Der Riss der Hirschkuh in Dorfstetten löste erhebliches Aufsehen aus, zumal er nur wenige Meter von der Siedlung entfernt geschah. Seitdem seien die Bewohnerinnen und Bewohner der kleinen Waldviertler Gemeinde verunsichert, so Bürgermeister Alois Fuchs (Bürgerliste Dorfstetten) gegenüber noe.ORF.at: „Die Bewohner haben natürlich Angst um sich selbst und um ihre Kinder und Familienangehörigen.“ Die Unbefangenheit bei Spaziergängen im Wald „wurde weggenommen“, meint Fuchs, „hoffentlich wird das bald wieder besser“.
Zwei bestätigte Wolfsrudel leben derzeit in Niederösterreich: Eines davon befindet sich am Truppenübungsplatz in Allentsteig (Bezirk Zwettl), das zweite lebt ebenfalls im Waldviertel. Beim „Dorfstettener Wolf“ handelt es sich allerdings um einen Einzelgänger. Die DNA-Probe habe gezeigt, dass er nicht zu den bekannten Rudeln gehört, bestätigt Sylvia Scherhaufer, Geschäftsführerin des Niederösterreichischen Landesjagdverbandes.
Wolf könnte bereits weitergezogen sein
Der Wolf gehöre einer Art an, bei der die Männchen wie die Weibchen bis zu 1.000 Kilometer weit wandern, so Scherhaufer. Deswegen könne die genaue Anzahl der Wölfe im Land auch nur schwer erfasst werden. Wölfe aus Niederösterreich seien in der Vergangenheit auch schon wieder in Polen aufgetaucht, auch der Wolf aus Dorfstetten könnte bereits weitergezogen sein: „Es kann durchaus sein, dass er schon längst wieder weg ist“, sagt Scherhaufer.
Immer wieder werden Wolfssichtungen in Wohngebieten gemeldet, zuletzt beispielsweise auch in Kleinpertenschlag (Bezirk Zwettl). Vermehrte Vorfälle gebe es laut Landesjagdverband allerdings nicht: Man beobachte den Wolf zwar vor allem in Revieren im Waldviertel, mehr Wolfsrisse als üblich gab es jedoch zuletzt nicht, erklärt Scherhaufer.

Erst in den letzten Jahren nahm man den Wolf in Dorfstetten und der umliegenden Region wieder öfter wahr, heißt es im Ort. Ein großes Thema sind Wolfssichtungen immer in der Landwirtschaft. „Der Wolf treibt manche Wildtiere aus dem Wald hinaus“, so Landwirt Stefan Haller gegenüber noe.ORF.at. Die Wildtiere würden so an den Rand des Waldes in sein Gebiet laufen und Fraßschäden anrichten.
Gedanken macht sich Haller auch um seine Kälber, die er oft gemeinsam mit den Mutterkühen auf der Weide laufen lässt. „Eine Kuh wird der Wolf nicht reißen, aber ich glaube, mit einem Kalb würde die Situation nicht gut ausgehen.“
Richtiges Verhalten bei Wolfssichtung
Bei einem Waldspaziergang tatsächlich auf einen Wolf zu treffen sei laut Expertinnen und Experten sehr unwahrscheinlich. Im Normalfall sind Wölfe scheue Tiere und begeben sich nicht in menschliche Nähe.
Sollte man trotzdem einem Wolf begegnen, rät der Naturschutzbund dazu, stehenzubleiben und den Wolf im Blick zu behalten. Falls dieser daraufhin unerwarteterweise immer noch nicht die Flucht ergreift, wird empfohlen, laut zu sprechen, zu schreien oder in die Hände zu klatschen. Damit könne man die Tiere verschrecken und zur Flucht bewegen.