Vom Flughafen Wien-Schwechat aus wurde die Gruppe am Sonntag um die Mittagszeit in die ukrainische Hauptstadt Kiew geflogen. Neben den Cobra-Mitgliedern setzt sich die Einheit sich auch aus erfahrenen Mitarbeitern des Außen-, Innen- und Verteidigungsministeriums zusammen.
Es handle sich um ein „fix bereitstehendes Team unter Leitung des Außenministeriums“, sagt Bernhard Treibenreif, Direktor für Spezialeinheiten im Innenministerium, gegenüber noe.ORF.at. Schon in Friedenszeiten habe man die Personen dafür ausgesucht. „Wenn sich dann die Lage in einem Land zuspitzt, fährt das Team sofort hin“, erklärt Treibenreif. Immer wieder trainiere man diese Szenarien. Auch der Ernstfall ist den Verantwortlichen bereits bekannt – unter anderem kamen derartige Krisenteams in der Vergangenheit bereits im Libanon und in Libyen zum Einsatz.
Mehrere Einsatzszenarien denkbar
Hauptaufgabe der Experten ist die Unterstützung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der österreichischen Botschaft bei der Krisenbewältigung, etwa bei der logistischen Abwicklung bei der Ausreise von Auslandsösterreichern. Gerüstet sei man auch für den Fall einer Eskalation. „Wir unterstützen die Botschaft vor äußeren Einwirkungen und helfen, falls es zu einer Evakuierung kommt“, sagt der Leiter des Spezialkommandos. Konkret gehe es etwa darum, sichere Treff- und Sammelpunkte zu schaffen und Kommunikationskanäle offenzuhalten.
Falls sich die Krise tatsächlich weiter zuspitzt, werde man die Österreicherinnen und Österreicher in der Ukraine auch aktiv ansprechen und Unterstützung anbieten. Man stellt sich jedenfalls bei der Cobra darauf ein, dass die Mission in Kiew auch länger dauern kann, je nach dem weiteren Verlauf des Konflikts.
„Wir treffen alle Vorkehrungen, um Österreicherinnen und Österreicher zu schützen und ihnen eine sichere Ausreise zu ermöglichen“, wurde Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Sonntag in einer Aussendung zitiert. Die Situation sei ernst, jederzeit könne die Lage weiter eskalieren. Binnen kürzester Zeit könnte die Krise dann alle Landesteile betreffen, sagte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP). „Es ist davon auszugehen, dass die Ausreisemöglichkeiten in den nächsten Tagen immer geringer werden.“
Reisewarnung und Flugausfälle
Bereits am Samstag hatte das Außenministerium eine Reisewarnung für die Ukraine verhängt. Ausnahmen bestehen für die westlichen Gebiete Lemberg, Transkarpatien, Iwano-Frankiwsk und Czernowitz. Die Zwischenfälle in der Ostukraine hatten nach Mitteilung des Ministeriums zuletzt massiv zugenommen. „Es muss mit einer erheblichen Verschlechterung der Lage gerechnet werden.“ Zuvor war nur von „nicht unbedingten Reisen in die Ukraine“ abgeraten worden. Alle Österreicher sind nunmehr aufgerufen, die Ukraine mit Ausnahme der westlichen Gebiete unverzüglich zu verlassen.
Die Austrian Airlines (AUA) setzen ab Montag ihre regulären Flüge nach Kiew und Odessa vorerst bis Ende Februar aus. Flüge nach Lwiw (Lemberg) finden weiterhin statt, derzeit fliegt die AUA dreimal wöchentlich dorthin. Die Sicherheit der Passagiere, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen habe zu jeder Zeit oberste Priorität, erklärte eine Unternehmenssprecherin am Samstag. Die AUA verfolge die Lage weiterhin intensiv und stehe mit nationalen und internationalen Behörden in engem Austausch.
Die AUA-Mutter Lufthansa setzt laut dpa ebenfalls von kommenden Montag an die Flüge von und nach Kiew sowie in die ukrainische Schwarzmeerstadt Odessa aus. „Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine werden die Airlines der Lufthansa Group ihre regulären Flüge nach Kiew (KBP) und Odessa (ODS) vorerst bis Ende Februar aussetzen“, teilte das Unternehmen am Samstag auf Anfrage mit.