AKW Saporischschja
APA/Planet WebsPBC
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Ukraine-Krieg

AKW-Angriff „würde keinen Sinn machen“

Nach dem Beschuss des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischija wächst die Sorge um die nukleare Sicherheit. Der Kommandant der ABC-Abwehr in Korneuburg meint, ein gezielter Angriff würde keinen Sinn machen. Das hätte für beide Seiten nur negative Konsequenzen.

Der Beschuss und ein darauf folgender Brand im Atomkraftwerk Saporischija sorgte Freitagfrüh für Schreckmomente. Zwar stellte sich später heraus, dass kein Reaktor, sondern ein Trainingszentrum getroffen worden war und der Brand gelöscht werden konnte, doch die Sorge um die nukleare Sicherheit ist groß.

Das ABC Abwehrzentrum des Bundesheeres in Korneuburg beobachtet die Situation. Informationen über eine erhöhte Strahlungsbelastung gebe es nicht, heißt es. Schäden durch Kampfhandlungen an Kernkraftwerken könne man zwar nicht ausschließen, die ukrainischen Kernkraftwerke seien aber modernisiert worden und sollten einer unabsichtlichen Schädigung durch Kriegshandlungen standhalten, sagt Jürgen Schlechter, Kommandant des ABC-Abwehrzentrums, gegenüber noe.ORF.at.

Jürgen Schlechter
ORF
Jürgen Schlechter, Kommandant des ABC-Abwehrzentrums

Ähnlicher Fall wie Tschernobyl sehr unwahrscheinlich

Damit es überhaupt zu einem ähnlich verheerenden Störfall wie vor mehr als 30 Jahren in Tschernobyl kommen könnte, müsste „schon sehr viel passieren“, meint Schlechter. Von einem rationalen Gesichtspunkt aus betrachtet würde es außerdem keinen Sinn machen, Kernkraftwerke gezielt anzugreifen, um Radioaktivität freizusetzen, betont er.

Immerhin hätten „beide Konfliktparteien in Wahrheit ein Interesse an einem Gelände, kein Interesse an einem verstrahlten Gelände“, so Schlechter. Käme es zu einer atomaren Katastrophe, würden bei der derzeitigen Windsituation zudem Soldaten und Betroffene beider Konfliktparteien kontaminiert werden.

Frühwarnsystem würde rechtzeitig warnen

In Österreich könne man die Veränderungen der Strahlenbelastung rasch erkennen, sagt Schlechter: „Wir haben derzeit noch die Möglichkeit, mittelbar auf ein Sensornetzwerk der Ukraine zuzugreifen. Und es gibt natürlich auch entsprechende Kontrollmechanismen der Internationalen Atomenergiebehörde.“

Heutzutage könne man eine erhöhte Strahlenbelastung außerdem viel schneller erkennen als noch vor 30 Jahren. Das Frühwarnsystem in Österreich würde selbst bei einem minimal erhöhten Wert, der noch keine Auswirkung auf die Gesundheit hätte, Alarm schlagen, beruhigt der Kommandant.