Bild des Gasthauses in St. Johann am Steinfelde
Christoph Koller
Christoph Koller
Chronik

Ternitz: Polizeischutz nach Razzien

Ein Wirt, der Corona-Maßnahmen ablehnt und unter seinen Gästen auch Neonazis begrüßt: Nach mehreren Polizeieinsätzen in einem Lokal in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) fühlen sich Bürger verunsichert und der Bürgermeister steht unter Polizeischutz.

Kurz vor dem ersten Lockdown kam der neue Wirt in die Stadtgemeinde und eröffnete im ehemaligen Traditionsgasthaus „St. Johannerhof“ sein Lokal „Siga Siga“. Der Wirt ist bekennender Maßnahmen-Gegner und weigerte sich bereits im vergangenen Jahr 2-G und die Maskenpflicht zu kontrollieren. Über Lokalzeitungen richtete ihm Bürgermeister Rupert Dworak (SPÖ) damals aus, dass er sich so sein eigenes Grab schaufle.

„Ich war eigentlich sehr enttäuscht, dass er dann so reagiert hat, dass ich auf den Sozialen Medien beschimpft, beflegelt und auch verfolgt wurde, was dazu geführt hat, dass man da mittlerweile vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismus beraten wird. Was sehr unangenehm ist, speziell für die Familie, wenn man darauf hingewiesen wird, wie man sich zu verhalten hat, wenn man in die Garage fährt, ob das Auto verfolgt wird, ob in der Früh die Radmuttern noch angezogen sind“, sagt Dworak gegenüber der ZIB 2.

Polizei spricht von „Parallelgesellschaft“

Im November stellten der Wirt und seine Frau nach zahlreichen Strafen das Gewerbe ruhend – bis heute haben sie aber einen aufrechten Mietvertrag und empfangen Gäste gegen Geldspenden. Auch die Polizei stattete dem Lokal zuletzt mehrere Besuche ab, bei der letzten Kontrolle gab es 64 Anzeigen. Neben teils bekannten Maßnahmengegnern war auch der verurteilte Neonazi Gottfried Küssel unter den Gästen. Mittlerweile ermittelt das Landesamt für Verfassungsschutz.

„Sie versuchen hier, Personen zu rekrutieren für ihre Ideen und letztendlich eine Parallelgesellschaft zu gründen“, sagt Johann Baumschlager im Gespräch mit ORF-Reporter Christoph Bendas.

Angst vor Parallel-Gesellschaft in Ternitz

Der Wirt eines griechischen Restaurants in der niederösterreichischen Stadtgemeinde Ternitz ist bekennender Gegner der CoV-Maßnahmen und hatte sich geweigert, 2-G-Kontrollen durchzuführen. Das hatte regelmäßige Polizeikontrollen zur Folge und hat nun auch den Verfassungsschutz auf den Plan gerufen, denn bei einer dieser Kontrollen saß der verurteilte Neonazi Gottfried Küssl im Lokal. Die Bewohner haben nun Angst vor einer Parallelgesellschaft.

Wirt: „Habe mit dieser Nazi-Geschichte nichts zu tun“

Auch Wirt Ioannis Paralaiogaros empfing das ORF-Team zum Interview. Mittlerweile hat er Strafen in der Höhe von 30.000 Euro wegen Verstößen gegen Corona-Maßnahmen. Er sieht sich als Opfer der Behörden: Der Bürgermeister habe persönlich etwas gegen ihn. Die auffällige Schriftweise der beiden S in seinem Lokalnamen sei Zufall, so der Wirt und Gottfried Küssel habe er gar nicht gekannt. „Ich bin ein Grieche, ich habe mit dieser Nazi-Geschichte überhaupt nichts zu tun. Ich lebe hier und jetzt in der Realität und was vor 50 Jahren, 100 Jahren oder 2.000 Jahren war, interessiert mich nicht. Es spielt keine Rolle in meinem Leben.“

Bedroht habe er den Bürgermeister nicht. „Also, wenn ich zu Ihnen sage, dass Sie eine Pfeife sind, fühlen sie sich von mir bedroht? Würden Sie Polizeischutz suchen?“, so Paralaiogaros.

Bewohner zeigen sich ablehnend

Viele der Bewohnerinnen und Bewohner von St. Johann, jenem Ortsteil von Ternitz in dem sich das Lokal befindet, erzählen, dass sie sich von den Vorgängen im „Siga Siga“ bedroht fühlen. „Der Parkplatz ist voll, aber keine Autos aus dem Bezirk. Also offensichtlich entwickelt der einen Sog weit über unsere Grenzen hinaus, in eben dieser Szene, der rechtsradikalen Szene“, sagt ein Anrainer. Eine Frau fordert: „Ich lehne das ab, ich will das nicht und möchte wieder mein Dorf zurück, sagen wir es einmal so.“ Der Wirt möchte weiter „Freunde“ bei sich bewirten – während der Verfassungsschutz weiter ermittelt.