Kerstin Tuder (r.), Barbara Pletzer (m.) und Denise Tuder (l.) leiten ihr Start-up von zuhause aus
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Wirtschaft

Nur wenige Start-ups von Frauen gegründet

In Niederösterreich gibt es derzeit 230 Start-up-Unternehmen. Besonders viele Firmen sind es im biomedizinischen, chemischen und technischen Bereich. Laut Studien ist der Frauenanteil bei den Gründungen allerdings gering.

Nicht immer ist ein hochmodernes Büro nötig, um ein Start-up zu führen: Die drei Frauen Denise Tuder, Barbara Pletzer und Kerstin Tuder aus Frankenfels (Bezirk St. Pölten) leiten ihr gemeinsames Start-up jeweils von zu Hause aus. Das Trio gründete 2016 ein nachhaltiges Modelabel namens „Ecolodge Fashion“ und erfüllte sich damit einen lang gehegten Traum.

Kerstin Tuder ist für den Wareneinkauf und die Administration zuständig, Denise Tuder für den Vertrieb und Barbara Pletzer für das Design der Kleidung sowie für das Marketing. Das Besondere an der Modelinie: „Unsere Kleidung wird nur unter fairen Bedingungen und ausschließlich mit biologischen und ökologischen Materialien hergestellt. Die Designs werden von Hand gezeichnet und wir lassen die Kleidung von drei Schneiderinnen in der Umgebung herstellen“, so Kerstin Tuder.

Barbara Pletzer (l.), Denise Tuder (m.) und Kerstin Tuder (r.) verschicken die Kleidung aus ihrem „Lager“ – ein Zimmer in Denise Tuders Haus
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Barbara Pletzer (l.), Denise Tuder (m.) und Kerstin Tuder (r.) verschicken die Kleidung aus ihrem „Lager“ – einem Zimmer in Denise Tuders Haus

Die Kollektion beinhaltet Pullover, Mützen, T-Shirts und Stirnbänder. Insgesamt 80 verschiedene Kleidungsstücke können erworben werden. Besonders wichtig ist den drei Gründerinnen laut eigenen Angaben, dass ihre Kleidung nicht zu teuer ist. „Unsere Preise rangieren von 30 bis 80 Euro pro Stück“, erklärt Vertriebsleiterin Denise Tuder.

Von ihrer Modelinie allein können die Unternehmerinnen aber noch nicht leben. Zusätzlich zu ihrem Start-up sind die drei Frauen auf weitere Jobs angewiesen: „Mittlerweile könnte eine von uns von unserer Modelinie leben, aber alle drei gehen sich nicht aus. Unser Start-up wirft zwar regelmäßig etwas ab, aber es macht noch zu wenig aus, als dass wir davon leben könnten“, meint Kerstin Tuder. Neben ihrem Start-up und den zusätzlichen Jobs haben die drei Gründerinnen auch Kinder – eine Doppel- bzw. Dreifach-Belastung für die Mütter und Geschäftsführerinnen.

Vier Prozent der Start-ups nur von Frauen gegründet

Basierend auf Umfragen des „Austrian Start up Monitor“ – einer wissenschaftlichen Studie des Think Tanks „Austrian Startups“, der Forschungseinrichtung „Austrian Institute of Technology“ und des Gründungszentrums der Wirtschaftsuniversität Wien – werden nur vier Prozent der Start-ups in Niederösterreich ausschließlich von Frauen gegründet. 56 Prozent der Start-ups werden hingegen von Männern gegründet und 40 Prozent von gemischten Teams. Österreichweit liege der Anteil der Start-ups, die ausschließlich von Frauen gegründet wurden, bei neun Prozent.

Familie und Arbeit zu vereinen ist auch heute noch die große Herausforderung für Frauen. Dies sei auch ein Grund dafür, dass wenige Frauen Start-ups alleine gründen, meint Lisa Fassl, selbst Unternehmerin und Start-up-Beauftragte im Bundesministerium für Digitalisierung. „Es braucht geordnete Rahmenbedingungen, damit Frauen Start-ups attraktiver finden, insbesondere in Bezug auf das Thema ‚Vereinbarkeit von Familie und Arbeit‘. Es braucht auch Anreize, um Frauen in Start-ups zu fördern und sie zu motivieren, selbst ein Start-up zu gründen. Da sollte es konkret um öffentliche Förderungen oder Boni an Start-ups gehen, die daran geknüpft sind, dass Frauen in Teams vertreten sind“, so Fassl.

Frauen verfolgen häufig „grüne und soziale“ Ziele

Laut „Austrian Startup Monitor“ gründen gemischte Teams und weiblich geführte Teams häufiger Start-ups in den Branchen Bildung, Bekleidung, Konsumgüter und Nahrungsmittel. Die männlich dominierten Branchen seien die Bereiche Industrielle Technologie, Produktion, Finanzwesen und IT bzw. Softwareentwicklung. Ein wichtiger und in der heutigen Zeit wesentlicher Aspekt: Frauen-Teams oder weiblich geführte Start-ups verfolgen überproportional häufig soziale und ökologische Ziele, heißt es aus der Studie.