RIED,AUSTRIA,07.AUG.21 – SOCCER – ADMIRAL Bundesliga, SV Ried vs FC Admira Wacker Moedling. Image shows a feature with the half time kids. Photo: GEPA pictures/ Manuel Binder
GEPA pictures/ Manuel Binder
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Sport

Nachwuchsfußball kämpft mit Trainermangel

Niederösterreichs Fußball kämpft seit Beginn der Pandemie mit einem Rückgang an Nachwuchsmannschaften. In den vergangenen zwei Jahren mussten etwa 100 Kinder- und Jugendteams aufgelöst werden – auch wegen fehlender Betreuerinnen und Betreuer.

In der Bundesliga rollt er schon wieder und in nur wenige Wochen erwacht auch der Amateurfußball in Niederösterreich aus dem Winterschlaf. Die Vorfreude auf Tore ist bei vielen groß. Doch zwei Jahre Pandemie sind auch an kleinen Vereinen nicht spurlos vorübergegangen. Viele Klubs mussten im Nachwuchsbereich eine oder gleich mehrere ihrer Mannschaften abmelden. Grund sind aber nicht zu wenige Kinder, sondern zu wenige Trainerinnen und Trainer, wie sich auch bei einem Lokalaugenschein in Markersdorf bei St. Pölten und in St. Andrä-Wördern (Bezirk Tulln) zeigte.

Von einem Mangel an begeisterten kleinen Kickern ist hier nichts zu spüren. In St. Andrä-Wördern sind in den Jahrgängen 2011 bis 2016 über 60 Kinder im Verein angemeldet. Für den Klub aus der 1. Klasse Nordwest sind das doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. „Was die Kinder betrifft, haben wir erfreulich starken Zuwachs, aber bei der Trainersuche tun wir uns wesentlich schwerer“, erklärte Nachwuchsbetreuer Andreas Moritz gegenüber noe.ORF.at. „Wir schaffen es derzeit nicht, Erwachsene zu finden, die die Freizeit und Begeisterung aufbringen wollen. Das könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass wir Kinder wieder wegschicken müssen.“

EUGENDORF,AUSTRIA,20.MAY.20 – SOCCER – tipico Bundesliga, FC Red Bull Salzburg, training with amateur clubs after lightening the restrictions due to the SARS-CoV-2 crisis, corona crisis. Image shows kids. Photo: GEPA pictures/ Jasmin Walter
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In Niederösterreich gibt es derzeit knapp 1.500 Kinder- und Jugendmannschaften. Nach einem Einbruch zu Beginn der Corona-Pandemie stabilisierten sich die Zahlen zuletzt wieder.

Ähnliches ist in der 1. Klasse West/Mitte zu hören, wo der Betreuermangel am Beispiel des USC Markersdorf deutlich wird. Auf die Befürchtung, durch Lockdowns und Einschränkungen ganze Jahrgänge an Kindern zu verlieren, folgte nach den Lockerungen ein Zulauf, mit dem niemand rechnete.

„Wie unser Training wieder begonnen hat, sind plötzlich Kinder aufgetaucht, von denen wir gar nicht gewusst haben, dass es sie gibt“, so U11-Trainer Georg Hiesberger. „Wir könnten locker zwei Mannschaften mehr in Meisterschaften antreten lassen. Aber ohne Trainer oder, einfach gesagt, Menschen, die mit Herz bei der Sache sind, geht’s eben nicht.“

Mangel hat vielfältige Gründe

Die Ursachen für den Engpass im Nachwuchsbereich seien nicht konkret festzumachen. Allein die Faktoren Zeit und Aufwand dürften für viele abschreckend wirken. „15 bis 20 Stunden pro Woche gehen da schon drauf“, rechnete Hiesberger vor. „Trainingsplanung, Trainingsgestaltung und zusätzlich die Spiele am Wochenende bringt nicht jeder mit Beruf und Familie unter einen Hut.“

Manche würden es ein halbes Jahr probieren und danach wieder aufhören oder auch zu größeren Klubs abwandern, um privat erworbene Ausbildungen dann auch in professionellerem Rahmen anwenden zu können. Wie etwa Edin Suljicic, der Markersdorf Richtung Zweitligist und Kooperationspartner SKN St. Pölten verließ. „Auch wenn es mir wehgetan hat, meine U13 aufzugeben, klafft das Niveau der Kinder in kleinen Vereinen oft so weit auseinander, dass ich mit meinem Erlernten nicht weit komme. Ein größerer Klub war für mich daher der logische nächste Schritt.“

VIENNA,AUSTRIA,26.AUG.21 – WOMEN SOCCER – Planet Pure Frauen Bundesliga, season opening, press conference. Image shows Johann Gartner (OEFB). Photo: GEPA pictures/ Michael Meindl
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Für Niederösterreichs Fußballverbandspräsident Johann Gartner ist jede offene Trainerstelle vor allem im Nachwuchs eine zu viel

Auch in Niederösterreichs Fußballverband sei man sich des Problems bewusst, versicherte Präsident Johann Gartner. Er begrüße nach zwei Jahren Pandemie den Aufwärtstrend im Nachwuchsbereich und auch die Rückkehr der Initiativen im Schulsport. Um dem Mangel an Betreuerinnen und Betreuern entgegenzuwirken, bedürfe es höherer Entschädigungen und besserer Rahmenbedingungen.

„Vereine zahlen derzeit, wenn überhaupt möglich, maximal 540 Euro im Monat. Ein Betrag, der seit einem Jahrzehnt nicht mehr angehoben wurde und allein dem Geldwertverlust entsprechend um 20 Prozent erhöht werden müsste. Dazu ergeben sich hier auch Steuerfragen. Da im Kinderfußball aber selten die Bezahlung im Vordergrund steht, braucht es auch neue Ansätze, was Haftungen oder die Ausbildung betrifft.“

Insgesamt sei hier der Bund gefordert, Vorschläge der Landesverbände aufzugreifen. In Markersdorf und St. Andrä-Wördern hofft man, dass zusätzliche Anreize bald die Lücke an Nachwuchsbetreuern schließen. Zudem ist da wie dort auch ohne Trainerschein jede Hilfe willkommen.