Chronik

Aggsbach Markt: Entsetzen über „Anti-Homo-Haus“

Ein Beherbergungsbetrieb in Aggsbach Markt (Bezirk Krems) bezeichnet sich als „Anti-Homo-Haus“, wie die „Niederösterreichischen Nachrichten“ (NÖN) berichten. Der Betreiber sprach den „NÖN“ gegenüber von Homosexualität als „Krankheit“.

Auf der Homepage wirbt der Besitzer damit, dass sein Betrieb ein „Anti-Homo-Haus“ sei. Homosexuelle Menschen seien demnach nicht bei ihm willkommen, führt er weiter aus. „Wir wollen nichts mit AIDS oder Syphilis zu tun haben“, ist auf der Homepage zu lesen. In der Hausordnung steht: „Mit Homosexualität, Pädophilie und Gender-Ideologie wollen wir nichts zu tun haben.“ Der Betreiber bezeichnet sexuelle Orientierung als „Philosophie“: „Diese Praktiken zerstören die seelische Gesundheit“.

Auf Nachfrage von noe.ORF.at wiederholt der Betreiber seine Meinung: Er spricht davon, dass Homosexualität etwas Unnatürliches und nicht gottgewollt sei. Er sei gläubiger Christ und könne Homosexualität nicht mit seinem Glauben vereinbaren, wie er sagt. Er sei in den vergangenen Jahren von allen Buchungsplattformen gestrichen worden, wofür er „die Lobby der Homosexuellen“ verantwortlich macht.

Der Bürgermeister von Aggsbach Markt, Josef Kremser (ÖVP), bestätigte, dass der Beherbergungsbetrieb mittlerweile von der Auflistung der Unterkünfte auf der Homepage der Gemeinde gelöscht wurde. Ihm sei die Einstellung des Besitzers bislang nicht bekannt gewesen: „So etwas geht gar nicht.“ Auf Online-Bewertungsplattformen wird vor der Unterkunft bereits als „menschenverachtend“ gewarnt.

Aggsbach-Markt
Wikimedia commons / Tschaensky / CC BY-SA 2.5
Empörung herrscht über den Privatzimmervermieter in Aggsbach Markt in der Wachau

„Grenze auf grausliche Art überschritten“

Empört über den Privatzimmervermieter zeigten sich am Mittwoch mehrere Seiten. „So etwas darf nicht legal sein, mit solchen Hass-Parolen sollte kein Unternehmen werben dürfen! Dieser Betrieb hat diese Grenze auf grausliche Art überschritten", so Mario Lindner, LGBTIQ-Sprecher der SPÖ. Der SPÖ-Parlamentsklub forderte eine Änderung des Gleichbehandlungsgesetzes.

Lindner forderte die Bundesregierung dazu auf, den Diskriminierungsschutz gesetzlich zu verankern. Ein beschlussfertiger Entwurf liege vor. Die türkis-grüne Koalition habe mehrere Anträge der Sozialdemokraten dazu abgelehnt. „Wir können und dürfen nicht akzeptieren, dass mitten in Österreich ein Hotel als ‚Anti-Homo-Haus‘ wirbt und sexuelle Orientierung mit HIV gleichsetzt – das ist absolut inakzeptabel“, betonte Lindner.

Aids Hilfe bietet Betreiber Aufklärung an

Gegenüber den „NÖN“ spricht die Obfrau der Homosexuellen Initiative Wien, Ann-Sophie Otte, von einem „neuen Extrem, das man sich anschauen müsse“. Auf der Website werde mit vielen Falschinformationen Desinformation betrieben. Die Aids Hilfe Wien zeigte sich „entsetzt“ über den Beherbergungsbetrieb, „der keine homosexuellen Gäste aufnimmt und diese auch diskriminierenderweise mit sexuell übertragbaren Infektionen in Verbindung bringt“.

Geschäftsführerin Andrea Brunner bot dem Betreiber „breite Information zum Thema sexuelle Gesundheit an“, um den Abbau von Vorurteilen zu ermöglichen. „Wenn er irrationale Ängste hat, können wir ihm diese mit guter Beratung nehmen. Wir können ihn aufklären, wie HIV und STI (sexuell übertragbare Krankheiten, Anm.) übertragen werden – nämlich nicht im Alltagsleben, wie es in einem Hotel der Fall ist“, teilte Brunner mit.