Kochfeld eines Gasherdes
ORF.at/Carina Kainz
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Chronik

Keine Engpässe, aber Notfallszenarien

Seit Beginn des Ukraine-Krieges wachsen die Bedenken in puncto Versorgungssicherheit. Immerhin ist Russland wichtigster Gas-Lieferant und die Ukraine wichtiger Getreide-Produzent. Vorerst erwartet man keine Engpässe, diskutiert aber Notfallszenarien.

Die Gasreserven werden für die nächsten Wochen reichen und auch Hamsterkäufe seien absolut nicht notwendig, sagt der für den Katastrophen-Schutz zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) im „NÖ heute“-Interview. Dennoch betrifft der Ukraine-Krieg die Versorgung mit Energie und Lebensmittel, war bei einer Lagebesprechung zum Thema Versorgungssicherheit am Dienstagnachmittag deutlich zu hören.

Groß ist vor allem die Abhängigkeit von russischem Erdgas. Etwa 80 Prozent des Gases, das in Niederösterreich verbraucht wird, kommt von dort. Laut EVN sind die heimischen Speicher derzeit nur noch zu 18 Prozent gefüllt. Das sei für diesen Winter zwar ausreichend, betonen sowohl EVN als auch Pernkopf, trotzdem wurden auch Notfallszenarien für den Fall, dass Russland plötzlich kein Gas mehr liefern sollte, besprochen.

Pernkopf zur aktuellen Versorgungssituation

Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf spricht mit Claudia Schubert über die Sicherheit der Energieversorgung und der Versorgung mit Lebensmitteln.

Bei Gas-Stopp könnten Betriebe abgeschaltet werden

„Wenn der Gashahn abrupt abgedreht wird, werden wir auf die Energielenkung zurückgreifen, die bundesstaatlich geregelt ist“, sagt EVN-Vorstand Franz Mittermayer. Dadurch würden bestimmte Betriebe ausgeschaltet, um die Versorgungssicherheit sowohl für die Haushaltskunden als auch für die Stromversorgung aufrecht zu erhalten. „Wenn wir das nicht machen, haben wir ein zweites und noch größeres Problem“, so Mittermayer. „Dann haben wir einerseits zu wenig Gas und andererseits zu wenig Strom.“

Als Problem sieht Pernkopf auch, dass es bis dato keine vom Staat vorgeschriebene strategische Gasreserve gebe. Das werde derzeit in Deutschland diskutiert und müsse auch für Österreich kommen. Hintergrund ist, dass wegen der hohen Gaspreise im vergangenen Sommer weniger als üblich gespeichert worden war.

Auswirkungen auf landwirtschaftlichen Weltmarkt

Der Ukraine-Krieg betrifft allerdings nicht nur die Versorgungssicherheit mit Gas, sondern auch die Landwirtschaft. Immerhin ist die Ukraine einer der größten Getreide-Produzenten weltweit und laut Pernkopf auch Standort zahlreiche Düngemittelfabriken. Dass diese nun geschlossen sein und der vor der Türe stehende Frühjahrsanbau durch den Krieg in Gefahr sei, werde massive Auswirkungen auf den europäischen und den Weltmarkt haben.

Lieferausfälle könnten von der heimischen Landwirtschaft kompensiert werden, wurde bei der Lagebesprechung betont. Auch die Versorgung mit Fleisch und Milch sei gesichert. Die massive Steigerung im Bereich der Betriebsmittel – Gas, Öl aber auch Pflanzenschutzmittel – werde aber „am Ende des Tages dazu führen, dass die Preise steigen werden“, sagt der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Johannes Schmuckenschlager.

Hamsterkäufe „nicht notwendig“

Um die Versorgung auch in Zukunft gewährleisten zu können, geht es jetzt darum, einen Plan zur „strategischen Versorgungssicherung im Sinne der wirtschaftlichen Landesverteidigung“ zu erarbeiten, so Schmuckenschlager. Sowohl er als auch Pernkopf betonen dahingehend die Bedeutung von regionaler Produktion.

Hamsterkäufe seien jedenfalls nicht notwendig, heißt es. Die heimische Wirtschaft und Landwirtschaft würden die Versorgung kurz- und mittelfristig absichern. Angesprochen auf Aussagen des Niederösterreichischen Zivilschutzverbandes, der am Dienstag zum Anlegen eines Lebensmittelvorrates geraten hatte, sagt Pernkopf: „Es ist nicht notwendig, große Mengen irgendwelcher Artikel zu kaufen.“