Elektronisches Parkpickerl
ORF.at/Christian Öser
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Verkehr

Wiener Parkpickerl: Maßnahmen für Pendler

Am 1. März wird Wien fast flächendeckend zur gebührenpflichtigen Kurzparkzone. Das wird wohl auch Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinden in Niederösterreich haben. Das Land will daher unter anderem die Park-and-Ride-Anlagen weiter ausbauen.

Der Weg zur Wiener Kurzparkzone

Eine Kurzparkzone, die sich flächendeckend auf einen ganzen Bezirk erstreckt, wurde erstmals am 1. Juli 1993 für den 1. Wiener Gemeindebezirk eingeführt. Für die Bezirksbewohnerinnen gab es damit erstmals die Möglichkeit ein Parkpickerl zu kaufen.

1995 kamen die Innenstadtbezirke und die Brigittenau dazu. 2012 war das Gratis-Parken in Teilen der westlichen Bezirke und im gesamten 15. Bezirk zu Ende.

2016 wurde die blaue Zone auf weitere Randbezirke ausgeweitet. Ab 1. März 2022 gilt die Kurzparkzone in der gesamten Bundeshauptstadt, mit Ausnahmen in einzelnen Randgebieten.

Wer mit dem Auto von Niederösterreich nach Wien pendelt, muss ab März so gut wie überall für den Parkplatz zahlen. Etwa zehn Prozent der rund 200.000 niederösterreichischen Pendler werden davon unmittelbar betroffen sein, rechnet das Land Niederösterreich vor.

Dass die an Wien gut angebundenen Orte künftig als Dauerparkplatz missbraucht werden, soll verhindert werden. In Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) sind die Vorbereitungen für den 1. März getroffen. Die Marktgemeinde grenzt entlang der Ketzergasse direkt an Wien. Die Straße und das nahe Wohngebiet werden zur Kurzparkzone mit Parkuhr.

Verlagerung des Parkplatzproblem verhindern

Die Perchtoldsdorfer Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP) sagt gegenüber noe.ORF.at: „350 Meter entlang der Ketzergasse, das ist der Weg, den man laut unseren Verkehrsexperten nicht mehr zu Fuß zurücklegt, um nach Wien zu kommen.“ Für die Anrainer gibt es um 24 Euro ein Parkpickerl für zwei Jahre. Der Großteil – hört man aus dem Rathaus – sei dafür.

Zahlen fürs Parken heißt es ab März in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha). Neben der bereits bestehenden blauen Zone in der Innenstadt gibt es künftig eine günstigere, grüne Zone mit Parkscheinen bis zu einem Tag. Betroffen sind dann das gesamte Stadtgebiet und alle Katastralgemeinden.

Neue Parkregeln in Schwechat ab März

Die Schwechater Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ) sagt: „Wir haben uns bemüht, es so sanft wie möglich und trotzdem so effizient wie möglich zu gestalten.“ Anrainer können für 95 Euro pro Jahr in der gesamten grünen Zone Dauerparken – ebenso etwa medizinisches oder pädagogisches Personal, das nicht in Schwechat wohnt, sowie ansässige Betriebe.

Zwei Gemeinden, zwei regionale Lösungsansätze. Das Land Niederösterreich will zusätzlich Maßnahmen setzen, um Alternativen zum Auto aufzuzeigen. Es plant eine Infokampagne über das Öffi-Angebot, einen stetigen Ausbau der Bahn- und Busverbindungen sowie der Park-and-Ride-Parkplätze.

Ein Schild Kurzparkzone neben der Ortstafel von Wien
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Die Wiener Umlandgemeinden suchen Lösungen, damit sich das Wiener Parkplatzproblem nicht zu ihnen verlagert

Wien soll weitere Park-and-Ride-Anlagen mitfinanzieren

Bis 2024 sind 45.000 Pkw-Abstellplätze geplant, etwa 3.000 mehr als heute. Die Verhandlungen laufen, dass sich die Stadt Wien, die bisher Park-and-Ride-Anlagen in unmittelbarer Wien-Nähe mitfinanziert hat, ebenfalls beteiligt. Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP): „Wir müssen hier in der Verhandlung auch anders denken, um auch zu versuchen, die Wiener dazu zu bewegen, nicht nur im unmittelbaren Wiener Umfeld mitzufinanzieren, sondern auch weiter von den Stadtgrenzen weg.“

Denn angesichts des Klimatickets sei ein wohnortnaher Umstieg auf den öffentlichen Verkehr sinnvoller. „War es früher vermeintlich günstiger, mit dem Pkw in die Park-and-Ride-Anlage bis an die Stadtgrenze zu fahren, um sich die Kosten für den öffentlichen Verkehr ein bisschen zu sparen, so gilt heute: Mit dem Klimaticket für Niederösterreich und Wien sind die Kosten von überall aus dieselben“, ergänzt Schleritzko.

Schleritzko
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Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko kündigte mehr Stellplätze für Pendlerinnen und Pendler an

Purkersdorf hat Parkpläne in der Schublade

Nicht alle Umlandgemeinden setzen übrigens ab Anfang März auf neue Parklösungen. In Purkersdorf (Bezirk St. Pölten) zeigt man sich aber auch vorbereitet. Ein Plan, der etwa auf den Straßen rund um den Bahnhof eine Gratis-Kurzparkzone und Parkpickerl für Anrainer vorsieht, sei ausgearbeitet. In Klosterneuburg (Bezirk Tulln) will man sich zunächst ansehen, wie sich hier das flächendeckende Wiener Parkpickerl auswirkt und dann gegebenenfalls reagieren.

Korneuburg setzt auf eine Ausweitung der Parkplätze am Areal der ÖBB und auf den Park-and-Ride-Flächen. Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) prüft die Schaffung kleinerer Park-and-Ride-Flächen bis hin zu einem Zonensystem. Gerasdorf bei Wien (Bezirk Korneuburg) plant ab April ein Modell mit Kurzparkzonen an vier neuralgischen Orten, an denen mit ‚Parkpickerlflüchtlingen‘ gerechnet wird.