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ORF.at/Michael Baldauf
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Chronik

Zwölf Betrugsopfer dürfen auf Geld hoffen

Zwölf niederösterreichische Opfer von Finanzbetrügern dürfen auf Geld hoffen. Denn der Polizei in Deutschland gelang nun ein großer Schlag gegen europaweite Finanzbetrüger. Auch das Landeskriminalamt war in die Causa involviert.

In einer konzertierten Aktion schlugen die Ermittler am Dienstag in Tiflis (Georgien) und im Großraum Tel Aviv (Israel) zu. Dabei wurden acht Männer und drei Frauen festgenommen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, in den vergangenen Jahren an die 20 Online-Plattformen betrieben und dabei weltweit Menschen vorgetäuscht zu haben, dort gewinnbringend Geld anlegen zu können.

Tatsächlich sollen die Beschuldigten aber allein das Ziel verfolgt haben, das Geld der arglosen Anleger für sich zu vereinnahmen. Die überwiesenen Beträge wurden zu keinem Zeitpunkt in Kapitalprodukte investiert. Die Gesamtschäden seien noch nicht sicher abschätzbar, dürften sich aber mindestens auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag belaufen, so die Polizei.

Luxusautos sichergestellt

Bereits vergangenen Herbst waren nach Ermittlungen der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) elf Beschuldigte festgenommen worden. In der Folge wurden zwei Luxusautos im Wert von etwa einer Million Euro, drei Millionen Euro auf Bankkonten sowie auch Immobilien sichergestellt. Die Wertgegenstände sollen nun verkauft und der Erlös unter den Opfern verteilt werden.

Die Opfer aus Niederösterreich dürfen damit „zumindest auf die Gutmachung eines Teils ihres Schadens hoffen“, hieß es am Freitag von der Landespolizeidirektion Niederösterreich. Die zwölf Betroffen hatten insgesamt 460.000 Euro an die Betrüger überwiesen. Wegen solcher Betrugsdelikte gibt es mittlerweile fast täglich Anzeigen von Geschädigten, teilte ein Polizeisprecher gegenüber noe.ORF.at mit.

Betrugsplattformen erkennen

Die Polizei warnt deshalb einmal mehr, bei großen Gewinnversprechen besonders misstrauisch zu sein. „Während seriöse Online-Broker jährliche Depotgebühren und die Kosten für die Orders klar darstellen und abrechnen, haben es die nicht seriösen von Beginn an auf die gesamte Veranlagungssumme ihrer Anleger abgesehen und existieren am angegebenen Firmensitz gar nicht“, so ein Ermittler.

Erhöhte Vorsicht ist nach Angaben der Polizei angebracht, wenn der Firmensitz auf „St. Vincent and the Granadines“, „Commonwealth of Dominica“ oder „Marshall Islands“ liegt. Zudem sollte die im Impressum aufscheinende Betreibergesellschaft – auch bei einem Sitz im Ausland – auf der Seite der Österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) zumindest als in Österreich notifizierte Wertpapierfirma zum Vorschein kommen.

Seriöse Online-Broker nehmen darüber hinaus mit Remote-Software keine Fernzugriffe auf Ihrem Computer und/oder Bankkonten vor. Es seien zwar bereits mehrere solcher Tätergruppen identifiziert und ausgeschaltet worden, dennoch existieren der Polizei zufolge aber „noch immer Hunderte derartige Webseiten, und ständig tauchen neue auf“.

Ähnliches Muster

Nach ihrer Online-Registrierung erhalten die Opfer einen passwortgeschützten Zugang zu ihrem Veranlagungskonto (PC oder Handy-App), auf dem sie ihre Überweisungen sehen und Trades mit verschiedenen Finanzprodukten vornehmen können. „Angeboten werden hochspekulative Finanzinstrumente mit Hebelwirkung wie CFDs und Forex oder Spekulationen auf die Kursentwicklung von Kryptowährungen, wobei hohe Gewinne in Aussicht gestellt werden“, so das Landeskriminalamt Niederösterreich weiter.

Tatsächlich würden die gemachten Überweisungen von verbrecherischen Plattformen aber nicht entsprechend der Orders der Anleger und wie auf ihrem Veranlagungskonto ersichtlich investiert, „sondern gehen von Beginn an andere Wege“. Werbungen für solche Plattformen sind im Internet überall dort zu finden, wo Werbeanzeigen geschaltet werden können.