Kraftwerk Greifenstein
ORF.at/Roland Winkler
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Wirtschaft

Donaukraftwerke: Rückgrat des Stromnetzes

Mehr als die Hälfte des Strombedarfs wird in Niederösterreich durch Wasserkraft gedeckt. Als permanente erneuerbare Energie spielt sie mit Blick auf die Zukunft eine Schlüsselrolle. Im Donaukraftwerk Greifenstein bereitet man sich auf die herausfordernde Zeit vor.

Am bekanntesten ist das Kraftwerk Greifenstein bei Stockerau (Bezirk Korneuburg) wohl unter Radfahrerinnen und Radfahrern. Sie nutzen das Wehr, um von einer Seite des Donauradwegs auf die andere zu kommen. Weniger bekannt, aber mindestens genauso nützlich, ist die Anlage für eine knappe halbe Million Haushalte. Sie bezieht ihren Strom aus der Energie des Donauwassers.

Neun gewaltige Turbinen mit je 35 Megawatt Leistung sorgen im Inneren der Staumauer dafür, dass relativ konstant Elektrizität produziert wird – im Sommer und Winter, bei Tag und bei Nacht. Der 40 Jahre alte Koloss aus Beton und Stahl benötigt allerdings auch einiges an Fürsorge, ohne laufende Instandhaltung wäre der Betrieb nicht gesichert.

Mehrwöchige Pause für Kraftwerksturbine

Ein guter Teil davon wird in den Wintermonaten erledigt. Die Donau führt dann weniger Wasser als etwa zur Schneeschmelze im Frühjahr und nicht alle Turbinen müssen permanent in Betrieb sein. Aktuell nutzen die Verantwortlichen das Zeitfenster für eine Revision der Turbine Nummer acht. Sie steht dafür mehrere Wochen still und wird trockengelegt.

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Arbeiten an einer Turbine im Donaukraftwerk Greifenstein
ORF/Felix Novak
Auf diese Turbine stürzen normalerweise bis zu 350.000 Liter Wasser pro Sekunde
Arbeiten an einer Turbine im Donaukraftwerk Greifenstein
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Das sechseinhalb Meter große Laufrad der Turbine wird derzeit gewartet, damit es weitere neun Jahre betrieben werden kann
Arbeiten an einer Turbine im Donaukraftwerk Greifenstein
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Ins Innere der stahlverstärkten Kammer führt während der Wartungsarbeiten lediglich eine kleine Luke
Arbeiten an einer Turbine im Donaukraftwerk Greifenstein
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Zuvor muss aber geklettert werden…
Arbeiten an einer Turbine im Donaukraftwerk Greifenstein
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…während an anderer Stelle gebohrt wird
Arbeiten an einer Turbine im Donaukraftwerk Greifenstein
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Derzeit ist die Turbine Nummer acht in Greifenstein nicht in Betrieb – üblicherweise läuft die Steuerung allerdings großteils automatisiert
Arbeiten an einer Turbine im Donaukraftwerk Greifenstein
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Insgesamt sorgen neun Turbinen in Greifenstein für bis zu 300 Megawatt Leistung – genug für knapp eine halbe Million Haushalte

„Jede Turbine muss einmal kontrolliert und gewartet werden“, sagt Betriebsingenieur Andreas Pöchhacker. Er steht in jener Halle 30 Meter unter dem Donaupegel, in die die Wassermassen normalerweise herunterstürzen, bevor sie zum sechseinhalb Meter großen Laufrad der Anlage geleitet werden. Massive Stahlelemente verhindern das derzeit, nur vereinzelt rauschen an undichten Stellen dünne Rinnsale in die Tiefe. Für die Inspektion sind bereits überall Gerüste aufgebaut.

„Die Anlage hat Verschleißteile, die getauscht oder repariert werden müssen“, sagt Pöchhacker. Dazu zählen Dichtungen, aber auch Pumpen und Belüftungssysteme. Ist all das überprüft und sind alle Probleme behoben, muss die Turbine wieder neun Jahre am Stück durchhalten.

Energiewende führt zu neuen Herausforderungen

„Das Kraftwerk Greifenstein leistet einen sehr großen Beitrag zu einer gesicherten Versorgung“, sagt Michael Strugl, Vorstandsvorsitzender der Verbund AG. Das gilt jetzt mehr als je zuvor. Grund dafür ist die Wende weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energieformen. Von der Fachwelt ist diese Wende beinahe unisono alternativlos. „Durch die Transformation des gesamten Energiesystems sind aber die Reserven in den Netzen geringer geworden und das erhöht natürlich eine Blackout-Gefahr“, so Strugl.

So wurden etwa zum Jahreswechsel in Deutschland weitere Atomkraftwerke abgeschaltet, die bis zu diesem Zeitpunkt unabhängig von Sonneneinstrahlung und Windgeschwindigkeit funktioniert hatten. Für die Kernenergie will sich der Chef des österreichischen Stromversorgers nicht aussprechen – aber: „Natürlich ist es ein Problem, wenn gesicherte Leistung aus dem System herausgenommen wird wie jetzt beispielsweise in Deutschland Atomkraftwerke oder Kohlekraftwerke.“ Parallel zum Umbau brauche es deshalb zwangsläufig auch Kraftwerke mit gesicherter Leistung – eben wie jenes in Greifenstein.

„Schwarzstart“ im Fall eines Blackouts

Diese Anlage hat einen zusätzlichen Vorteil: Im Fachjargon der Ingenieure kann es im Fall eines Stromausfalls nämlich „schwarz gestartet“ werden, es kann also ohne Hilfe von außen wieder hochfahren. „Sollte wirklich ein Blackout passieren, dann kann von diesen Kraftwerken aus das Netz wieder aufgebaut werden“, so Strugl. „Österreich hat hier sicherlich einen Vorteil gegenüber anderen Staaten.“