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Latzke ist 80: „Kein Bedauern“ bei Gijon

Felix Latzke hat als Fußballspieler mit der Admira 1966 das Double geholt, als Trainer war er bei der unrühmlichen Weltmeisterschaft 1982. Am Dienstag wird der in Münchendorf (Bezirk Mödling) Lebende 80 Jahre alt, an die „Schande von Gijon“ denkt er ohne Bedauern.

Es ist auch für den Jubilar ein „sagenumwobenes Spiel“, das am 25. Juni 1982 bei der Fußball-WM-Endrunde in Spanien stattfand. Berüchtigt wurde die Partie, da die frühe deutsche Führung beiden Mannschaften das Weiterkommen in die nächste Runde erlaubte und das Spiel entsprechend ohne ernsthafte Angriffsbemühungen zu Ende geführt wurde. Der unausgesprochene Nichtangriffspakt zwischen Österreich (u.a. mit Prohaska, Krankl, Pezzey, Koncilia, Schachner) und Deutschland in der Vorrundenbegegnung ging auf Kosten der Algerier, durch das 1:0 der DFB-Auswahl stiegen beide Teams auf.

Er selbst habe sich aber nichts vorzuwerfen. „Es ist kein Bedauern dabei“, sagte Latzke fast 40 Jahre danach. „Was hätten wir tun sollen“, meinte er zu den Optionen des Trainerduos Felix Latzke/Georg Schmidt. „Du sitzt draußen, ich hätte zwei austauschen können, das Spiel wäre so weitergelaufen. Sie haben sich untereinander ja alle gekannt.“

Die Fußball-WM als Sprungbrett

In der Zwischenrunde war zwar Schluss und der von Haus aus interimistisch angelegte ÖFB-Job für Felix Latzke nach acht Spielen beendet. Doch die WM fungierte als Sprungbrett für den Job bei Swarovski Tirol. Via Eisenstadt heuerte er 1985 in Innsbruck an und sorgte mit Hansi Müller und Co. vor allem international für Furore: 1987 kam nach Siegen über Spartak Moskau und den FC Torino im UEFA-Cup-Halbfinale erst gegen den späteren Gewinner Göteborg das Aus. Die Enttäuschung folgte aber auf den Fuß: „Ich bin aus dem Urlaub zurückgekommen, und Ernst Happel hatte unterschrieben. Da hast du Erfolg und wirst rausgeworfen“, erinnerte sich Latzke.

Georg Schmidt Felix Latzke und Jupp Derwall 1982
APA/Wolfgang Weihs/DPA
Handschlag zwischen dem deutschen Bundestrainer Jupp Derwall (r.) und seinen österreichischen Kollegen Georg Schmidt (l.) und Felix Latzke (2.v.l.) am 25. Juni 1982 bei der Fußball-WM in Gijon. Die WM-Gruppenbegegnung Deutschland gegen Österreich ging als einer der größten Skandale in die WM-Geschichte ein.

Immerhin. Der Chef jenes Seefelder Hotels, in der Latzkes Truppe stets kaserniert war, stellte den Kontakt zum nächsten Arbeitgeber Waldhof Mannheim her. Eines der Vorstandsmitglieder war Urlaubsgast in Seefeld, Latzke im Juli Trainer beim damaligen deutschen Bundesligisten. „Natürlich ist das der Traum“, sagt Latzke. Doch der platzte relativ schnell. In der ersten Saison hielt man via Relegation knapp die Klasse, im Herbst 1988 war nach nur einem Sieg in 13 Spielen Schluss. Zu viel personelle Qualität sei dem Verein nach seinem Antritt abhanden gekommen. „Mein Fehler war, dass ich nicht abgesagt habe“, meinte Latzke lapidar.

Eine titellose Trainerkarriere

Es war quasi der Anfang vom Ende einer (titellosen) Trainerkarriere, die nach weiteren Stationen bei VfB Mödling, Vienna, Vorwärts Steyr und VÖEST ebenso verfrüht endete wie jene als Spieler. Dabei war der Mittelfeldmann, der für die Admira 111 Pflichtspiele absolvierte, durchaus talentiert gewesen. Er befand sich im erweiterten Kreis des Nationalteams, auch die Austria hätte Interesse gehabt. „Es war ja damals schwer zu wechseln, die Admira wollte mich nicht verkaufen“, sagte der gebürtige Favoritner, im Zivilberuf Dreher.

Felix Latzke und Walter Schachner 2009
GEPA/Guenther R. Artinger
Felix Latzke (l.) und Walter Schachner (r.) im Jahr 2009

Nach jahrelangen Knieproblemen war 1971 mit 30 Schluss. 23 Jahre später verließ auch der Trainer Latzke 52-jährig den Profifußball, weil das Knie nicht mehr wollte. „Ich konnte nicht mehr lange stehen, hatte Schmerzen.“ Ein Problem, das ihn noch heute begleitet. Seit 2003 hat er ein neues Kniegelenk, inzwischen musste ein Fußgelenk versteift werden. Auf den Fußballplätzen ist der in Münchendorf südlich von Wien beheimatete Latzke nicht mehr oft zu finden. „Hin und wieder schon, aber es ist halt schwer geworden.“

Das Interesse am Fußball ist freilich nicht abgeebbt, auch wenn sich dieser weitergedreht hat. „Ich bin von der alten Garde, mir haben die Spieler zu viel Mitspracherecht. Als Trainer gehst du, wenn etwas nicht passt, sie bleiben“, merkte Latzke an. An Franco Foda, einem seiner Nachfolger als ÖFB-Teamchef, hat er nichts auszusetzen: „Foda ist in Ordnung. Er ist ja abhängig davon, was die Spieler bei den Clubs leisten. Wir haben aufgrund der vielen Legionäre schon eine gute Qualität, aber wenn sie bei den Clubs im Ausland nicht ständig spielen, dann wirkt sich das aus.“