichnet worden. Der Höhepunkt der Omikron-Welle sei damit aber noch nicht erreicht, meint der Virologe Norbert Nowotny.

Auch bundesweit wurden am Mittwoch Rekordzahlen verzeichnet. Erstmals sind innerhalb von 24 Stunden mehr als 30.000 Neuinfektionen gezählt worden. In den kommenden ein bis zwei Wochen werden 35.000 bis 40.000 positive Tests pro Tag erwartet – mehr dazu in Lockdown für Ungeimpfte endet (news.ORF.at; 26.1.2022).

Ähnlich schätzt auch Virologe Norbert Nowotny die Lage ein. „Ich gehe davon aus, dass wir den Höhepunkt in etwa zwei Wochen erreichen. Da könnten wir dann bei etwa 40.000 Infektionen oder etwas mehr pro Tag stehen“, so der Experte am Mittwochabend in der Sendung „Niederösterreich heute“.

Dass der Lockdown für Ungeimpfte am kommenden Montag endet, hält der Virologe für eine „symbolische Maßnahme“. „Sehr viel wird das nicht bewirken, denn 2-G bleibt ja in der Gastronomie und in der Freizeit weiterhin bestehen. Aber ich denke, es ist eine Maßnahme, um zu zeigen, dass in Kürze weitere Maßnahmen folgen.“ Sobald die Omikron-Welle überwunden ist, sollte man über weitere Lockerungsschritte diskutieren, so Nowotny, „und ich gehe davon aus, dass danach Lockerungen kommen werden.“

Sozialpartner fordern Ende der 2G-Kontrollen

Schon jetzt fordern aber die niederösterreichischen Landesorganisationen von Arbeiterkammer, ÖGB, Landwirtschaftskammer und Wirtschaftskammer Lockerungen. Sie sprechen sich geschlossen für ein Ende der 2-G-Kontrollpflicht im Handel aus – und zwar parallel zum Beginn der Impfpflicht. Arbeiterkammer Niederösterreich-Präsident und ÖBG Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser betont, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien mit Anfeindungen konfrontiert und würden mittlerweile mit viel Angst zur Arbeit gehen.

Seitens der Wirtschaftskammer Niederösterreich betont Präsident Wolfgang Ecker, dass die Unternehmen gezeigt hätten, kein Ort der Virusverbreitung zu sein. „Wir brauchen in der aktuellen Situation einen neuen Blick auf die Corona-Situation. Wegen der kommenden Impfpflicht gehört die aktuelle 2G-Regel hier sicher nicht mehr dazu. Praxisnahe und verhältnismäßige Maßnahmen sind das Gebot der Stunde“, so der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich Johannes Schmuckenschlager.

183 CoV-Patienten in niederösterreichischen Spitälern

183 Covid-Patientinnen und Patienten werden nach Angaben der Landesgesundheitsagentur (LGA) in den niederösterreichischen Kliniken behandelt, um vier mehr als einen Tag zuvor. Zudem ist laut Daten der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) seit Dienstag ein Todesfall in Niederösterreich dazugekommen. 155 an Covid Erkrankte befanden sich auf Normal- und 28 auf Intensivstationen. 110 freie Intensivbetten standen laut LGA für CoV-Patienten zur Verfügung.

50 Infizierte (minus acht) wurden nach Angaben aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) in einer Produktionsfirma im Bezirk Scheibbs verzeichnet, 33 bzw. 31 Fälle wurden in Unternehmen im Bezirk Amstetten gemeldet. Einen Anstieg um sieben auf 43 positiv Getestete gab es in einer Einrichtung einer Glaubensgemeinschaft im Bezirk Korneuburg. Im Bezirk Baden wurden in einer Asylbetreuungsstelle 28 Infizierte (minus fünf) und in einem Lebensmittelbetrieb 25 Fälle (minus eins) verzeichnet.

225 Klassen im Distance Learning

In dieser Woche wurden 441 Schülerinnen und Schüler und 43 Personen aus dem Lehr- und Verwaltungspersonal in Niederösterreich mittels PCR-Test positiv auf das Coronavirus getestet. 225 Klassen werden zur Zeit im Distance Learning unterrichtet. Aktuell sind keine Schulen in Niederösterreich geschlossen. Die Testungen am Dienstag seien an den Schulen großteils problemlos abgelaufen und die Ergebnisse auch überwiegend zeitgerecht eingelangt, heißt es aus dem Büro von Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).

„Die insgesamt hohen Infektionszahlen spiegeln sich auch in den Schulen wieder, aber wir sind froh, dass wir bis jetzt alle Schulen offenhalten konnten. Die letzten beiden Wochen waren sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Eltern besonders schwierig und mühevoll“, heißt es in einer Aussendung von Teschl-Hofmeister und Bildungsdirektor Johann Heuras. Denn zuletzt kam es bei den Schultestungen ja zu massiven Problemen.

Änderungen bei Impfzertifikaten

Die Bundesregierung gab am Donnerstag zudem bekannt, dass ab 1. Februar der gesetzliche Mindestabstand zwischen zweiter und dritter Impfung von 120 Tagen auf 90 Tage reduziert wird. Die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums lautet allerdings weiterhin, die dritte Impfung frühestens ab vier Monate nach der zweiten Impfung und nicht früher zu machen.

Betroffenen Personen, die bisher aufgrund eines Unterschreitens dieses Mindestabstandes nach der dritten Impfung bisher ein Impfzertifikat 2/2 erhalten haben, wird zeitnah ein neues Impfzertifikat 3/3 ausgestellt werden. Gefordert wurde dies zuletzt auch in Niederösterreich – mehr dazu in Grüner Pass: Nachschärfungen gefordert (noe.ORF.at; 19.1.2022).

Eine weitere Änderung: Mit 1. Februar 2022 ist das Impfzertifikat über die erste Impfserie (zwei Impfungen oder Genesung plus eine Impfung) nur noch 180 Tage (also sechs Monate) gültig. Eine Ausnahme gibt es für Personen unter 18 Jahren. Deren Impfzertifikat über die erste Impfserie wird 210 Tage und somit sieben Monate lang gültig sein. Das Impfzertifikat der Boosterimpfung (drei Impfungen oder Genesung plus zwei Impfungen) ist weiterhin 270 Tage und damit neun Monate gültig.