Der Molekularbiologe Martin Hetzer wird neuer Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg. Das beschloss das Kuratorium des Instituts in der Vorwoche, teilte das IST Austria am Montag mit. Hetzer ist seit 2004 am The Salk Institute for Biological Studies in La Jolla (US-Bundesstaat Kalifornien) tätig.
Der Informatiker Henzinger wurde 2009 zum ersten Chef des damals neuen IST Austria ernannt. Ende 2020 wurde er für eine vierte vierjährige Amtszeit ab 1. September 2021 verlängert, kündigte damals allerdings schon an, nicht alle vier Jahre an der Spitze stehen, sondern wieder in die Wissenschaft zurückkehren zu wollen: Er wird nach seinem Rücktritt Professor am IST Austria bleiben, um sich auf seine Forschung im Bereich der Informatik zu konzentrieren.
Hetzer setzte sich gegen 141 Bewerber durch
Mitte 2021 wurde die Position dann ausgeschrieben, ein Suchkomitee unter der Leitung von Kuratoriums-Mitglied Iain Mattaj wurde für die Nachfolgersuche eingerichtet – mehr dazu in IST Austria sucht Nachfolger für Präsident Henzinger (noe.ORF.at; 26.6.2021). 141 Bewerberinnen und Bewerber aus mehr als 24 Ländern haben sich für die Position beworben.
Hetzer, der 1997 in Biochemie und Genetik an der Universität Wien promovierte, wird nach über 20 Jahren wissenschaftlicher Karriere im Ausland wieder nach Österreich zurückkehren. „Ich kann es kaum erwarten, Mitarbeiter dieses dynamischen Instituts zu werden, das sich zu einer Erfolgsgeschichte der Grundlagenforschung auf höchstem Niveau entwickelt hat“, wird er in der Aussendung zitiert. Er wolle gemeinsam mit den Wissenschaftern, dem Management, allen Mitarbeitern und den Stakeholdern des Instituts „die glänzende Zukunft des IST Austria garantieren und seine internationale Strahlkraft weiter ausbauen“.
Große Pläne für die nächsten Jahre
IST-Kuratoriumsvorsitzender Claus Raidl betonte, dass sich das Gremium sicher sei, „mit Martin Hetzer den besten Kandidaten für die Präsidentschaft des Institutes gefunden zu haben. Er bringt alle Voraussetzungen mit, das IST Austria bis 2036 auf 150 Forschungsgruppen wachsen zu lassen“. Das IST wolle weiterhin zu den besten Spitzenforschungsinstituten der Welt gehören. Hetzer habe die nötige internationale Erfahrung und könne auf eine sehr erfolgreiche Forschungskarriere zurückblicken.
820 Millionen Euro investiert das Land Niederösterreich bis 2036 in das IST Austria, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gratulierte dem zukünftigen Präsidenten: „Martin Hetzer ist ein international renommierter Forscher, der eine ideale Wahl für die Weiterentwicklung des IST Austrias ist.“ An dessen derzeitigem Erfolg habe Thomas Henzinger einen großen Anteil: „Er hat in seinen Entscheidungen immer umsichtig und vorausschauend agiert und das Institut somit auf erfolgreiche Beine gestellt“, so Mikl-Leitner.
Forschungen zum Zentralnervensystem
Nach seiner Promotion ging Hetzer an das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg und wechselte 2004 an das Salk Institute, wo er 2011 Full Professor wurde. Wissenschaftlich konzentriert er sich auf grundlegende Aspekte der Alterung des Organismus, speziell des Zentralnervensystems. Er will verstehen, wie Zellen während des Alterns die Kontrolle über die Qualität von Proteinen und wichtigen Zellstrukturen verlieren – mit dem ultimativen Ziel, diese Mechanismen zu nutzen, um den altersbedingten Abbau von Organen mit eingeschränkter Zellerneuerung wie Gehirn, Bauchspeicheldrüse und Herz zu verzögern, wie es auf seiner Homepage heißt.
Hetzer hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter bereits viele Förderungen in seiner frühen Karriere, etwa ein Schrödinger- und ein APART-Stipendium, ein EMBO-Langzeitstipendium und einen ASCINA-Award des Netzwerks „Austrian Scientists and Scholars in North America“. In den USA erhielt er u.a. einen Senior Scholar Award for Aging von der Ellison Medical Foundation, einen Senior Scholar Award von der American Cancer Society und den Transformative Research Award vom National Institute of Health (NIH). Zudem ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Universität Wien.