Seit Mitte Jänner wurden in Niederösterreich 320 Erdbeben gemessen. In den meisten Fällen sind sie für die Bevölkerung nicht zu spüren, sondern nur mit Spezialgeräten registrierbar. Immerhin sieben Beben seit 19. Jänner wurden von der Bevölkerung aber doch wahrgenommen. Zuletzt bebte die Erde im Raum Wiener Neustadt in der Nacht auf Dienstag, um 3.48 Uhr. Die Magnitude lag bei 2,1. Die Erschütterungen wurden schwach wahrgenommen.
Laut der Seismologin Rita Meurers von der ZAMG stelle man derzeit eine sehr ungewöhnliche Häufung von Erdbeben im Raum Wiener Neustadt fest. „Das kennen wir sonst eher aus Tirol. Tatsächlich gibt es im südlichen Niederösterreich gerade sehr viele, sehr schwache Erdbeben“, erklärt Meurers. Die Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einem Schwarm. Dabei kommt es zu einer stufenweisen Freisetzung von Energie.
Wiener Becken ist typisches Erdbebengebiet
Im Wiener Becken ist die Erde immer wieder aktiv. Es handle sich um ein typisches Erdbebengebiet, erklärt die Seismologin. In der jüngeren Vergangenheit gab es aber kaum Schäden. Erdbeben, die größere Schäden verursachten, wurden zuletzt im 17. und 18. Jahrhundert verzeichnet. Im Jänner 1972 lag bei einem Erdbeben der Stärke 4,1 das Epizentrum in Wiener Neustadt. Damals gab es leichte Schäden an Gebäuden.

Besonders viele Erdbeben 2021
Eine interessante Beobachtung machten die Expertinnen und Experten der ZAMG im Vorjahr. Im März und April 2021 ereignete sich eine Serie von Erdbeben in Niederösterreich. Im gesamten Jahr wurden 35 spürbare Erdbeben registriert. „Das ist wirklich viel und außergewöhnlich“, so Meurers. Ende März sorgte ein Beben im Raum Neunkirchen mit der Stärke 4,7 für Aufsehen – mehr dazu in Erdbeben: „Habe so etwas noch nie erlebt“ (noe.ORF.at; 31.3.2021). Damals wurden einzelne kleinere Schäden an Gebäuden gemeldet.