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Hilfe für Transsexuelle bei Diskriminierung

Auch heute noch erleben Trans- und Homosexuelle Diskriminierung in ihrem Alltag, das zeigte zuletzt der Fall des „Anti-Homo-Hauses“. Wer deswegen Hilfe in Anspruch nehmen möchte, erhält diese bei einer Beratungsstelle in Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach).

Julia Teubl aus Neulengbach (Bezirk St. Pölten) und Sarah-Michelle Fuchs aus Wien wurden in männlichen Körpern geboren. Beide fühlten sich darin fremd: Heute leben sie offen als Frauen. Seit ihrer Geschlechtsanpassung ist ihnen Diskriminierung im Alltag – egal ob in der Arbeit oder auch privat – nur allzu bekannt, genauso wie das Gefühl, nicht akzeptiert oder respektiert zu werden.

Der Fall des „Anti-Homo-Hauses“ – mehr dazu in Aggsbach Markt: Entsetzen über „Anti-Homo-Haus“ (noe.ORF.at; 9.2.2022) – überrascht Fuchs, die als Psychotherapeutin arbeitet, nicht: „Es ist jetzt nicht die Tagesordnung, dass so etwas passiert. Aber es ist einfach sehr traurig, dass es noch immer im Jahr 2022 so viel Hass und Ausgrenzung gibt.“ Auch die Pflegewissenschafterin Teubl hat der Fall nicht verwundert: „Ich war zwar schockiert, aber dann habe ich mir gedacht: Ja, das ist leider die Realität, mit der wir uns herumschlagen müssen.“

Hilfe für Transsexuelle bei Dskriminierung

Auch heute noch erleben Trans- und Homosexuelle Diskriminierung in ihrem Alltag. Wer deswegen Hilfe in Anspruch nehmen möchte, erhält diese bei einer Beratungsstelle in Laa an der Thaya.

Geschlechtsanpassung, Therapie, Rechtsberatung

Julia war früher unter dem Namen Peter bekannt. 2017 lernte sie bei der Beratungsstelle „Transgender Team Austria“ in Laa an der Thaya Sarah kennen. Die Stelle unterstützt und berät inter- und transsexuelle sowie transidente Personen aus Niederösterreich, Wien und Oberösterreich. Die Beratungssitzungen können online oder vor Ort stattfinden. Sarah arbeitet dort ehrenamtlich als Psychotherapeutin und Beraterin, genauso wie heute auch Julia sowie fünf weitere Berater und Beraterinnen neben ihren Vollzeitjobs.

Transgender Team Austria

Die Beratungsstelle ist unter: 0043/676 3751021 oder 0043/677 62516613 zu erreichen: montags bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr.

Courage* Beratungsstelle

Beratungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen unter: 0043/585 69 66 – kostenlos und anonym aus ganz Österreich.

Büro für Diversität

Das Büro für Diversität ist eine eigene Verwaltungsstelle für Vielfaltmanagement am Magistrat St. Pölten. Mehr Infos finden Sie hier

„Es kommen die unterschiedlichsten Personen mit den unterschiedlichsten Anliegen. Die einen möchten psychotherapeutische Begleitung, wo dann auch andere Professionen und Stellen wie klinische psychologische Diagnostik, psychiatrischer Konsiliardienst, ein Chirurgenteam, Hormonspezialisten und Hormonspezialistinnen oder eine Rechtsberatung eingebunden sind. Dorthin vermitteln wir dann die Personen. Andere wollen lediglich Beratungstermine, um ihre Probleme im Alltag zu besprechen“, erzählt Sarah.

Auch Personen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierung im Alltag oder in der Arbeit erfahren haben, finden in der Beratungsstelle psychosoziale Hilfe und Unterstützung: „Wir haben nicht viele Berater und Beraterinnen und machen das ja alles freiwillig. Schön wäre es, wenn es mehr finanzielle Unterstützung für Vereine wie unsere geben würde“, meint Sarah.

„Hohe Dunkelziffer bei Diskriminierung“

Rechtlichen Schutz in Form des Gleichbehandlungsgesetzes haben Homo- oder Bi-sexuelle momentan nur im arbeitsrechtlichen Bereich – nicht allerdings beim Zugang zu Gütern, Dienstleistungen und Wohnraum oder in Lokalen bzw. Taxis. „Dieser momentan herrschende gesetzliche Schutz ist nicht ausreichend“, meint Constanze Pritz-Blazek, stellvertretende Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft. Dort ist man für Fälle von Diskriminierung zuständig.

Sarah-Michelle Fuchs (l.) und Julia Teubl (r.) haben sich 2017 in der Beratungsstelle kennengelernt – Julia war damals Sarahs Klientin
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Julia (r.) war früher Klientin bei Sarah (l.) in der Beratungsstelle

Laut Gleichbehandlungsanwaltschaft sind aktuell lediglich drei Prozent aller gemeldeten Diskriminierungsfälle aus Niederösterreich Fälle aufgrund der sexueller Orientierung. „Das scheint zwar wenig, aber wir wissen aufgrund von Studien, dass es eine hohe Dunkelziffer an Fällen gibt, die nicht gemeldet werden. Wir appellieren daher an die Betroffenen, uns diese Fälle wirklich zu melden. Auch wenn wir rechtlich nicht bei allem vorgehen können, können wir so zumindest den dringenden Bedarf einer Gesetzesänderung aufzeigen“, so Pritz-Blazek, gegenüber noe.ORF.at

Ausweitung des Diskriminierungsschutzes gefordert

Seit Jahren fordert die Gleichbehandlungsanwaltschaft das sogenannte „levelling up“. Damit soll der Diskriminierungsschutz etwa aus Gründen der sexuellen Orientierung, der Religion oder des Alters auch auf Bereiche außerhalb der Arbeitswelt ausgeweitet werden. Mit „levelling up“ könne man so den rechtlichen Diskriminierungsschutz auch beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, der Zugehörigkeit beim Sozialschutz, bei sozialen Vergünstigungen und bei der Bildung gewähren, heißt es.

Anders als bei der sexuellen Orientierung ist Diskriminierung wegen des Geschlechts aber als Tatbestand im Gleichbehandlungsgesetz verankert. Sarah und Julia könnten also, sollten sie diskriminiert werden, rechtlich dagegen vorgehen. Bleibt zu hoffen, dass ihnen das in Zukunft erspart bleibt.