Christian Kolonovits mit Orchester während des Konzerts „Best of Austria Meets Classic“ am 21. Juni 2018 in der Wiener Stadthalle.
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

Facettenreich: Christian Kolonovits wird 70

„Christmas in Vienna“, Jose Carreras und Wolfgang Ambros: Christian Kolonovits ist ein Mann mit vielen Facetten. Am Freitag wird der Komponist, der sich mit Tantiemen in den 1970er-Jahren ein Haus in Rotheau (Bezirk Lilienfeld) gekauft hat, 70 Jahre alt.

Den scheinbaren Widerspruch zwischen E- und U-Musik, also „ernste“ Musik und Unterhaltungsmusik, sieht der Künstler selbst nicht. Er empfinde diese Einteilung als eine Außenperspektive, wie er einmal in einem APA-Interview betonte: „Schon als Fünfjähriger habe ich E- und U-Musik gemacht, das war für mich dasselbe. Da diese Außenwelt partout darauf besteht, kämpfe ich mit großer Liebe und Inbrunst seit langer Zeit dagegen an – das auch sehr erfolgreich.“

Geboren wurde Christian Kolonovits am 25. Februar 1952 im burgenländischen Rechnitz. Bereits mit fünf Jahren begann der Sohn eines kroatischen Vaters und einer ungarischen Mutter, Klavier zu lernen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wien wechselte er an die Musikhochschule, wo er neben Klavier und Cello auch Dirigieren und Komposition studierte. Seinen Lebensunterhalt verdiente er damals bereits als Studiomusiker, Barpianist und Mitglied diverser Bands.

Mit „Hollywood“ begann 1974 die internationale Karriere

Ab den 1970er-Jahren begann sein Engagement in der entstehenden Wiener Austropopszene, unter anderem am Klavier der Band Milestones. Spätestens mit dem Hit „Hollywood“, 1974 geschrieben für Waterloo & Robinson, machte sich Kolonovits einen Namen. Mit den Tantiemen kaufte er sich ein Haus im niederösterreichischen Rotheau. In der Folge arbeitete er für praktisch die gesamte Riege der Austropopper von Georg Danzer über Peter Cornelius, von Rainhard Fendrich über Ludwig Hirsch, von STS über EAV bis zu Franz Morak.

Christian Kolonovits 2016
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Christian Kolonovits während eines APA-Interviews in Wien, Juni 2016

Mitte der 1970er erfolgte dann der Wechsel nach Deutschland, wo er zur Hitfabrik von Frank Farian stieß, der unter anderen Boney M. unter Vertrag hatte. Zugleich gründete Kolonovits seine Rockgruppe Einstein und produzierte sein Soloalbum „Life is just a carnival“.

Anfang der 1980er kehrte der Musiker nach Wien zurück und engagierte sich wiederum im Austropop – und nicht nur hier. 1977 und 1993 dirigierte Kolonovits das Orchester für den Österreichbeitrag beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. Daneben entstanden Kompositionen für Theater und Fernsehen, darunter für Xaver Schwarzenberg oder Peter Weck. Nach der Gründung seines Labels homebase-records Ende der 1990er-Jahre entstanden Produktionen wie „Ambros singt Moser“, „Ambros singt Waits“ und „Ambros Symphonisch“. Dass er stets am Puls der Zeit bleibt, belegen auch Kollaboration mit Andreas Gabalier (für dessen „MTV Unplugged“-Konzerte) oder dem Duo Seiler & Speer, das Kolonovits jüngst im Wiener Konzerthaus begleitete.

Pop, verpackt im Klassikgewand

Freunde der konzertanten Musik erschloss sich Kolonovits auch durch seine Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern. Ab 1986 entstanden unter dem Titel „Vienna Symphonic Orchestra Project“ (VSOP) gemeinsame Interpretationen von Popnummern im Klassikgewand. Hierdurch gerieten Kolonovits’ Fähigkeiten als Arrangeur verstärkt in den Blickpunkt. So schrieb er Arrangements für die „Christmas in Vienna“-Konzerte, unter anderen mit Placido Domingo, Jose Carreras und Luciano Pavarotti. Vor allem mit Carreras blieb die Bindung eng, sang der Tenor doch 2014 bei der Uraufführung von Kolonovits’ Oper „El Juez“ die Titelpartie.

Komponist und Dirigent Christian Kolonovits während der Fotoprobe
von „Antonia und der Reißteufel“ am 11. Dezember 2009 in
der Volksoper in Wien
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Der Komponist und Dirigent Christian Kolonovits während der Fotoprobe von „Antonia und der Reißteufel“ am 11. Dezember 2009 in der Volksoper Wien

Auch für das Eröffnungskonzert der Weltausstellung in Hannover im Jahr 2000 wurde Kolonovits engagiert, bevor er 2003 die künstlerische Leitung der Linzer Klangwolke übernahm und der ORF ihn als künstlerischen Gesamtleiter der Gala „90 Jahre Burgenland“ anheuerte. Zur 100-Jahr-Feier seines Heimatbundeslandes arrangierte er im Vorjahr die Landeshymne neu.

Von den Tiger Lillies über „Vivaldi“ bis Seiler und Speer

2004 gründete er das Festival Vox Pannonica, für das er Musicals wie „Coming home“ oder „Csaterberg“ schrieb. Für die Vereinigten Bühnen Wien lieferte der Komponist das Musical „Die Habsburgischen“, für die Volksoper das erfolgreiche Kinderstück „Antonia und der Reißteufel“. An der Bühne am Gürtel feierte 2017 auch „Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit“, sein Musical über den italienischen Barockkomponisten, Uraufführung.

Christian Kolonovits am 9. Februar 2022 während des Konzerts „Red Bull Symphonic“ – Seiler & Speer mit Christian Kolonovits & Orchester im Konzerthaus in Wien
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Christian Kolonovits beim Konzert „Red Bull Symphonic“ – Seiler und Speer mit Christian Kolonovits & Orchester im Konzerthaus in Wien, 9. Februar 2022

Darüber hinaus arbeitet Kolonovits auch weiterhin im Filmbereich und steuerte 2008 etwa zu Philipp Stölzls „Nordwand“ den Soundtrack bei. Und nicht zuletzt ist der Musiker auch mit der englischen Kultband Tiger Lillies eng verbunden. So war er an deren Produktion von „The Little Match Girl“ ebenso beteiligt wie an „Die Weberischen“ oder „Woyzeck & Tiger Lillies“.

Die Vielseitigkeit des Komponisten dürfte ihm wohl auch künftig nicht abhandenkommen, steht nach den Seiler-und-Speer-Auftritten doch schon das nächste popmusikalische Highlight an, wenn er für ein Konzert von Rainhard Fendrich im Ehrenhof von Schloss Schönbrunn ein Orchester dirigieren wird. Und offen für weiteres ist Kolonovits ohnedies immer, wie er gegenüber der APA einst unterstrich: „Eigentlich habe ich mein Leben immer so gestaltet, dass ich gewartet habe, wo es mich hinführt. Da bin ich sehr buddhistisch veranlagt und versuche, angstfrei in der Gegenwart zu leben.“ Für seine Leistungen wurde Kolonovits u.a. 2005 mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien, 2013 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 2018 mit einer Platin-Romy für sein Lebenswerk ausgezeichnet.