Josef Hader und Karl Leopold Furtlehner
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Kultur

Josef Hader: „Amateur“ unter halben Männern

Zu seinem 60. Geburtstag hat Josef Hader keine Interviews gegeben. Anlässlich der Filmpremiere „Halbmännerwelt“ in St. Pölten outete er sich mehrfach als Mensch, der sich nicht in den Mittelpunkt drängt. Sich selbst bezeichnete er sogar als Amateurschauspieler.

Dass Josef Hader zu seinem 60. Geburtstag keine Interviews gab, verwunderte wenig, zumal er wahrlich nicht dafür bekannt ist, sich in den Mittelpunkt zu drängen. Das fiel auch bei der Premiere von „Halbmännerwelt“ im Cinema Paradiso in St. Pölten wieder eindrücklich auf. In der niederösterreichischen Independent-Komödie spielt Hader eine Nebenrolle und dieser entsprechend ließ er sämtlichen Hauptrollenschauspielern den Vortritt, als sie der Reihe nach zur Premiere in den Kinosaal kamen.

Hader habe sich nahtlos in das kleine Filmteam eingefügt, erzählte Karl Leopold Furtlehner – Regisseur, Drehbuchautor und auch Schauspieler – von den gemeinsamen Dreharbeiten. „Er hat ein unglaublich gutes Gespür, um mit dem restlichen Team – sei es vor oder hinter der Kamera – zusammenzuarbeiten. Und da merkt man einfach, dass er ein Vollprofi ist.“

Mit dem Begriff des Vollprofis wollte sich Hader auf Nachfrage wenig identifizieren. „Ich bin kein Profi! Ich bin keiner, der ständig Filme macht oder der die Filmschauspielerei je gelernt hätte. In diesem Sinn bin ich auch eher Amateur, wenn man weiß, dass das von ‚amare‘, also ‚lieben‘, kommt. Und an einem österreichischen Kinofilmteam ist das Besondere, dass dort viele Liebende sind, die ohne große Allüren zusammenarbeiten. Insofern war der Unterschied zwischen diesem Film und jenen, in denen ich sonst arbeite, gar nicht so groß.“

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Halbmännerwelt
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Der Film spielt in Nöchling im südwestlichen Waldviertel. Gedreht wurde außerdem in den niederösterreichischen Gemeinden Yspertal, Hofamt Priel, Persenbeug, Ybbs an der Donau und Emmersdorf (alle Bezirk Melk) sowie in Mauer-Öhling (Bezirk Amstetten) und in der oberösterreichischen Gemeinde St. Nikola (Bezirk Perg).
Halbmännerwelt
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Sämtliche Hauptcharaktere der Komödie – alle übrigens von Laiendarstellern gespielt – stellt das Leben vor große Herausforderungen
Karl Leopold Furtlehner im Interview
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Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Schauspieler Karl Leopold Furtlehner kennt Josef Hader seit vielen Jahren. „Halbmännerwelt“ ist die vierte Zusammenarbeit der beiden.
Filmpremiere „Halbmännerwelt“ mit Josef Hader und Karl Leopold Furtlehner
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Bei der Premiere im St. Pöltner Cinema Paradiso erzählten Hader und Furtlehner, dass sie einander ihre Drehbücher gegenseitig zur „Beratung“ lesen lassen

Als Antiheld in guter Gesellschaft

„Halbmännerwelt“ rankt sich um die Freundschaft zweier Männer, die Regisseur Furtlehner zufolge „durchs Leben scheitern“. Sowohl bei der in der Handlung thematisierten Arbeitslosigkeit und Antriebslosigkeit der Protagonisten als auch bei einem Problem mit der Trinkwasserversorgung des Ortes schwingt beim Zusehen die Frage mit, welchen Anteil ihres Unglücks die Protagonisten selbst zu verantworten haben. „Wir bedienen damit keine klassischen Männerklischees“, so Furtlehner, der mit seiner Komödie „ganz klar auf Antihelden“ setzt.

Die mit Josef Hader prominent besetzte Nebenrolle eines grummeligen, aber letztlich hilfsbereiten Dorfgastwirts habe ihn „einfach angesprochen“, erzählt er im Interview mit noe.ORF.at und bezeichnet sich als „Spezialist für ältere gebrochene Herren. Das ist das Einzige, was ich kann, und davon gibt es einige im Film. Da bin ich nicht der Einzige“. Damit er eine Rolle annimmt, müsse in erster Linie das Drehbuch passen „und es muss etwas in mir zum Klingen bringen“ – ob es sich dabei um eine Kleinproduktion wie „Halbmännerwelt“ handle oder nicht, sei für ihn nicht vordergründig.

Film spielt in Haders ehemaligem Heimatort

Doch nicht nur die Rolle sagte Josef Hader zu. Der Film wurde in Nöchling (Bezirk Melk) im südwestlichen Waldviertel gedreht, wo Hader aufgewachsen ist. Zudem kennen er und Furtlehner einander schon seit vielen Jahren. „Halbmännerwelt“ ist bereits ihre vierte Zusammenarbeit.

Dass der Film mit kaum Budget auf die Beine gestellt wurde und alle restlichen Beteiligten die Produktion neben ihren Brotberufen in der Freizeit organisierten, „davor habe ich großen Respekt“, so Hader. „Jeden sogenannten Publikumsliebling, der sudert, weil er zwei Stunden länger arbeiten muss, sollte man mit Karl auf ein Bier schicken, damit er ihm erzählt, wie das ist.“

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Josef Hader
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In „Halbmännerwelt“ spielt Josef Hader die Nebenrolle des Dorfgastwirts Lois, der den beiden Hauptdarstellern im Lauf des Films noch in anderer Funktion behilflich wird
Filmpremiere „Halbmännerwelt“
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Zur Premiere in St. Pölten kam auch das Filmteam – am Bild die vier Schauspieler Wolfgang Steinacher, Josef Hader, Karl Leopold Furtlehner und Gerhard Haubenberger (v.l.)
Josef Hader im Interview
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Josef Hader bezeichnet sich als „Amateur“, weil er die Filmschauspielerei nie gelernt habe – und er lacht dabei!

Letzte große Geburtstagsfeier als Teenager

Angesprochen auf seinen Geburtstag sagte er: „Ich bin gerade erst im Gespräch mit ehemaligen Lehrern aus meiner Schule in Melk draufgekommen, dass der letzte Geburtstag, den ich groß gefeiert habe, mein 18. war.“ Auch ein Jubiläum sei kein Grund für ihn, sich medial dazu zu äußern, „weil ich auf dem Standpunkt stehe, dass ich mit meinen Projekten in die Medien komme. Dazwischen brauche ich das nicht“. Andernfalls bekäme er das unangenehme Gefühl eines „älteren Prominenten, der sich irgendwo mit seinem Geburtstag hineindrängt, und dieses Gefühl möchte ich nicht haben“.

Seine Geburtstage seit seiner Jugend verbringt er daher im „intimen Rahmen“. Anstatt „mit vielen Menschen wenig zu reden, unterhalte ich mich lieber mit wenigen richtig“. Darauf angesprochen, ob er sich mit dem Begriff des Tiefstaplers identifizieren könne, überlegte Hader lange, um sich dann einen „Realisten“ zu nennen – „in allem, was ich mache. Bei anderen geht es mir wahnsinnig auf die Nerven, wenn sie groß daherreden und sich aufplustern. Und weil ich das an ihnen nicht mag, mag ich es an mir selbst auch nicht.“