In Tulbin landete ein Baum auf einem parkenden Auto
BFK Tulln/F. Öllerer/FF Tulbing
BFK Tulln/F. Öllerer/FF Tulbing
Chronik

Sturmtief ließ Bäume und Lkw umstürzen

Das Sturmtief Ylenia über der Ostsee führt auch im Osten Österreichs zu stürmischem Wetter. Mehr als 2.000 Feuerwehrleute rückten zu rund 220 Einsätzen aus. Durch den Sturm stürzten zwei Lkw und mehrere Bäume um, ein Zug entgleiste mit der Vorderachse.

Der größte durch den Sturm verursachte Unfall ereignete sich am Vormittag auf der A2 Südautobahn Richtung Graz in der Nähe von Vösendorf (Bezirk Mödling). Ein Lkw kippte um und blockierte alle vier Fahrspuren. Ein Kranwagen der Feuerwehr kam zum Einsatz, um den Lkw wieder aufzustellen. Durch die Straßensperre bildete sich bis nach Wien Stau, gegen 10.30 Uhr konnte die A2 Richtung Graz wieder freigegeben werden.

Auch auf der B49 zwischen Angern an der March und Zwerndorf an der March (beides Bezirk Gänserdorf) kippte ein Lkw um und verlor dabei Tonnen von Mais. Laut Feuerwehr gab der Fahrer an, der Wind habe den Lkw auf das Bankett gedrückt. Zwischen Günselsdorf und Sollenau (Bezirk Baden) wäre es beinahe zu einem ähnlichen Unfall gekommen. Auch hier erfasste eine Windböe einen Lkw und drückte ihn von der Fahrbahn. Die Bergung des Kfz erfolgte laut Bezirksfeuerwehrkommando mithilfe von zwei Seilwinden.

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Sturm A2 Lkw
Feuerwehr Wiener Neudorf
Eine heftige Sturmböe erfasste den Lkw, berichteten Augenzeugen gegenüber der Feuerwehr
Sturm A2 Lkw
Feuerwehr Wiener Neudorf
Die Feuerwehr Wiener Neudorf führte die Bergungsarbeiten durch
Sturm B49
FF Angern an der March
Auf der B49 zwischen Angern an der March und Zwerndorf an der March kippte ebenfalls ein Lkw um. Er verlor dabei Tonnen von Mais.
Sturm B49
FF Angern an der March
Die Freiwillige Feuerwehr Angern an der March barg das Fahrzeug
Sturm Schönau an der Triesting
APA/Christopher Neumayer
Zwischen Günselsdorf und Sollenau (Bezirk Baden) kam es beinahe zu einem ähnlichen Unfall: Ein Windböe erfasste einen Lkw und drückte ihn von der Fahrbahn.
Sturm Schönau an der Triesting
APA/Christopher Neumayer
Der Anhänger geriet dabei in Schräglage
Sturm Schönau an der Triesting
APA/Christopher Neumayer

Umgestürzte Bäume und entgleister Zug

Am Nachmittag entgleiste auf der Strecke der Kamptalbahn außerdem ein Personenzug mit der Vorderachse. Der Triebwagen war mit einem Baum kollidiert, der auf den Gleisen gelegen war. Trotz eine Notbremsung konnte ein Zusammenstoß nicht mehr verhindert werden. Die 30 Fahrgäste und der Triebfahrzeugführer blieben nach Angaben der ÖBB unverletzt, die Strecke dürfte am Mittwoch nicht mehr befahrbar sein. Zwischen Gars und Plank am Kamp wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Allein 60 Einsätze gab es im Bezirk Amstetten. Nach Angaben von Feuerwehrsprecher Philipp Gutlederer stürzten etwa an der Westautobahn (A1) bei St. Valentin mehrere Bäume um. Die Asfinag und die lokale Feuerwehr standen auf der Richtungsfahrbahn Wien im Einsatz. Bei Haag in Richtung Salzburg musste von örtlichen Einsatzkräften die Plane eines Lkw gesichert werden. Aufgrund der Gefahr von weiteren umstürzenden Bäumen wurden mehrere Straßensperren errichtet, berichtete das Bezirkskommando.

Sturm entgleister Zug
Abschnittsfeuerwehrkommando Gars
Auf der Strecke der Kamptalbahn entgleiste ein Zug mit der Vorderachse

In Raabs a. d. Thaya (Bezirk Waidhofen a. d. Thaya) stürzte ein Baum auf das Dach des Restaurants eines Hotelbetriebes. Gäste waren wegen einer vorübergehenden Schließung aufgrund von Umbauarbeiten nicht an Ort und Stelle, berichtete das Bezirkskommando. Es gab keine Verletzten. Ebenfalls von Bäumen getroffen wurde ein Wohnhaus in Gastern im selben Bezirk sowie ein Garagendach in Raabs a. d. Thaya.

Feuerwehren in Alarmbereitschaft

Im Vergleich zu den Stürmen, die es in diesem Jahr bereits gab, sei es am Vormittag noch „relativ ruhig gewesen“, sagt Feuerwehrsprecher Franz Resperger. Die Feuerwehrleute kümmerten sich bislang hauptsächlich um auf Stromleitungen oder auf Straßen gestürzte Bäume. Einsätze gab es in fast allen Bezirken. Die Feuerwehren seien jedenfalls den weiteren Tag über in Alarmbereitschaft, so Resperger.

Die ORF-Wetterredaktion geht davon aus, dass der Sturm am frühen Nachmittag seinen Höhepunkt erreicht. Bis dahin ist mit orkanartigen Böen um die 120 Kilometer pro Stunde im Bergland, im Waldviertler Hügelland und stellenweise auch im Flachland zu rechnen.

In Weitra (Bezirk Gmünd) wurde am Vormittag mit 97 Kilometer pro Stunde ein neuer Windrekord im Februar aufgestellt. Am Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) kommt es durch den Wind zu keinen Verzögerungen oder Flugausfällen, heißt es auf Anfrage.

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In Tulbin landete ein Baum auf einem parkenden Auto
BFK Tulln/F. Öllerer/FF Tulbing
In Tulbing (Bezirk Tulln) stürzte ein Baum auf ein parkendes Auto, verletzt wurde niemand
In Tulbin landete ein Baum auf einem parkenden Auto
BFK Tulln/F. Öllerer/FF Tulbing
Die Feuerwehr beim Entfernen des Baums
In Unterwaltersdorf drohte ein Baum auf ein Wohnhaus zu stürzen
Thomas Lenger/monatsrevue
In Unterwaltersdorf (Bezirk Baden) drohte ein Baum auf ein Wohnhaus zu stürzen
In Unterwaltersdorf drohte ein Baum auf ein Wohnhaus zu stürzen
Thomas Lenger/monatsrevue
Die Feuerwehr konnte den Baum kontrolliert fällen
Eternitteile vom Dach der Kirche, wie Granatsplitter im Umfeld ein
Stamberg
In St. Leonhard/Forst (Bezirk Melk) deckte der Sturm einen Teil des Kirchendachs ab, die Teile landeten rundherum in der Wiese
Kirche in St. Leonhard am Forst, abgedecktes Teil des Dachs
Stamberg
Die teilweise abgedeckte Kirche in St. Leonhard/Forst
In Mank wurden zahlreiche Bäume vom Sturm umgerissen.
Stamberg
Auch in Mank kam es zu zahlreichen Einsätzen
In Mank wurden zahlreiche Bäume vom Sturm umgerissen.
Stamberg
Gefährliche Situationen spielten sich in Kilb (Bezirk Melk) ab. Bäume wurden vom Sturm umgeworfen.

Die Feuerwehr musste auch hier wieder mit schwerem Gerät auffahren.  Die abgeschnittenen Baumteile hatten immer noch hunderte Kilo und mussten von der Straße entfernt werden.
Stamberg
In Kilb (Bezirk Melk) hatten die Feuerwehren ebenfalls zu tun. Die auf die Straße gestürzten Bäume wurden zuerst zerteilt, um sie überhaupt entfernen zu können.
Sturm Haag
Bfkdo Amstetten
In Haag (Bezirk Amstetten) drohten Teile einer Tankstelle auf die Straße zu stürzen
Sturm Haag
Bfkdo Amstetten
Insgesamt wurde die Feuerwehr dort zu 14 Einsätzen gerufen
Sturm Haag
Bfkdo Amstetten
Sturm Preinsbach
Bfkdo Amstetten
Auch in Preinsbach (Bezirk Amstetten) hatten die Feuerwehrleute alle Hände voll zu tun
Sturm Preinsbach
Bfkdo Amstetten

Unterbrechungen auf Zugstrecken

Das Skigebiet Hochkar ist wegen des Sturms komplett gesperrt, heißt es vom Betreiber, der ecoplus Alpin. In anderen Skigebieten kann es zu Ausfällen von einzelnen Liften kommen. Die ÖBB meldeten drei Behinderungen: Wegen Unwetterschäden war die Strecke Wieselburg-Scheibbs unterbrochen, hier wird seit Mittag aber wieder gefahren. Unterbrechungen gibt es derzeit noch zwischen dem Bahnhof Laubenbachmühle in Frankenfels (Bezirk St. Pölten) und Mariazell in der Steiermark sowie zwischen Allentsteig (Bezirk Zwettl) und Gmünd. Die ÖBB bieten einen Schienenersatzverkehr an.

Böen in Niederösterreich

  • 146 km/h Buchberg (Bezirk St. Pölten)
  • 142 km/h Semmering/Sonnwendstein (Bezirk Neunkirchen)
  • 132 km/h am Jauerling (Bezirk Krems)
  • 117 km/h in Melk
  • 102 km/h in Retz (Bezirk Hollabrunn)

Auch in anderen Bundesländern kam es zu Unfällen und Schäden durch „Ylenia“ – mehr dazu in Sturm richtet Schäden in Oberösterreich an (ooe.orf.at; 17.2.2022) und Sturmwarnung für Salzburg (sbg.orf.at; 17.2.2022). Die Lage in Deutschland ist weitaus dramatischer. In Tausenden Haushalten fiel der Strom aus. In der Nacht wurden in besonders exponierten Gebieten Windspitzen von mehr als 150 Kilometern pro Stunde gemessen. Die Deutsche Bahn stellte in mehreren deutschen Bundesländern den Fernverkehr ein. Auch einige Flüge mussten gestrichen werden – mehr dazu in Sturmtief über Deutschland (news.ORF.at; 17.2.2022).

Intensität der Stürme könnte zunehmen

In diesem Jahr fegten schon mehrere Stürme übers Land, signifikant mehr würden sie aber nicht werden, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Die letzten Winter waren nämlich nicht so stürmisch. Wenn man weiter zurückblickt, dann gab es schon Zeitperioden, wo es sehr stürmisch war, zum Beispiel hat es zwischen 1990 bis 2008 eine Serie von Wintern mit sehr vielen Stürmen gegeben.“

Die Kraft der Stürme werde aber durch die Klimakrise höchstwahrscheinlich zunehmen: „Das liegt vor allem daran, dass das Klima wärmer wird und dadurch auch mehr Energiegehalt da ist. Studien zeigen, dass die Tiefdruckgebiete ungefähr gleich häufig bleiben, aber von der Stärke her zunehmen können“, sagt Orlik in einem Interview für die Fernsehsendung „Wien heute“.

Das liege u.a. am Jetstream – dem Starkwindband zwischen subtropischen und polaren Luftmassen. „Das ist die Geburtsstätte der Tiefdruckgebiete. Bei Verlagerungen des Jetstreams kann es zu stürmischeren Perioden kommen oder zu weniger stürmischen.“ Wenn sich wegen der Klimakrise der Jetstream verändere, dann werde das Folgen haben: Stürmische Phasen, aber auch sommerliche Hitzewellen, könnten länger anhalten.