Abfüllanlage der Winzer Krems
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Wirtschaft

Millionenumbau bei laufendem Betrieb

Die Winzer Krems, das größte Qualitätsweingut Österreichs, bauen zurzeit ihren Sitz um und modernisieren ihn. Allerdings ohne den Betrieb zu unterbrechen – eine logistische Herausforderung. Seit Jänner ist die neue Abfüllanlage in Betrieb.

In den Weingärten herrscht Winterruhe. Bei den Winzern Krems ist davon nichts zu spüren – im Gegenteil. Parallel zur Kellerarbeit sind auf dem Areal mit der Adresse Sandgrube 13 in Krems die Baumaschinen im Dauereinsatz. Hier werden noch Teile des Gebäudes weggerissen, wenige Meter weiter ist Technik von allerfeinster Präzision schon an der Arbeit.

Seit Jänner läuft die neue Abfüllanlage, eingebaut bei laufendem Betrieb, wie Geschäftsführer Ludwig Holzer erklärt: „Wir hatten hier ein Lager für drei Millionen Flaschen. Das haben wir abgerissen, dafür diese neue Abfüllanlage eingebaut. Die bisherige, die schon 22 Jahre alt war, lief inzwischen weiter und wurde abgebaut, als wir die neue in Betrieb nahmen.“ 15.000 Flaschen pro Stunde werden befüllt, etikettiert und verpackt.

Winzer wollen mit der Zeit gehen

Der Generalumbau läuft seit 2019. Die größte Investition in der Unternehmensgeschichte – immerhin 37 Millionen Euro – sei unabdingbar, erklärt Florian Stöger, Obmann der Winzer Krems: „Wir sind das größte Weingut Österreichs mit einer Anbaufläche von gut 1.000 Hektar, die von 800 Mitgliedsbetrieben bewirtschaftet wird. Wir haben einen Exportanteil von 60 Prozent und sind auch im Handel gelistet, da dürfen wir nicht stehen bleiben und müssen auf die neueste Technik setzen.“

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Abfüllanlage der Winzer Krems
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Ein Teil der neuen Abfüllanlage
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Mehrere, dafür kleinere Tanks sind im Einsatz
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Abfüllanlage der Winzer Krems
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Und die kommt aus Deutschland. Das Anbieterunternehmen stellte die Anlage – trotz Lieferproblemen in der Pandemie – rechtzeitig fertig. Ein Novum ist die Steuerung, sagt Clemens Fuchs, der technische Leiter: „Diese Anlage ist das modernste, was derzeit auf dem Markt ist. In Amerika wurde eine solche auch schon eingebaut, in Europa ist sie einzigartig.“ Kosten: Sieben Millionen Euro.

„Sehen es als Auftrag, Ressourcen zu sparen“

Dafür wurde schon in der Planung das gesamte System umgestellt – mit dem Ziel mehr Nachhaltigkeit. Es werden mehr und kleinere Tanks verwendet, direkt unterhalb der Abfüllanlage, sodass der Wein nur kurze Wege zurücklegen muss. Die Heizung wurde von Gas auf Fernwärme umgestellt, die neue Abfüllanlage soll im Vergleich zur alten ein Drittel Wasser einsparen, der Strom kommt zum Teil aus einer neuen 125-Kilowatt-Peak-Photovoltaik-Anlage.

Die Kartons bestehen fast ausschließlich aus Recyclingmaterial. Die Filteranlage ist selbstreinigend und schonender für den Wein, es fallen keine Wechselfilter mehr an. Ludwig Holzer: „Wir hätten auch ein neues Weingut irgendwohin bauen können und währenddessen das bisherige weiterverwenden. Das wäre einfacher gewesen, aber wir wollten das nicht, weil wir es als Auftrag sehen, Ressourcen zu sparen, also auch Grund und Boden zu sparen. Deshalb bauen wir bei laufendem Betrieb um.“ Im Jahr 2023 soll alles fertig und damit die Existenzgrundlage der 800 Winzerfamilien der Winzer Krems langfristig gesichert sein.